Das Ü60-Team um Kapitän Hans-Jürgen Duchstein und Coach Jürgen Freybe (HT) verliert das Finale gegen die USA 57:65.

Halstenbek. Seit sieben Jahren reist Hans-Jürgen Duchstein, Basketball-Routinier der Halstenbeker Turnerschaft, mit deutschen Mannschaften um den Globus, um sich mit Gleichgesinnten und -altrigen bei Senioren-Welt- und Europameisterschaften zu messen, doch nie zuvor hat sich für den Universitätsprofessor ein Trip unter sportlichen Gesichtspunkten derart gelohnt wie der jüngste zur WM in Prag: In der Goldenen Stadt holte die deutsche Ü 60 mit Duchstein als Kapitän und Klubkamerad Jürgen Freybe als Coach Silber.

Dabei leistete sich die am Ende erfolgreichste deutsche Mannschaft in Tschechien einen Fehlstart, indem sie ihre Auftaktpartie gegen Lettland nach 32:22-Pausenführung 62:69 verlor. "Der Frust war groß, aber auch der Adrenalinspiegel hoch", führte Duchstein als Begründung dafür an, dass in den verbleibenden Vorrunden-Gruppenspielen Finnland (74:37/Halbzeit 40:22) und Argentinien (72:31/35:17) keine Chance hatten.

Dadurch waren die deutschen Oldies offensichtlich richtig auf Touren gekommen. Dank einer überragenden Leistung des Oldenburgers und einstigen NBA-Profis Ralph Ogden (39 Punkte) wurde in einer extrem kleinen Halle (Duchstein: "Die Zuschauer standen häufig im Spielfeld.") anschließend Brasilien mit 69:61 (31:30) besiegt. Als "Highlight" des Turniers wertete der Ü60-Teamkapitän das Vorschlussrundenspiel gegen eine russische Auswahl, deren Mitglieder vor dreieinhalb Jahrzehnten als ZSKA Moskau Abonnementsmeister der UdSSR waren und mehrere Europapokal-Gewinne feierten. Ein Ballgewinn Duchsteins in der Schlussminute und Ralph Ogdens Siegkorb zwei Sekunden vor der Sirene machten das 40:39 (18:21) und damit den Einzug ins Finale perfekt.

Dort wartete mit den USA indes die Basketball-Großmacht schlechthin, und dennoch hätte sich nach Duchsteins Auffassung die deutsche 57:65 (26:35)-Niederlage abwenden lassen. Ausgerechnet in dieser Partie aber schlug - wider Willen - die Stunde des dritten Halstenbekers im Umfeld des Ü60-Teams: Mannschaftsarzt Dr. Frank Liebke mühte sich nach Kräften, aber letztlich vergebens, den früh verletzten Ex-Bundesliga-Topschützen Roland Knapp wieder vollständig fit zu bekommen. Dass der Möhringer durch eine Oberschenkelzerrung gehandicapt war, wog umso schwerer, als seine Teamkameraden Wolfgang Dort und Hubert Wolf, 1975 mit dem MTV Gießen Deutscher Meister, aus privaten Gründen vorzeitig abgereist waren.

Über den Triumph "seines" Teams vergaß Delegationsleiter Duchstein das Abschneiden der übrigen deutschen Mannschaften in Prag keineswegs: "Die meisten hatten das Zeug, mit den Großen nahezu auf Augenhöhe zu spielen." Das galt allen voran für die Ü50-Basketballerinnen, die in ihrer Altersklasse Bronze gewannen, sowie die Ü40-Damen, die Vierte wurden.

Als "Meister der Herzen" galt Duchstein die glücklose Ü-40-Herrenmannschaft um Kapitän Nils Klauck (Halstenbeker TS). "Sie hatten eine extrem schwere Auslosung und verloren mit viel Pech gegen Litauen und Russland in der Vorrunde ganz knapp, einmal sogar nach Verlängerung", litt Duchstein mit diesem Team, das Neunter wurde, als Belohnung für seine couragierte Spielweise aber eine Einladung zur World-League im Oktober in Uruguay erhielt. Termine und Schauplätze der nächsten Titelkämpfe stehen auch schon fest: Die Europameisterschaft 2010 steigt in Zagreb (Kroatien), die WM 2011 findet in Natal (Brasilien) statt.