Lucas und Pauline Hellfritsch aus Pinneberg zählen zu den talentiertesten Tennis-Assen des Landes und haben sich sportlich enorm entwickelt

Pinneberg. Jörn Hellfritsch, 44, galt schon immer als Spieler, der nicht gerade gern verliert. Warum auch? Wer tut das denn auch schon? Auf dem Tennisplatz neidlos eine Niederlage zu quittieren, fällt dem stellvertretenden Vorsitzenden des Pinneberger TC (PTC) nicht leicht. Nur in einem Falle nicht, und der betrifft seinen 15 Jahre alten Sohn Lucas. Der nämlich zeigt dem Vater konsequent die Grenzen auf, wenn man sich auf dem Court bei einem freundschaftlichen Match die Bälle um die Ohren schlägt. Auch Pauline, die drei Jahre jüngere Schwester von Lucas, ist auf dem Weg zu einer hervorragenden Tennisspielerin, hat ähnlich viel Talent wie der Bruder.

„Ich habe absolut keine Chance gegen Lucas, das muss ich anerkennen. Ich kriege bei seinem Tempo immer eins auf die Mütze“, sagt das Oberhaupt der Tennis-Familie Hellfritsch aus Pinneberg, der in der Herren-40-Mannschaft des PTC aktiv ist. Nicht nur Jörn Hellfritsch hat längst erkannt, welch enormer Leistungssprung bei seinem Sprössling in jüngster Zeit zu beobachten ist. Das gipfelte unlängst darin, dass sich Lucas bei den Landesmeisterschaften in Kiel-Wellsee den dritten Platz in der Herren-Einzelkonkurrenz sicherte – sein bislang größter Erfolg.

Lucas ist die Nummer eins in der Landesrangliste der U16

Das Pinneberger Nachwuchs-Ass wurde erst im Halbfinale vom späteren Turniersieger Leo Schütt (Itzehoe) gestoppt, nachdem er im ersten Satz sogar schon 4:1 geführte hatte und dann körperlich entkräftet noch mit 5:7, 0:6 deutlich das Nachsehen hatte. Die Belohnung waren trotzdem 100 Euro: Das erste Preisgeld in seiner noch jungen Laufbahn. Lucas Hellfritsch gehört der Juniorenklasse der U16 an und ist hier in Schleswig-Holstein zur Nummer eins aufgestiegen. In der nationalen U16-Wertung liegt er momentan auf Rang 29. Beim PTC wird der Dritte der Landesmeisterschaften zwei bis dreimal die Woche vom in Halstenbek wohnhaften Nicolas Hameister trainiert. Noch wichtiger als die clubinterne Ausbildung aber ist das zweimalige Training unter Herbi Horst in Wahlstedt. Der gebürtige Südafrikaner, der seit vielen Jahren im Geschäft ist, hatte in der Vergangenheit Cracks wie die zur Weltrangliste zählenden Julia Görges (Bad Oldesloe), Mona Barthel (Neumünster), Julian Reister (Reinbek) und Tobias Kamke (Lübeck) unter seiner Obhut.

Horst hält große Stücke auf seinen Schützling aus dem Kreis Pinneberg. Er weiß, dass dieser sportlich zugelegt hat, extrem kraftvoll spielen kann und dass Lucas vor allem so schnell nichts aus der Bahn wirft, wenn es mal nicht so läuft. Was er auch wieder beweisen kann, wenn er dieser Tage in Kaltenkirchen am Schirnau-Cup teilnimmt. Als Anerkennung für seine jüngsten Leistungen hat er eine Wildcard fürs Hauptfeld bekommen und trat am Freitagabend zu seiner ersten Bewährungsprobe an (das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor).

Der Landesmeister träumt insgeheim davon, eines Tages vielleicht eine Profi-Karriere zu starten – wenn alles glatt geht in den kommenden Wochen und Monaten. Zunächst aber möchte er sich auf das Abitur konzentrieren, das in etwa drei Jahren ansteht. Lucas’ Schwester Pauline, die mit ihm zusammen das Theodor-Heuss-Gymnasium besucht, hat noch etwas mehr Zeit. Die Zwölfjährige, die wie ihr Bruder mit fünf Jahren erstmals auf dem Tennisplatz stand und fortan regelmäßig trainierte, ist ein anderer Spielertyp. Wenn man sie so beobachtet, staunt man, wie pfiffig und taktisch klug sie agiert und dadurch auch stärker einzuschätzende Gegnerinnen in Bedrängnis bringt.

„Ich finde es toll, wie sie sich auf dem Platz verhält“, sagt Lucas Hellfritsch, der seine Dynamik ausgezeichnet umzusetzen weiß. Ob manchmal Konkurrenzdenken oder Neid mit im Spiel ist? „Nein, keineswegs“, bestätigen beide, die eine gemeinsame Stärke habe: Die cross geschlagene Vorhand, die wie gesagt auch mal beim Vater auf der anderen Seite des Netzes krachend einschlägt. Da hören Freundschaft und Familienharmonie auf.

Die für ihr Alter schon erstaunlich körperlich starke und groß gewachsene Pauline (1,66 Meter) sieht ihrem Bruder bei Turnierauftritten häufig zu – umgekehrt ist es auch der Fall. „Ich gönne ihm die Erfolge und das, was er bereits erreicht hat“, sagt die Schülerin, die allmählich an das Training mit dem Kader der ersten Damen des PTC (Verbandsliga) herangeführt wird. Spätestens seit dem zweiten Platz mit Maren Kronsbein (Ellerauer TC) bei den Jugend-Landesmeisterschaften im Doppel der U12 ist man auf die junge Dame aufmerksam geworden, Profi-Laufbahn ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Pauline hat sich in Schleswig-Holstein auf den neunten Platz vorgearbeitet

Wer über sie noch nicht so viel in Erfahrung brachte, kann sich auch bei Kai Schmidt erkundigen. Der Nordliga-Herrencoach der TG TuS Holstein/TC an der Schirnau weiß das Leistungsvermögen der Pinnebergerin (sie wohnt mit ihrer Familie in Waldenau) gut einzuschätzen und prophezeit ihr eine vielversprechende Zukunft. Auch sie arbeitet während der Woche beim Training mit Nicolas Hameister. Das intensive Programm zahlt sich aus, denn Pauline steht in der aktuellen U14-Rangliste von Schleswig-Holstein zurzeit auf dem neunten Rang, fünf Plätze hinter dem Quickborner Supertalent Sibel Demirbaga. Während sich ihr Bruder Lucas ganz auf Tennis konzentriert, hat sie noch ein anderes sportliches Hobby: Hockey beim VfL Pinneberg. „Auch ein schöner Sport“, wie sie findet.