Janine Rijkens zählt als einzige Springreiterin des Kreises zum U25-Bundeskader. In Kiel sprach sie über Pläne und ihren Sport

Elmshorn. Die internationale Reiterszene traf sich über vier Tage in der Sparkassen-Arena in Kiel. Mehr als 22.500 Zuschauer kamen zur Baltic Horse Show, bei der sich alles um Ross Reiter drehte – die Resonanz ist Rekord und die Stimmung konnte kaum besser sein, und sie schwappte immer wieder über. 20 Spring- und Dressurreiter aus dem Kreis Pinneberg blicken auf eine erfolgreiche Bilanz. Teamgeist, Ehrgeiz, gute Vorbereitung stimmten – der Norden trumpfte richtig auf (Bericht links).

Weltranglistenpunkte zu sammeln, ist im Kreis der professioneller Reiter auch ein wichtiges Thema bei der jüngsten Teilnehmerin Janine Rijkens. Die 23 Jahre alte Elmshornerin studiert in Dortmund, Fach Wirtschaftsingenieurwesen. Janine war jüngste Teilnehmerin in der internationalen Springprüfung der Klasse S***, wo sie wertvolle Erfahrung sammelte. Im nationalen S**-Springen wurde sie im Stechen Siebte mit La Ramm.

Im Frühjahr wurde die Elmshornerin in den deutschen Nachwuchskader der U25 berufen. Auf Initiative der beiden Bundestrainer Otto Becker und Heinrich-Hermann Engemann entstand ein Förderprojekt. Die Serie „Reiten bis 25“ soll den Übergang in den internationalen Spitzensport erleichtern. Traut sich die Amazone diesen Sprung zu? Das Abendblatt sprach mit ihr.

Hamburger Abendblatt:

Wie lange leben Sie schon in Deutschland, und wie sind Sie zum Reitsport gekommen?

Janine Rijkens:

Mein Vater ist Holländer, er kam mit 17 Jahren nach Deutschland. Aus einem ehemaligen Schweine- und Kuhstall wurde der Springstall mit eigenen Zucht- und gekauften Pferden.

Wenn hochkarätige internationale Spitzenreiter wie Rolf-Göran Bengtsson, der zweifache Derbysieger Nisse Lüneburg oder Lars Bak Andersen auf der Starterliste stehen, flößt Ihnen das Respekt ein ?

Rijkens:

Keineswegs. Mich spornt es eher an, noch besser zu werden und noch mehr Leistung zu zeigen. Beim Reiten lernt man nie aus. Ich traue mir aber zu, mich auf eine Stufe mit der internationalen Konkurrenz zu stellen.

War der Parcours in Kiel schwieriger aufgebaut als an anderen Orten?

Rijkens:

Parcoursbauer Frank Rothenberger ist fair gewesen. Im Vergleich zu anderen internationalen CSI***-Prüfungen kenne ich auch kompliziertere Linienführungen.

Worin liegt der Kick beim Hallenmeeting in Kiel?

Rijkens:

Für mich ist es eine Veranstaltung mit Besonderheiten. Ich durfte hier schon als Ponyreiterin starten. Die Baltic Horse Show bietet eine spannende Kulisse, da haben Pferde viel zu gucken und können schnell abgelenkt werden. Schwuppdiwupp handelt man sich einen Fehler ein. 2002 habe ich aber mal ein Ponyspringen gewonnen.

Wie stellen Sie sich die reiterliche Karriere heute vor ?

Rijkens:

Ein Leben ohne Pferde kann ich mir grundsätzlich nicht vorstellen, meine ersten Erfolge habe ich mit meinem Pony in der Dressur und im Springen von E bis L erlebt. Mit 13 Jahren habe ich mich für den Springsport mit meinem neuen Pferd entschieden. Die Prüfungen sind schneller vorbei als in der Dressur. Für mich hatte es einen praktischen Grund.

Wer hilft Ihnen bei Turnieren? Wenn Sie den Parcours abgehen, muss zum Beispiel Ihr Pferd geführt werden. Während des Aufwärmens wird stets Hilfe benötigt, um Übungshindernisse aufzubauen.

Rijkens:

Bei Turnierverpflichtungen unterstützt mich meine Mutter, auch mein Freund steht mir zur Seite.

Der Tagesablauf ist mit dem Training und der Universität hart. Wie wird man diesem gerecht?

Rijkens:

Zu Hause in Elmshorn springe ich in der Turniersaison mit meinen Pferden kaum. Vormittags bin ich mit meinen Büchern und Uni-Prüfungen beschäftigt.

Hatten Sie schon aufregende Turniererlebnisse unerfreulicher Art?

Rijkens:

Einmal lief eines meiner Pferde urplötzlich ohne meine Mutter bockend über den Vorbereitungsplatz in Richtung Weide, und zwar zwischen 100 anderen Pferden hindurch. Zum Glück waren keine Dressurreiter in der Nähe, die wären ausgeflippt.

Pferdesport ist voller Leidenschaft, warum haben Sie denn ein so trockenes Studium wie Wirtschaftsingenieurwesen ausgesucht?

Rijkens:

Das ist eine ganz pragmatische Entscheidung gewesen. In Mathematik bin ich gut, sachliche Themen liegen mir, der Mix mit dem Reitsport macht es für mich attraktiver. Und mittelfristig möchte ich mich einem richtigen Beruf zuwenden.

Wie ist Ihre Planung der Hallensaison?

Rijkens:

Das nächste Hallenturnier folgt für mich am kommenden Wochenende in Warstein in der Nähe von Dortmund. Das nationale Turnier ist bis zur Klasse S*** für Junioren unter 25 Jahre ausgerichtet, bundesweit musste man sich qualifizierten. Schleswig-Holsteins Landestrainer Detlef Peper hat mich angemeldet.

Sie haben einen Bruder, ist Henrik auch Pferdesport-Fan?

Rijkens:

Nein, das fehlt gerade noch (lacht dabei). Henrik widmet sich komplett dem Schwimmsport und bereitet sich im Nachwuchs-Stützpunkt Potsdam auf internationale Aufgaben vor.