Aber auch für Wedeler TSV und TBS Pinneberg ist in der Fußball-Landesliga etwas möglich. Blau-Weiß, VfL II und Neuling FCE II eher schwächer erwartet

Wedel. Ein lausiger Treffer fehlte den Fußballern des Wedeler TSV an jenem denkwürdigen 27. Mai 2011 zum Klassenerhalt in der Oberliga. Beim dramatischen 0:0 auswärts gegen Altona 93 ließen sie die Torchancen am Fließband ungenutzt. Manager Walter Zessin stand das Entsetzen im Gesicht geschrieben. Spielertrainer Berkan Algan, der das Team in einer nahezu aussichtslosen Lage übernommen hatte, wand sich in Weinkrämpfen am Boden.

Aus dem geteilten Leid wird nun Konkurrenzkampf. Mit dem SV Lurup schickt sich Algan an, kommende Saison in der Hammonia-Staffel eine ähnlich gute Rolle zu spielen, wie sie Zessin von seinen Wedelern erwartet. Zu Titelambitionen bekannte sich der TSV Uetersen, der sich mit einem Freundschaftsspiel gegen die Zweitliga-Mannschaft des FC St. Pauli am Dienstag, 29. Juli, auf das erste Punktspiel gegen den ebenfalls hoch eingeschätzten TuS Osdorf einstimmt. Die zweiten Mannschaften des VfL Pinneberg und FC Elmshorn (Landesliga-Neuling) sowie Blau-Weiß 96 sind mehr oder weniger auf Abstiegskampf eingestellt. TBS Pinneberg will mehr als nur Mittelmaß. Saisonauftakt ist vom 1. bis 3. August.

Die Woche der VfL-Zweiten begann mit einem Schock. Im ersten Spiel des WKK-Cups in Tornesch gegen den TSV Uetersen (0:1) verletzte sich Ricki Voß so schwer, dass er mit dem Verdacht auf einen Innenbandriss ins Krankenhaus kam. „Zum Glück können wir ein bisschen variieren“, sagt Trainer Heiko Klemme, dem für den Angriff nur noch Mikail Pekdemir und Steve Carstensen, aber torgefährliche Mittelfeldspieler zur Verfügung stehen. Zu denen zählen Routinier Daniel Brehmer, 34, der seine Karriere in der Landesliga ausklingen lässt, und Ex-Kapitän Torsten Jung, der sein Studium in Stuttgart beendete.

Dringend sucht Heiko Klemme noch einen Torwart, nachdem er den beruflich zu sehr eingespannten David Poerschke zum SC Pinneberg in die Kreisliga ziehen ließ. Defensivspieler Jannik Swennosen machte den Fehler, nach seinem Abschied von Blau-Weiß einen Passantrag beim Kummerfelder SV zu unterschreiben. Nun ist ein halbes Jahr automatisch gesperrt, sofern ihm der VfL keinen mit mindestens 250 Euro pro Monat dotierten Amateur-Vertrag anbietet.

Die Schenefelder haben noch weitere Einbußen zu verkraften. Jan Düllberg (SV Rugenbergen), Marcel Jobmann (TSV Uetersen) und Lars Briewig (Eintracht Rellingen) waren in der vergangenen Saison Stammkräfte. „Na und? Wir haben auch gute Spieler dazubekommen“, klingt es trotzig aus dem Mund von Abwehrmann Patrick Wolst. Abteilungsleiter Andreas Wilken stellt eine mutige Behauptung auf: „Diesmal sind wir früher am rettenden Ufer als in der vergangenen Saison.“

Jobmann fühlte sich bei Blau-Weiß wohl, will aber unbedingt mit seinem Freund Christopher Knapp zusammenspielen, der vom TuS Osdorf zum TSV Uetersen wechselte. Stammkeeper Christoph Richter wird sich dort wehren, dass ihm Knapp den Rang abläuft. Der Vorsitzende Bernd Enderle gibt ein klares Bekenntnis zur Mission Oberliga ab: „In spätestens zwei Jahren wollen wir wieder oben sein.“ Helge Kahnert will vor allem wieder an die Form anknüpfen, die ihn einst für höherklassige Clubs interessant machte. Der Wedeler TSV bietet dem bisherigen Uetersener die Gelegenheit dazu. Für einen Paukenschlag hatten die Wedeler aber vor allem mit der Verpflichtung von Thomas Koster, zuletzt Kapitän des VfL Pinneberg, gesorgt. Damit stehen jetzt sechs ehemaliger VfLer im WTSV-Kader. Ärgerlich ist der sechswöchige Ausfall von Verteidiger Sebastian Loether, der das 3:2 im Test über Niendorf mit einer Zehenverletzung bezahlte. Trainer Thorsten Zessin gab die Richtung im Anschluss an diese Partie mit folgenden Worten vor: „Wenn wir uns richtig engagieren, müssen wir uns vor Gegnern aus der Oberliga nicht fürchten.“

TBS Pinneberg holte mit den Stürmern Aytac Erman, Salih Koparan und Ilyas Afsin Qualität ins Haus. Denen muss sogar Trainer Andreas „Boller“ Jeschke, früher beim VfB Lübeck Publikumsliebling, beim VfL Bochum und FC St. Pauli in der 2. Bundesliga allerdings gescheitert, das Tore schießen nicht mehr beibringen. Zakaria Chergui ist ein Keeper mit Oberligaerfahrung (VfL 93, USC Paloma, Niendorf). An guten Tagen spielt TBS den schönsten Fußball. Dank des neuen Managers Enrico Kieselbach gewann die Außendarstellung des Clubs erheblich an Format.

Der FC Elmshorn II kommt jugendlich-beschwingt daher. Auf Trainer Dennis Gersdorf, Stütze des Oberliga-Meisterteams 2012/2013, wartet die Aufgabe, acht ehemalige A-Junioren von Holsatia/EMTV so rasch es geht an die raue Luft der Landesliga-Herren zu gewöhnen. Leistungsträger zu Bezirksligazeiten wie Baris Öncan, Vahdet Calmac und Dalibor Krtinic hörten auf.