Beim SC Rist wird mit Michael Claxton ein ehemaliger Spieler Nachfolger von Sebastian Gleim. Aufstieg doch möglich

Wedel. Es ist erst ein paar Tage her, dass die Zweitliga-Basketballer des SC Rist in der Steinberghalle niedergeschlagen auf der Spielerbank hockten und kollektiv die Köpfe hängen ließen. Das 70:84 im entscheidenden dritten Play-off-Halbfinale gegen die Baskets-Akademie Weser-Ems hatte alle Hoffnungen auf die Finalteilnahme und die damit verbundene Aufstiegsoption für die höherklassige ProA zerstört.

Jetzt aber sieht die Welt wieder freundlicher aus. Mit den Schwelmer Baskets und den Oldenburgern verzichteten zwei von vier Semifinalisten auf Lizenzanträge für die 2. Bundesliga ProA. „Dadurch erwerben der BC Baunach und der SC Rist das Aufstiegsrecht unter der Voraussetzung, dass ihren Anträgen stattgegeben wird“, sagt Thorsten Fechner, Marketing-Manager des Wedeler Clubs. Dessen Chancen stehen so schlecht nicht. „Da der SC Rist die für die ProA geforderte Punktzahl im Kriterienkatalog der Jungen Liga erfüllt, ist von einer Lizenzerteilung sicher auszugehen“, sagt Fechner.

Boni gibt es für den Wedeler Club vor allem in den Komplexen Professionalität im Trainerbereich, erfolgreiche Nachwuchsarbeit und technische Ausstattung. In anderen Bereichen gilt es dagegen nachzurüsten. So müssten bis zum Sommer ein Parkettboden in der Spielstätte verlegt und eine Kapazität von mindestens 1000 Zuschauern nachgewiesen werden. Die Lizenzerteilung erfolgt voraussichtlich Anfang Mai, bis Ende des Monats müsse der Club sich erklären, ob er sein Aufstiegsrecht wahrnimmt.

„Wir werden uns zunächst intern mit dem Thema Aufstieg auseinandersetzen“, sagt Fechner. Nach jetziger Kalkulation fehlen dem Verein mindestens 100.000 Euro, um am Spielbetrieb der eingleisigen ProA teilzunehmen. Andererseits könne der SC Rist aber auch von der daraus resultierenden bundesweiten Präsenz profitieren. Fechner: „Dank der beiden zurückliegenden erfolgreichen Pro-B-Spielzeiten ist der SC Rist deutschlandweit bekannt geworden, bietet aber weiterhin auch lokalen Sponsoren die Möglichkeiten, sich zu engagieren.“

Kooperation mit den Hamburg Towers ist weiterhin erwünscht beim SC Rist

Eine Kooperation mit den Hamburg Towers, die für die Bundesliga-Saison 2014/15 eine Wildcard beantragt haben, strebt der SC Rist auch vor dem Hintergrund einer Lizenzerteilung für die ProA an. Die Zusammenarbeit darf allerdings laut Fechner nicht zu Lasten des Juniorpartners aus Wedel gehen. Voraussetzung für eine Übertragung der Pro-A-Lizenz auf die Towers wäre in jedem Fall die Teilnahmeberechtigung des SC Rist am Pro-B-Spielbetrieb.

Unabhängig von der Spielklassenzugehörigkeit steht schon jetzt fest, wer in der kommenden Saison den Platz von Erfolgscoach Sebastian Gleim (wechselt als Jugendkoordinator zu Bundesligist Frankfurt Skyliners) auf der Trainerbank einnehmen wird. Der SC Rist verpflichtete für diesen Job Michael Claxton, 37, einen US-Amerikaner, der vor fast genau zehn Jahren als Aufbau- und Flügelspieler maßgeblich dazu beitrug, dass der Wedeler Traditionsclub in fast schon aussichtsloser Lage doch noch den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord schaffte.

