Wie vor 43 Jahren im WM-Finale England gegen Deutschland: Ein Schuss Nils Matthiessens springt von der Lattenunterkante ins Feld zurück - kein Tor.

Wedel. Das also war es, das erste sportliche Kräftemessen der beiden Landesligameister und Aufsteiger der vergangenen Saison in der Hamburger Oberliga. Der TSV Wedel hatte den Oststeinbeker SV zu Gast. Das Spiel endete 0:0. Und Wedels Trainer Peter Nogly ist ein Mann, der scheinbar ruhig, fast freundlich Sätze wie diesen sagen kann: "Nie zuvor, seitdem ich in Wedel bin, spielte meine Mannschaft so schlecht."

Das war natürlich eine Ohrfeige für die Spieler. Ihr Fanklub hatte trotzdem in Richtung Oststeinbek die Empfehlung heraus gerufen: "Diesen Punkt könnt ihr euch einrahmen." Auf ihre Weise taten das die Gäste auch. Nach dem Abpfiff tanzte die Mannschaft im Kreis Pinneberg auf dem Rasen. Dass auch schlechte Spiele große Dramatik haben können, zeigte Wedels leidenschaftlichster Fußballverrückter Detlef Kebbe auch nach dem Abpfiff noch. Irgendetwas, was er in Händen hielt, feuerte er in die Ecke und brachte nur ein "Mann, oh Mann. Wie ist so etwas nur möglich?"

Die Szene, die nicht nur Kebbe, sondern auch die restlichen der rund 300 Zuschauer geschockt und für Aufregung gesorgt hatte, trug sich fünf Minuten vor Schluss zu. Bei einem ihrer seltenen schnellen, durchdachten Gegenangriffe hatte sich auf der rechten Seite der neue Mannschaftsführer Gianluca D'Agata durchgesetzt. Er flankte nach innen, vorbei an allen Gegnern und auch an Torwart Frederik Gößling. Da hatte Nils Matthiessen drei Meter vor sich nur noch den Ball und das leere Tor. Jeder im Stadion war sicher, auch die Gäste aus Oststeinbek, das musste der Sieg für Wedel sein. Nur Nils Matthiessen, der traf unter die Latte. Der Ball prallte zurück auf den Boden und dann ins Feld zurück - so wie 1966 im Wembley-Stadion beim WM-Finale England gegen Deutschland (4:2).

Während auf den Rängen noch diskutiert wurde, ob das Leder dabei die Torlinie überschritten hatte, lief schon der Konter der Gegner. Und Kazim Onur Ulusoy, der aggressivste und trickreichste im gegnerischen Angriff stürmte unbedrängt auf das Wedeler Tor zu. Gab es jetzt auch noch den Gegentreffer? Aber Sascha Blaedtke warf sich mit dem ganzen Körper der Gefahr entgegen und rettete den Gastgebern wenigstens den einen Punkt.

Das Entscheidende und auch Ärgerliche an diesem Krampfspiel war: Die Gastgeber bekamen keine Ordnung in ihre Kombinationen im Mittelfeld, und auch nach vorne fehlte die Kreativität und damit auch die Überraschung. Und dazu gab es immer wieder Fehlpässe und Ballverluste. Oststeinbek wiederum, mit vier unerfahrenen Neulingen aufgelaufen, blieb zumindest durch seine Aggressivität immer gefährlich. So agierten Wedels beste Spieler mit Torwart Sascha Blaedtke und Shoaib Sedeghi in der Abwehr.

"Vier Stammspieler sind im Urlaub", versuchte Peter Nogly das unharmonische Stückwerk zu erklären, "und drei weitere aus dem Kader noch verletzt." Daran wird sich auch bis Dienstag nichts ändern. Dann erwartet Wedel um 18.30 Uhr Eintracht Norderstedt zum Nachholspiel.