Nach dem 70:84 im dritten Play-off-Halbfinale zur 2. Bundesliga Pro A gegen Oldenburg ist die Saison für die Rist-Basketballer beendet

Wedel. Es war die bei weitem längste und erfolgreichste Saison für die Basketballer des SC Rist seit dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga Pro B, doch die hätte sich nach Auffassung von Spielern, Trainern und den Fans des Wedeler Clubs gern noch eine Weile hinziehen können. So aber war das dritte Spiel der Best-of-three-Serie gegen die Baskets-Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB im Play-off-Halbfinale in der Steinberghalle die Abschiedsvorstellung des Teams von Rist-Headcoach Sebastian Gleim. Vor der Saison-Rekordkulisse von 850 Zuschauern unterlag die Heimmannschaft den Niedersachsen 70:84 (54:59), die schon Spiel zwei 82:70 gewonnen und damit den Auftaktsieg des SC Rist (74:63) egalisiert hatten.

Als die Schlusssirene in der Steinberghalle ertönte, ließen sich die Wedeler Basketballer zwar zunächst wie gewohnt von ihren Anhängern feiern. Anschließend aber sanken die Akteure in den grün-gelben Trikots nach dem 30. Pflichtspiel einer kräftezehrenden Saison ebenso enttäuscht wie erschöpft auf der Bank in sich zusammen. Von Anfang an hatte das Heimteam Probleme, einen Gegner zu stellen, der trotz einer kaum zweitägigen Ruhepause topfit und von Coach Mladen Drijencic taktisch perfekt eingestellt in die Partie ging.

Den Wedelern fehlte der Zugriff auf die Niedersachsen, die hart verteidigten und sich wie schon in Oldenburg auf ihre Treffsicherheit verlassen konnten. Der überragende US-Amerikaner Mike Taylor (insgesamt 30 Punkte), Dominic Lockhart und Alexander Witte netzten zehnmal von jenseits der Drei-Punkte-Linie ein, häufig in Phasen, in denen die Wedeler besser ins Spiel zu finden schienen. So gelang dem Heimteam nur einmal zu Beginn der Partie der Ausgleich, während die Gäste bisweilen mit 16 Punkten führten.

Im Schlussviertel aber wäre die Partie beinahe doch noch zugunsten des Heimteams gekippt. Bis auf acht Punkte hatten sich die Wedeler unter dem Jubel ihrer Anhänger an die Niedersachsen herangekämpft, als Rist-Kapitän Davey Hopkins bei einem Dunking-Versuch gestoppt wurde, ohne dass ein Pfiff ertönt wäre. Im Gegenzug erhöhte Taylor aus der Ferndistanz dreieinhalb Minuten vor Spielende zum 77:66 für den OTB. „Das war die Schlüsselszene des Spiels, statt mit nur noch sechs lagen wir plötzlich wieder mit elf Punkten zurück“, sagte Center Paul Owusu. Der kampfstarke Deutsch-Ghanaer stand trotz einer kaum auskurierten Grippe 17 Minuten lang auf dem Parkett, konnte die Niederlage allerdings ebenso wenig verhindern wie die insgesamt 50 Punkte des Trios Hopkins, Diante Watkins und Janis Stielow.

„Jeder in der Halle hat gesehen, dass wir erneut am Limit gespielt haben“, sagte Sebastian Gleim. Der 29 Jahre alte Coach wird in der kommenden Saison als Jugendkoordinator für den Bundesliga-Club Frankfurt Skyliners arbeiten und hätte sich einen späteren Abschied aus Wedel gewünscht. „Wenn du das dritte Spiel einer Play-off-Serie erreichst und dann auch noch Heimvorteil hast, willst du diese Chance auch nutzen“, sagte der gebürtige Hesse.

