Mario Protuder übernimmt Regionalliga-Basketballer der Holstein Hoppers. Die beenden Durststrecke mit Sieg über Bernau.

Halstenbek/Pinneberg. Es ist noch ein weiter Weg zum Klassenerhalt in der 1. Basketball-Regionalliga Nord für die Herren der BG Halstenbek/Pinneberg. Mindestens fünf der acht ausstehenden Partien muss der Tabellenletzte der vierthöchsten deutschen Klasse wohl noch gewinnen, um den Abstieg zu verhindern. Die Zuversicht, diese Herausforderung bis Ende März zu meistern, ist bei den Holstein Hoppers nach dem erfolgreichen Debüt des neuen Cheftrainers Mario Protuder indes größer als je zuvor in dieser Saison. Im Heimspiel gegen den SSV Lok Bernau in der Halle Feldstraße in Halstenbek gelang der Spielgemeinschaft mit 79:69 (36:29) der erste Sieg seit dem zweiten Spieltag, die Nichtabstiegsplätze sind wieder in Reichweite.

Als die Schlusssirene ertönte, fielen Zentnerlasten von den Spielern in den himmelblauen Trikots ab. Dass der neue starke Mann auf der Hoppers-Bank großen Anteil daran hatte, dass die schwarze Serie des Heimteams (elf Niederlagen in Folge) endete, wusste auch Flügelspieler Toni Feireisl. "Er hat in kurzer Zeit viele Kleinigkeiten verbessert und dafür gesorgt, dass wir alle mit viel Herz füreinander gespielt haben."

Wie von einem Druck befreit trumpfte gegen Bernau vor allem der bisherige Headcoach Zoran Krezic auf dem Parkett auf. Fast 40 Minuten brachte der 33 Jahre alte Spielmacher, der wie Protuder aus Banja Luka in Bosnien und Herzegowina stammt, den Ball und war seinem Team auch kämpferisch ein Vorbild. "Ich hatte endlich den Kopf frei, weil ich als Mitspieler einen ganz anderen Bezug zu den Jungs habe, als wenn ich coachen müsste."

Mario Protuder wollte den Sieg bei aller Freude nicht überbewerten. "Es war ein Superstart für uns, aber es gibt immer noch viel zu verbessern." Immerhin habe die Mannschaft gezeigt, wie viel Potenzial sie habe. Mit ganzen zwei Trainingseinheiten hatte sich der 48 Jahre alte Wahl-Hamburger, der mit seiner Lebensgefährtin in Lokstedt lebt, begnügen müssen, um seine Spieler kennenzulernen und auf die Partie gegen Bernau vorzubereiten. Der Schweiß floss in Strömen, als Protuder zum Einstand seine Schützlinge mit oder ohne Ball kreuz und quer durch die THS-Halle in Pinneberg scheuchte, sodass die ansonsten eher ungeliebte Gymnastik fast zur Erholung geriet. Dabei war auch der Mann aus Banja Luka stets in Bewegung, demonstrierte fast alle Übungen und erteilte gestenreich Anweisungen.

"Mario war schon in Stade unser Lehrmeister", zollt Zoran Krezic dem Mann Respekt, den er und sein älterer Bruder Darko seit fast 20 Jahren kennen. Protuder war es auch, der den Krezic-Jungs früh den Sprung in die Bundesliga prophezeite und mit dieser Prognose Recht behielt. Vielleicht gilt das auch für die Zuversicht, mit den Hoppers den Klassenerhalt zu schaffen. Für machbar hält Protuder das allemal.

Als Zoran Krezic es sich nicht mehr länger zutraute, die Regionalliga-Mannschaft zu trainieren, das Team taktisch einzustellen und dazu auch noch für den Ende 2012 zu Zweitligist SC Rist gewechselten Johannes Heisig den Spielaufbau zu übernehmen, fragte er seinen Mentor um Rat. Der wollte gern helfen, weiß er doch, dass die Spielklasse zu hoch ist, um alle diese Jobs auszufüllen. "Das wäre dasselbe, als müsste ein Zugführer während der Fahrt die Tickets kontrollieren," sagt der Diplom-Basketballlehrer.

Protuder war vor zwölf Jahren auch mal beim SC Rist tätig

Im ehemaligen Jugoslawien erwarb Mario Protuder die höchste Basketball-Trainerlizenz, etwa vergleichbar mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Ebenso wie die Krezic-Familie flüchtete er während des Bosnienkrieges (1992 bis 1995) nach Deutschland. Über seine Erlebnisse im heute unabhängigen Bosnien und Herzegowina möchte er heute nicht mehr sprechen. "Ich sehe mich als Deutscher und Europäer", sagt Protuder, der in seiner Wahlheimat unter anderem in Würzburg, Stade, Ahrensburg, Wolfsburg und um die Jahrtausendwende beim SC Rist arbeitete. "Mario war mein erster Trainer in Wedel", sagt Hoppers-Routinier Mac-Davis Duah, der unter dem neuen Coach ebenso auf die Trendwende hofft wie seine Teamkameraden.

Mut machte da der Sieg über Zweitliga-Absteiger Bernau allemal. Die Heimmannschaft kämpfte von der ersten Minute an aufopferungsvoll in der Defensive und trumpfte auch unter dem gegnerischen Korb auf, 56 von 79 Punkten erzielten die Hoppers aus der Nahdistanz. Noch nicht einmal der knappe Rückstand nach dem dritten Viertel (50:51) verunsicherte die Halstenbeker und Pinneberger, die vielmehr im Schlussabschnitt mit einem 12:0-Lauf zum 62:51 für klare Verhältnisse sorgten.

Das Trainingspensum für die Basketballer der Holstein Hoppers wird sich in den kommenden Wochen und Monaten trotz des erhofften Sieges über Bernau nicht verringern. Gerade nach einem Aufstieg sei es nötig, häufiger und härter zu üben als in der niedrigeren Liga, sagt Protuder. "Ein Training muss die Spieler emotional und physisch mehr fordern als das nächste Spiel." Das steht für die Holstein Hoppers am kommenden Sonnabend um 20 Uhr bei den Bodfeld Baskets im Oberharz an.

Statistik: Viertel: 23:16, 13:16, 14:22, 29:18. Holstein Hoppers (Punkte): Eric Kibi (30), Toni Feireisl, Zoran Krezic, Nadim Abdel Aal (je 10), Thomas Burow, Igor Bechthold (je 6), Jonathan Pötzsch (4), Mac-Davis Duah (3), Ali Kabukcu, n. e. Ionnis Tringas, Janis Stielow, Leif Steen.