Patrick Elzie, heute Headcoach von Bundesliga-Club SC Rasta Vechta, verpflichtete seinen Landsmann zum Jahreswechsel 2003/04, wenige Tage später beendeten die Wedeler eine Serie von sieben sieglosen Partien mit einem 82:81 beim Oldenburger TB. Claxton erzielte bei seinem Debüt 42 Punkte, am Saisonende war der damals 27-Jährige mit einem Schnitt von 27 Punkten Topscorer der Spielklasse.

Jetzt kehrt der Mann, der die Wedeler mit seiner Treffsicherheit vor dem Absturz in die Viertklassigkeit bewahrte, nach einem Jahrzehnt an seine frühere Wirkungsstätte zurück. In den USA arbeitete er zuletzt sieben Jahre lang als Sportlehrer an der Seattle Academy im US-Bundesstaat Washington sowie als Headcoach von Schulteams. Sieben Jugendmannschaften betreute Claxton zuletzt an der Westküste der USA, freut sich nun aber auf die neue Aufgabe in Deutschland.

„Ich bin ein mannschaftsorientierter Trainer, das Team kommt für mich an erster Stelle“, sagt Michael Claxton. Dabei profitiert der mit einer Deutschen verheiratete Vater einer vier Jahre alten Tochter von seinen Erfahrungen. „Als Spieler habe ich immer hart und viel an mir gearbeitet, diese Einstellung habe ich auf meine Trainertätigkeit übertragen.“

Fast unerkannt von den zahlreichen Besuchern war Michael Claxton vor eineinhalb Wochen Augenzeuge des ersten Play-off-Halbfinales seines zukünftigen Teams gegen die Baskets Akademie Weser-Ems, beobachtete seinen Vorgänger dabei genau. „Ich habe einige Gemeinsamkeiten zwischen Sebastians Mannschaft und der Art und Weise, wie meine Teams spielen, gesehen, vor allem in der Defensive.“ Auch die Einstellung der Spieler und des gesamten Teams hatte ihm gefallen. „Alle haben Vollgas gegeben.“ Ohnehin war Claxton von seinem ersten Besuch am Steinberg nach zehn Jahren angetan. „Ich habe mich gleich wieder wohlgefühlt.“ Den Tipp, dass beim SC Rist eine Trainerstelle frei wird, verdankte der 37-Jährige seinem frühren Coach in Deutschland. „Pat Elzie hat mir erzählt, dass der SC Rist jemanden sucht. Ich habe dann gleich Jörg Gehrke angerufen, der zu meiner Zeit als Spieler in Wedel Teammanager war.“

Michael Claxtons Rückkehr nach Deutschland hat familiäre Gründe

Claxtons Rückkehr nach Deutschland hat nicht zuletzt familiäre Gründe, denn auch seine Ehefrau zog es zurück in die Heimat. „Ich will den nächsten Schritt in meiner Trainerkarriere machen“, sagt der künftige Herren-Headcoach, der sich beim SC Rist zudem in der Schulkooperation und als Jugend-Trainer betätigen will. Die College-Karriere des Flügel- und Aufbauspielers begann an der Montana State University-Northern, an der er zudem Teil des Trainerstabes war. „2001/2002, in meiner ersten Saison in Deutschland, habe ich dann in Iserlohn gespielt und nebenbei als Jugendtrainer gearbeitet“, sagt der gut deutsch sprechende US-Amerikaner, der außerdem für den TV Langen, die BG Zehlendorf, die Krefeld Panthers, den SC Rist und den UBC Hannover am Ball war.

Auf Claxtons Amtsantritt freut sich auch der Rist-Vorsitzende Gernot Guzielski. „Michael ist ein Mensch mit einer sehr positiven Einstellung und Ausstrahlung.“ Als Spieler sei Claxton vielen Wedeler Fans noch in bester Erinnerung, und daher sei die Freude über den Vertragsabschluss groß.