Das sei zwar misslungen, aber Gleims Fazit nach fünfjähriger Tätigkeit als Trainer in Wedel, die letzten beiden davon als Headcoach des Zweitligateams, fällt positiv aus. „Wir können als Mannschaft wie als Verein mit der Entwicklung zufrieden sein,“ sagte Gleim. So hätte das Pro-B-Team in der ausklingenden Saison 2013/14 besseren und damit auch erfolgreicheren Basketball gezeigt als in der Spielzeit davor. Zudem sei es einigen jüngeren Akteuren im Kader gelungen, sich individuell enorm weiterzuentwickeln, vor allem den Youngstern Janis Stielow, René Kindzeka und Christopher Geist.

Dass im diesjährigen Finale der Pro-B-Playoffs mit der Baskets Akademie Weser-Ems, Partner von Bundesligist EWE Baskets, und dem BC Baunach, der seit dieser Saison mit dem sechsmaligen deutschen Meister Brose Baskets Bamberg kooperiert, zwei so genannte Farmteams den sportlichen Aufstieg in die professionellere 2. Bundesliga ProA schafften, wundert Gleim nicht. „Während wir als Mannschaft mit überwiegend voll berufstätigen Spielern höchstens zweimal pro Woche komplett trainieren können, stehen die Oldenburger fast täglich in der Halle, üben nicht selten zusammen mit den Bundesliga-Profis.“ Umso höher sei das Abschneiden der Wedeler zu bewerten, die allerdings in der Schlussphase der Play-offs an ihre Grenzen gestoßen seien. „Wir haben im dritten Spiel gegen die Baskets-Akademie auf dem letzten Loch gepfiffen.“

Der Abschied aus Wedel fällt Sebastian Gleim trotz der auf ihn in Frankfurt wartenden reizvollen Aufgabe schwer. „Alle Spieler des SC Rist, insbesondere die jüngeren, und das gesamte Umfeld des Vereins werden mir sehr fehlen.“ Nach sechs Jahren in Wedel sei ihm die Stadt an der Elbe zur zweiten Heimat geworden. Noch bis zum 15. Mai wird Gleim in mittlerweile vertrauter Umgebung weiterarbeiten, ehe es ihn gen Süden zieht.

Es gibt Kontakt zu neuem Trainer und zu neuen Spielern

Die Saison 2013/14 in geselliger Runde gemeinsam ausklingen lassen wollen die Wedeler Zweitliga-Basketballer am kommenden Sonnabend, 26. April, mit einem gemeinsamen Essen in einem Hamburger Restaurant. Wer die Wedeler in der kommenden Saison betreuen wird, steht unterdessen bereits fest. „Die Verhandlungen mit unserem neuen Coach sind abgeschlossen, der Verein hat den Vertrag bereits unterschrieben“, sagt Andreas Bethke, Manager des Pro-B-Teams. Im Zuge des Trainerwechsels werde es zudem weitere personelle Veränderungen im Zweitliga-Kader geben. „Die Mannschaft muss sukzessive erneuert und verjüngt werden, um auf Sicht die berufstätigen Spieler zu entlasten“, sagt Bethke.

Gerade bei den Routiniers im aktuellen Pro-B-Team war die Enttäuschung über das Halbfinal-Aus besonders groß. „Wir haben uns im Saisonverlauf enorm gesteigert, aber den Finaleinzug nicht geschafft, und damit fehlt das Sahnehäubchen“, sagte Center Christoph Roquette, der 2012/13 wie Teamkamerad Lee Jeka mit dem SC Jena das Play-off-Halbfinale der Pro A erreicht hatte. Ähnlich sah es Jens Hirschberg, der zu Saisonbeginn vom TV Lich (Pro B Süd) zum SC Rist wechselte. „Ich hätte gern noch ein paar Wochen weitergespielt.“

Statistik: Viertel: 19:26, 16:29, 19:13, 16:25. SC Rist (Punkte): Diante Watkins (20), Davey Hopkins (16), Janis Stielow (14), Christoph Roquette (12), Fabian Böke (6), René Kindzeka (2), Jens Hirschberg, Lee Jeka, Jonas Laatzen, Paul Owusu, nicht eingesetzt: Fabian Strauß, Christopher Geist.