Der 2,02 Meter große Christoph Roquette wechselt von Pro-A-Club Science City Jena nach Wedel.

Wedel. Wer Sebastian Gleim, 28 Jahre alter Headcoach des SC Rist der 2. Basketball-Bundesliga Pro B Nord, weiß, dass er kein Freund von Übertreibungen ist. Umso euphorischer kommentiert der Trainer, der sein Team in der vergangenen Spielzeit erstmals ins Play-off-Viertelfinale der dritthöchsten Spielklasse führte, die jüngste Verpflichtung des Wedeler Clubs für die kommenden Saison. "Das ist ein echter Kracher, dass Christoph Roquette in der nächsten Saison für den SC Rist aufläuft." Und in der Tat dürfte der 2,02 Meter große, 105 Kilogramm schwere und 30 Jahre alte Innenspieler, der gerade einen Vertrag für die Saison 2013/14 unterzeichnete, seinem Team enorm weiterhelfen, bringt er doch die Erfahrung von zwölf Jahren und 306 Spielen in der Pro A mit.

In der zweithöchsten Klasse bestritt der Mann, der seine Spiele stets im Trikot mit der 41 bestreitet ("Sportler sind eben abergläubisch.") , insgesamt zehn Spielzeiten, zunächst beim USC Freiburg und anschließend bei Science City Jena, die er in der vergangenen Saison als Mannschaftskapitän erstmals ins Halbfinale der Pro-A-Play-offs führte.

Mit dem Umzug nach Wedel schloss sich im Mai für den Power Forward, den alle nur "Rocky" nennen, gleich in mehrfacher Hinsicht der Kreis. Unter geografischen Gesichtspunkten kehrte er zu seinen Wurzeln zurück. In Lübeck geboren, zog Roquette wenig später mit seiner Familie zunächst nach Buxtehude und nach Laufenburg (Baden-Württemberg) an der deutsch-schweizerischen Grenze. Zum Basketball kam der Neu-Wedeler erst im Alter von 14 Jahren, nachdem er sich zuvor als Schwimmer und Fußballer versucht hatte. Sein Talent für den schnellen Mannschaftssport wurde dann aber schnell erkannt. Im Alter von 18 Jahren wechselte er zum USC Freiburg, mit dem er 2002 in die damalige 2. Bundesliga Süd aufstieg.

In der Universitätsstadt lernte er seine heutige Lebensgefährtin Dana Penno kennen, die aus Wedel stammt, beim SC Rist das Basketballspielen erlernte, in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz kam und gemeinsam mit Roquette nach Jena übersiedelte.

Vor dem Umzug nach Thüringen fragte er zunächst einen Kollegen um Rat, der es wissen muss. "Der frühere Wedeler Alexander Seggelke hat mir zum Wechsel nach Jena geraten." Bereut hat Roquette diesen Schritt nicht. 2012/13 führte der Kapitän seine Mannschaft erstmals ins Playoff-Halbfinale der Pro A, in dem sein Team an den Düsseldorf Baskets scheiterte.

Zudem schaffte er in Thüringen den beruflichen Einstieg. "Ich habe neben dem Basketball zunächst Ingenieurwesen studiert und in den vergangenen drei Jahren in Jena auch schon nebenbei gearbeitet." Davon, dass er schon als Spitzenbasketballer zweigleisig fuhr, profitierte der Lübecker jetzt bei der Rückkehr in den Norden. Ein Hamburger Unternehmen für Wärmetechnik, das Energieanlagen entwickelt, stellte ihn ein, zudem fand er beim SC Rist die Möglichkeit, weiter Basketball zu spielen, insbesondere nach einer erfolgreichen Saison in Jena. "Es fiel mir schon schwer zu gehen, aber die berufliche und private Zukunftsplanung hatte dann doch Priorität", sagt Roquette. Da Freundin Dana schon seit Oktober 2012 wieder in Wedel lebt, habe er sich entschlossen, den Fokus mehr auf das Berufsleben zu legen und den nächsten Schritt zu machen, ohne dafür den Sport aufgeben zu müssen. "Alles zusammen hat sich jetzt in Wedel vereinbaren lassen", sagt Roquette.

Ein Übriges tat die Reputation des SC Rist. "Ich kenne den Verein schon etwas schon ein bisschen länger. Ich habe mit Jef Tomesch und Robin Grey zusammengespielt, und ich war durch die Nähe meiner Freundin und ihrer Familie zum Verein immer über alles informiert." Auf das familiäre und freundliche Klima in seinem neuen Verein freut sich der Neuzugang ebenso wie auf die Nähe zu Hamburg, vor allem aber auf die neue Pro-B-Spielzeit. "Das Team hat zuletzt eine tolle Saison gespielt, und ich hoffe, dass ich helfen kann, genau dort wieder anzusetzen, um mindestens genauso erfolgreich zu sein."

Dass letzteres gelingt, wünscht sich auch Sebastian Gleim. "Mit Christoph haben wir einen sehr erfahrenen Basketballer, einen Spieler mit viel Emotion auf dem Parkett und einen tollen Charakter verpflichten können", sagt der 28 Jahre alte Rist-Trainer über den Abräumer unter dem Korb. Sowohl in Jena als auch zuvor beim USC Freiburg hatte Roquette das Amt des Mannschaftskapitäns versehen und scheint nach dem Weggang von US-Boy Harold August Johnston auch in Wedel für die zur Zeit vakante Führungsrolle prädestiniert zu sein. Darauf, wer auf dem Spielfeld das Sagen haben wird, will sich Sebastian Gleim aber noch nicht festlegen. Fest stehen dürfte aber, dass der Neuzugang auch seine Punktspiele im grün-gelben Trikot mit der Nummer 41 bestreiten wird. "Vorher habe ich mit der 14 gespielt, doch als ich nach Freiburg kam, war das Tríkot mit dieser Nummer schon vergeben, und ich habe die Reihenfolge der Ziffern getauscht."