Führungsspieler des Wedeler Pro-B-Basketballclubs geht kurz vor dem Prestigeduell mit den Itzehoe Eagles. Mehrere Spieler sollen ihn nun ersetzen

Wedel. Spätestens seit dem 77:60 über Citybasket Recklinghausen im Pro-B-Punktspiel gibt es im Umfeld des Basketballclubs SC Rist nur noch ein Thema. Am Freitag, 17.Oktober (Spielbeginn: 19.30 Uhr), gastiert der Liga-Neuling SC Itzehoe Eagles zum ersten Holsteiner Duell der dritthöchsten Spielklasse in der Wedeler Steinberghalle. Doch die Vorfreude auf volle Ränge, gute Stimmung und viele Körbe ist zumindest beim Gastgeber derzeit getrübt, denn der Flügel- und Aufbauspieler Marvin Boadu und sein bisheriger Verein gehen künftig getrennte Wege. Boadu gehörte schon gegen Recklinghausen nicht dem Kader an.

„Ich glaube, dass dies sowohl für Marvin als auch für unser Team die beste Lösung ist“, sagt Rist-Headcoach Michael Claxton, ohne allerdings ins Detail zu gehen. Die Trennung von dem 25Jahre alten Reinbeker mit ghanaischen Wurzeln, der mit seiner Familie von 1992 bis 1999 in Richmond (US-Bundesstaat Virginia) lebte, sei ihm äußerst schwer gefallen, sagt der Rist-Trainer. „Marvin hat sehr viel Talent, aber ich muss auch auf die Chemie im Team achten, und in dieser Hinsicht passte es einfach nicht.“

Der Spieler mit den Rastalocken und den knapp 30 Tätowierungen hatte beim SC Rist eine Führungsrolle. Welche Probleme es mit ihm gab, wurde nicht bekannt. Abseits des Hallenparketts wirkte er eher zurückhaltend und introvertiert. Auffällig ist allerdings, dass der 1,93-Meter-Mann in den vergangenen Spielzeiten oft die Clubs wechselte. Er spielte etwa 2013/14 zunächst für die Baskets Magdeburg und anschließend für die Gotha Rockets (beide 2. Bundesliga ProA). Für eine Stellungnahme zu seinem Ausscheiden beim SC Rist war Marvin Boadu am Mittwoch nicht zu erreichen.

Christoph Roquette hält weiterhin große Stücke auf Boadus Fähigkeiten

Christoph Roquette, Mannschaftskapitän des Wedeler Pro-B-Teams, hält weiterhin große Stücke auf die Fähigkeiten seines bisherigen Teamkameraden. „Er ist schon ein außergewöhnlicher Spieler, ein Individualist, den wir kaum eins zu eins ersetzen können“, sagt der erfahrene Center-Spieler. Damit dies wenigstens im Kollektiv zu schaffen sei, müssten nun andere Spieler aus dem Wedeler Kader in die Bresche springen, etwa Jens Hirschberg, Fabian Strauß und Lennard Larysz.

Letzterer spielt trotz seiner erst 16Jahre schon jetzt eine wichtige Rolle in Michael Claxtons Planungen für das Holsteiner Derby. „Lenny wird gegen Itzehoe auf jeden Fall im Kader stehen“, hatte der US-Amerikaner bereits unmittelbar nach dem Erfolg gegen Citybasket Recklinghausen angekündigt und damit für eine Pikanterie am Rande gesorgt, ist doch der Coach der Gäste aus dem Nachbarkreis Steinburg Larysz’ Vater Paul, der den Schleswig-Holstein-Rivalen bereits seit neun Jahren trainiert.

„Ich freue mich darüber, das sich Lenny beim SC Rist durchsetzen konnte und zudem auch beim Pro-A-Team der Hamburg Towers mittrainieren darf. Aber darum geht es am Freitag nicht“, sagt der 42 Jahre alte Paul Larysz, der sich als Student in Hamburg dem Traditionsclub BC Johanneum (heute BC Hamburg) anschloss und später dort auch mehrere Mannschaften trainierte.

Den großen Wurf landete der Diplom-Sportwissenschaftler dann aber mit seinem Engagement bei den Adlern in Itzehoe. „Obwohl ich immer noch in Hamburg wohne, fahre ich gern in den Kreis Steinburg.“ Das liege nicht zuletzt an der guten Verkehrsanbindung, die dafür sorge, dass Larysz die Lehmwohld-Halle schneller erreicht als die meisten Sportstätten in Hamburg. Für die Itzehoer Adler spreche auch, dass sie vor Ort seit Erteilung der Pro-B-Lizenz im Nachrückverfahren fast eine Monopolstellung haben. „Es gibt in Itzehoe praktisch keine Konkurrenz, weil die Fußball- und Handballteams allesamt unterklassig spielen“, sagt Larysz. Mehrere Hundert Zuschauer verfolgen daher regelmäßig die Heimspiele der Eagles und werden ihr Team wohl trotz der Herbstferien auch in großer Zahl zum Derby nach Wedel begleiten.

Gleichwohl sieht Larysz sein Team als klaren Außenseiter. „Der SC Rist hat es geschafft, den Steinberg zu einer Festung auszubauen, in dem es jeder Gegner schwer hat zu gewinnen“, sagt der Itzehoer Coach. Auch der Umstand, dass sich die Itzehoer bei einem Vorbereitungsturnier im September in Wedel gegen die Rist-Herren durchsetzten, ändert für Larysz nichts an der Rollenverteilung.

Unterdessen nähert sich das Derbyfieber in Wedel der Siedehitze. Michael Claxton hat bereits Video-Aufzeichnungen der bisherigen Pro-B-Spiele der Itzehoer ausgewertet. Optimistisch stimmt den Rist-Headcoach, dass er erstmals in dieser Saison Janis Stielow aufbieten kann, der die bisherigen Partien wegen der Einsätze im Pro-A-Team der Hamburg Towers verpasste. Fraglich ist aber noch der Einsatz von Jonas Laatzen. Der Dreier-Schütze konnte unter der Woche wegen einer Erkältung nicht trainieren. Michael Claxton: „Wir werden aber auf jeden Fall zwölf Spieler für diese wichtige Partie aufbieten und hoffen, dass unsere Heimserie hält.“