Stefan Permien aus Schenefeld ist in St. Peter-Ording Deutschlands Nummer eins und kämpft jetzt mit Rick Jensen (Lutzhorn) um den DM-Titel.

Schenefeld. Jetzt, die Tage nach dem spektakulären Welt-Cup vor St. Peter Ording, waren mehr die Ruhe nach dem Sturm - und das warten auf den nächsten. In der Brandung vor Fehmarn wird es ab dem 14. August für Stefan Permien, den Kitesurfer aus Schenefeld und seinen Kollegen und Freund Rick Jensen aus Lutzhorn um nichts weniger als den deutschen Meistertitel gehen. Die beiden Asse aus dem Kreis Pinneberg und dazu Mario Rodwald aus Rendsburg, sind zurzeit das glorreiche Dreigestirn zwischen Wellen und Wolken in der deutschen Kitesurf-Szene.

Als sich die Weltelite dieses spektakulären und auch gefahrvollen Sports am Strand und auf der Nordsee vor St. Peter-Ording versammelte, waren diese drei die einzigen deutschen Vertreter im Feld der 32 besten Kitesurfer im Freestyle. Das ist die Königsdisziplin in diesem jungen, attraktiven Actionsport, ein Mixe aus Surfen und Drachenfliegen.

Vom Drachen oft zehn Meter und mehr in die Luft geschleudert, zweigen die mutigen Artisten ihre Loopings, Salti und wirbelnden Drehungen, um sich dann fallen zu lassen und mit dem Surfbrett über die Wellen zu reiten. Die Welt-Cup-Tage von St. Peter-Ording, das war neben den sportlichen Wettkämpfen der internationalen Kiter-Szene vor allem auch eine riesige Strandparty mit Live-Bands. "Ich denke, an allen Tagen zusammen haben sicher weit mehr als 100 000 Zuschauer unsere Wettkämpfe am Himmel verfolgen können", sagte Stefan Permien, der natürlich auch zu den gut gelaunten Gästen gehörte.

Beim Freestyle starten immer zwei Athleten gleichzeitig. Und bei diesem Kampf Mann gegen Mann wird von den Wertungsrichtern hinterher sofort der Sieger bekannt gegeben. Der startet dann in der nächsten Runde. Der Verlierer darf noch einmal in einer Art Trostrunde weitermachen.

Stefan Permien, 23 Jahre inzwischen und Chemiestudent in Kiel, hatte zuerst den Profi Tom Herbert aus Neukaledonien bei diesem atemberaubenden Luftkampf besiegt und dann auch noch den Polen Devleta. Gegen Andy Jates aus Australien, natürlich auch ein Profi, der am Ende Vierter wurde, unterlag Permien das erste Mal.

Als er in der Trostrunde auch gegen Ariel Cornel aus der Dominikanischen Republik den kürzeren zog, war der Kiter aus Schenefeld endgültig draußen. Und trotzdem, als 13. unter den insgesamt 52 besten Kitesurfern von den schönsten Surfstränden der Welt schnitt Stefan Permien als bester Deutscher gut ab.

Entzündet wurde diese Leidenschaft für die befreienden Luftsprünge mit dem Kite, als der junge Fußballer von Blau-Weiß 96 mit den Eltern Urlaub in Dänemark machte. "Da habe ich das erste Mal Kiter beobachtet", erzählt Stefan Permien, "und dann mussten mich meine Eltern so oft wie möglich nach Meldorf fahren, und ich habe auf der Nordsee geübt".

Nachdem er die Führerscheinprüfung bestanden hatte, war er häufiger mit dem kleinen Opel Corsa seiner Mutter alleine unterwegs, hat häufig am Strand geschlafen und dieses spezielle Life-Style der internationalen Surferszene genossen. "Nach dem Abitur vor vier Jahren bin ich Monate lang nur so herumgezogen und hing mit meinem Kite praktisch jeden Tag am Himmel."

Heute ist Stefan Permien manchmal schon morgens um sechs über dem Meer vor Kiel beim Einstudieren neuer Tricks zu beobachten. "Wenn der Wind es zulässt, bin ich fast täglich draußen beim Training", erzählt der zukünftige Chemiker, der als einer der drei deutschen Freestyle-Stars natürlich längst seine Sponsoren hat und auch Preisgelder kassiert. Als er beim Welt-Cup auf Sylt vor einigen Wochen Zweiter wurde, nahm er einen Scheck über 2700 Euro mit nach Hause.

Wenn vom 14. bis 16. August auf Fehmarn der deutsche Meistertitel vergeben wird, hat der Schenefelder Himmelsstürmer mit Glück noch eine Chance. Zwei der drei Wettbewerbe um den Titel sind ausgetragen. Danach liegt sein ewiger Rivale Mario Rodewald um zwei Punkte besser da. "Wenn ich auf Fehmarn siege, Mario aber nur den vierten Platz belegen würde", kalkuliert Stefan Permien, "dann wäre ich deutscher Meister. Aber beim Kitesurfen kann man sehr schnell vom Himmel falle."

Das hatte Rick Jensen aus Lutzhorn in St. Peter-Ording gleich zweimal erleben müssen. Gegen den Österreicher Michael Schitzhofer hatte er in der ersten der Finalrunden gesiegt. "Dann gegen den Spanier Alex Pastor ist mir die Lenkstange gebrochen", erzählt der 21-Jährige aus Lutzhorn.

"Es hat mächtig gestürmt, bei bis zu acht Windstärken waren das eigentlich ideale Bedingungen. Bei diesen extremen Belastungen hat mein Material nicht gehalten." Danach, in der Trostrunde, riss die Sicherheitsleine und wieder flog sein Drachen davon.

Bei den deutschen Titelkämpfen aber möchte Rick Jensen auf jeden Falls aufs Treppchen, dann wäre das Spitzentrio der deutschen Kitesport-Szene wohl wieder vereint.

"Am 19. August mache ich mich dann mit meinem Freund Andreas Jansen auf nach Mauritius", kündigt Rick Jensen an. Die beiden drehen dort einen Film über den Lutzhorner. Der wird dann im Internet ihm Rahmen eines hochkarätigen internationalen Wettbewerbs zu sehen sein.