Florian Gossow ist schon der siebte Trainer, der in 2014 für den glücklosen Fußball-Oberligisten FC Elmshorn tätig wird

Elmshorn. Als hätte er es geahnt, eines Tages an der Wilhelmstraße zu landen. Am dritten Oberliga-Spieltag siegten die Fußballer von Germania Schnelsen mit Florian Gossow, 41, als Trainer beim FC Elmshorn 1:0. Gossow bezeichnete den verdienten Schnelsener Sieg zur allgemeinen Überraschung als „glücklich“. Zwei Wochen später war er als Germania-Coach nicht mehr erwünscht. Nun geht der Kampf um den Klassenerhalt für ihn von vorne los, aber in Diensten des FC Elmshorn, wo alle aufbauenden Worte bislang ihre Wirkung verfehlten.

„Wir haben Florian Gossow unwiderruflich bis zum Saisonende als Cheftrainer verpflichtet, verbunden mit der beiderseitigen Absicht einer langfristigen Zusammenarbeit“, erklärte FCE-Präsident Michael Homburg nach einem Treffen in seinem Wintergarten. Mit im Raum saßen FCE-Vorstandsbeisitzer Helge Werner Melzer und der Deutsch-Albaner Jeton Arifi, zentraler Mittelfeldspieler, 29, der neben den inzwischen beim FCE gelandeten Jürgen Tunjic und Goran Domazet in Schnelsen nach Gossows Entlassung die Flucht angetreten hatte.

In den Verhandlungen setzte Gossow durch, dass auch Arifi vom seit zwölf Partien sieglosen Tabellenvorletzten verpflichtet wird. In welcher Form er mit Sven Tepsic weitermacht, wollte er nach einem ersten Kennenlernen am Montag, 27. Oktober, entscheiden. Tepsic hatte als Assistent des zurückgetreten Bernd Ruhser gearbeitet und das Team beim 2:3 gegen Altona alleinverantwortlich betreut. „Beide sollen ihre Vorstellungen austauschen und dann entscheiden, wie es weitergeht“, schlägt Michael Homburg vor. „Grundsätzlich bin ich bereit, wieder als Co-Trainer tätig zu sein“, versichert Tepsic.

Bereits Ende August war der damalige sportliche Leiter des FCE, Bert Ehm, an Gossow herangetreten. „Da saß die Enttäuschung über das Ende in Schnelsen und das Verhalten des Germania-Vorstands aber noch zu tief. Ich wollte mich ursprünglich eigentlich nicht sofort auf ein neues, ungewisses Abenteuer einlassen“, sagt der Geschäftsmann, der am Hamburger Glockengießerwall einen Reinigungsdienst mit 20 Angestellten führt und mit der vierköpfigen Familie (zwei Söhne im Alter von sieben und zehn) in Tangstedt (Kreis Segeberg) lebt. Vor allem Jürgen Tunjic hätte ihn dann immer wieder ermuntert, sich auf Gespräche mit den Elmshornern einzulassen. „Allerdings holen wir in Elmshorn keine Meinung der Spieler ein, wenn es um leitende Positionen geht. Wir haben unser eigenes Urteil gebildet“, so Michael Homburg.

Gossow ist im Kreis Pinneberg kein unbeschriebenes Blatt. Am 8. November 2010 übernahm er TBS Pinneberg in der Bezirksliga auf einem Abstiegsplatz, um mit dem Team 2012 in die Landesliga zu klettern und die Kreisstädter sicher in der zweithöchsten Hamburger Spielklasse zu etablieren. Nach seinem Abschied von der Müssentwiete am Ende der Saison 2012/13 wurde er Co-Trainer des SC Victoria in der Regionalliga, wo zwischenmenschlich alles bestens harmonierte, nach einem halben Jahr aber trotzdem die Trennung wegen unterschiedlicher sportlicher Vorstellungen erfolgte. Für Germania war er vom 1. Januar 2014 bis zum 29. August 2014 tätig.

Dem Nichtraucher und Gegner alkoholischer Getränke, Inhaber der Trainer B-Lizenz, werden ausgezeichnete Kontakte im Hamburger Amateur-Fußball nachgesagt. Diese Kontakte rühren aus seiner Zeit her, als er sich im Nachwuchsbereich für den SC Concordia (Hamburger Meister), Eintracht Norderstedt, den Niendorfer TSV und den FC St. Pauli engagierte. Gossow freut sich auf eine „reizvolle Aufgabe“ – wie vor ihm allerdings auch Reza Khosravinejad, Bernhard Schwarz und Bernd Ruhser, die der FCE in den vergangenen Monaten verschliss.

Nach Achim Hollerieth, der am 4. Januar den Laufpass bekam, sowie den Interimslösungen Helge Werner Melzer und Sven Tespsic ist Gossow der siebte Trainer, den der FC Elmshorn im aktuellen Kalenderjahr beschäftigt. „Hoffentlich der letzte“, lautet der Wunsch der Anhängerschaft.