Rhönradturnerin Finja Koppruch Fünfte der deutschen Jugendmeisterschaften. Chance auf WM-Teilnahme in Chicago

Bönningstedt. Als sie zur Siegerehrung aufgerufen wurde, spürte man, wie glücklich Finja Koppruch in diesem Moment war. Das merkte auch Henning Henningsen, der als Moderator und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Turnkreis Rhönrad des Deutschen Turnerbundes durchs Programm der deutschen Jugendmeisterschaften in Leverkusen führte.

Henningsen, der dem SV Rugenbergen angehört und viele Jahre selbst erfolgreich aktiv war, gratulierte also einem talentierten Bönningstedter Vereinsmitglied zum fünften Platz in der Disziplin Sprung, der besten Platzierung, den die 16 Jahre alte Rhönradturnerin aus Rellingen in ihrer Laufbahn bislang erreichen konnte. Sie ist damit gleichzeitig für die Qualifikationswettkämpfe mit der deutschen Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft vom 10. bis 15. Juli 2013 in Chicago startberechtigt.

Unterstützung aus den eigenen Reihen zahlt sich in Leverkusen aus

Beide Qualifikationen muss Finja mitmachen, um die nötigen Punkte zu sammeln: Am 23. Februar kommenden Jahres geht es zunächst nach Strausberg (bei Berlin), ehe vier Wochen später (23. März) im hessischen Marburg endgültig die Würfel fallen, wer mit über den großen Teich fliegen darf, um Deutschland würdig zu vertreten.

Dass es Finja Koppruch geschafft hat, erfreut vor allem auch Dagmar Henningsen, die langjährige Trainerin des SV Rugenbergen. Die sorgte in Kooperation mit den mitgereisten Bönningstedter Rhönrad-Assen Yana Looft und Dorothee Müller - sie turnen bei den Erwachsenen und waren nicht startberechtigt - dafür, dass ihrem Schützling in Leverkusen die nötige moralische Unterstützung im und auf dem Gerät zukam.

Finja machte ihre Sache hervorragend. Nachdem sie den Mehrkampf (Gerade, Spirale, Sprung) als 16. zufriedenstellend absolviert hatte, konnte sie sich im Sprungfinale noch einmal beträchtlich steigern. "Es lief blendend, davon war ich einigermaßen überrascht", sagte die DM-Fünfte, die die Übung auf dem Rad mit einem mutigen Salto vorwärts abschloss und von den Kampfrichtern, zu denen übrigens auch der ehemalige SVR-Spitzenturner Simon Knapp (Laufbahn beendet) gehörte, die angestrebten Punkte erhielt.

"Finja hat jetzt so richtig Zug nach vorn bekommen", sagt Trainerin Dagmar Henningsen. "Sie ist sich ihres großen Potenzials bewusst und zeigt vor allem viel Trainingsfleiß, der sie weiter nach vorne bringt." Das wird auch dadurch deutlich, dass die talentierte Rhönradturnerin schon zwei Tage nach der DM wieder beim Training erschien und einen frischen Eindruck machte.

Dass Finja Koppruch nunmehr in den bundesdeutschen Kader für die beiden geplanten Qualifikations-Veranstaltungen 2013 berufen wurde, verdankt sie auch der Tatsache, dass von den ursprünglich 16 zugelassenen Turnerinnen mittlerweile sechs aus der Jugend-Altersklasse herausgewachsen sind - so rutscht Finja automatisch in den Kader, weil sie noch dem Jahrgang 1995 angehört.

Bevor die Rellingerin zum Turnen auf den großen Rädern kam, gehörte sie lange der Kunstturnabteilung des Rellinger TV an. Diese Übungen, wie zum Beispiel am Boden oder Barren, stellten für sie eines Tages jedoch keine ausreichende sportliche Herausforderung mehr da. Beim Rhönradturnen könne sie sich irgendwie besser beweisen, die Übungen seien waghalsiger und gleichzeitiger anmutiger.

Dieses Gefühl, einen Sport zu betreiben, der von einer außergewöhnlichen Ausstrahlung und Athletik geprägt ist und den sich nur wenige zutrauen, hat vor längerer Zeit auch schon Finja Koppruchs Vereinskameradin Yana Looft, 21, schätzen gelernt. Die sagte in der Vergangenheit mehrfach: "Es ist einfach unbegreiflich schön. Ich rolle manchmal wie in Trance." Und sie ergänzt: "Ich möchte im Rhönrad etwas Schönes bieten und dabei möglichst ein Lächeln im Gesicht haben." Wie treffend doch. Sport soll Spaß machen, das betont sie wie auch die anderen Rhönradturnerinnen des SV Rugenbergen.

Die Erwachsenen ermitteln ihre Meister erst im Herbst

Yana Looft und die übrigen älteren Aktiven aus Bönningstedt eröffnen die eigentliche Saison erst mit Herbstbeginn. Am 15./16. September stehen in Lüneburg die norddeutschen Meisterschaften der Erwachsenen auf dem Programm, am 20. Oktober folgt im schwäbischen Seitingen die DM. Dagmar Henningsen: "Dann hoffen wir die Tradition unserer jahrelangen guten Ergebnisse fortführen zu können." Rund 50 Turnerinnen sind derzeit in Bönningstedt aktiv - und der Trend zeigt kontinuierlich nach oben.