Während sich Rick Jensen (Lutzhorn) in Kapstadt vorbereitete, trainierte der Pinneberger Stefan Permien selbst bei Minusgraden an seinem Studienort Kiel.

Pinneberg/Lutzhorn. Auch an diesem Wochenende werden wohl wieder viele hundert Flaneure am Strand vor Westerland stehen bleiben, vielleicht mit einem Glas Sekt (oder Glühwein) in der Hand, um die atemberaubenden Loopings der Kitesurfer zu verfolgen. Die Weltstars in dieser jungen sportlichen Verbindung von Wellenreiten und Drachenfliegen sind aus Brasilien und Jamaika, den USA und Australien auf Sylt gelandet. Und zwei junge Profis aus Pinneberg und Lutzhorn sind auch dabei.

Seit Dienstag wird auf Sylt der erste Wettbewerb in der Veranstaltungs-Serie um den Kitesurf World Cup 2009 ausgetragen, bei dem am Ende die Weltmeister in den einzelnen Disziplinen ausgezeichnet werden. Und Stefan Permien aus Pinneberg, der in Kiel Chemie studiert, und Rick Jensen aus Lutzhorn sind dabei, sich gegen die Weltelite zu behaupten.

Im bereits abgeschlossenen Freestyle-Wettbewerb ist das vor allem dem 24-jährigen Pinneberger bestens gelungen. Beim Freestyle baut sich jeder aus schwierigsten und wagemutigsten Überschlägen und Drehungen und Loopings seine Kür zusammen, die rund sechs Minuten dauern muss. Am Ende wird die artistische Show am Himmel und auf den Wellen von Wertungsrichtern benotet. Dabei treten immer zwei der Athleten gegeneinander an. Der Wettkampf wird im K.o.-System ausgetragen.

Rick Jensen, 20 Jahre alt und Kapitän des "Smint-Teams", hat vor allem in Kapstadt überwintert und dort in der Sonne trainiert. Beim Weltcup-Auftakt vor Sylt allerdings schied er im Freestyle frühzeitig aus. "Hier werden vor allem die hohen, spektakulären Sprünge am besten bewertet", so Rick Jensen. "Ich hatte mehr technisch schwierige Sprünge eingebaut. Ich war schon enttäuscht über mein frühes Ausscheiden."

Stefan Permien wiederum musste wegen seines Studiums auch in den kalten Monaten im Lande bleiben. Er hat selbst bei minus fünf Grad vor Kiel in der Ostsee trainiert - selbstverständlich immer im Neopren-Anzug, und gerade das hat sich dieser Tage auf Sylt als Vorteil erwiesen. Das Wasser dort hat nämlich gerade einmal 12 Grad, und die Surfer, die auf der Sonnenseite des Globus trainiert haben, frieren oder sie fühlen sich in den Gummianzügen eingeschnürt. Stefan Permien hingegen fühlt sich wohl in seiner vertrauten Sportkleidung und kämpfte sich bis ins Finale vor. Dort traf er auf Mario Rottwald, seinen ewigen Rivalen aus Rendsburg, und wie so oft schon blieb dem Pinneberger wieder nur Platz zwei. Als Trostpflaster gab es immerhin einen Scheck, den er sicher mit Freude gelesen hat, auch wenn die genaue Summe eher Privatsache ist und nur das Finanzamt etwas angeht.

"Insgesamt sind für diesen Wettbewerb 20 000 Euro ausgeschrieben", verrät Stefan Wagenhuber, der Presse-Offizielle der Sylter Veranstaltung. "Wie genau sich die Summe aufteilt, kann ich allerdings nicht sagen."

Preisgeld gibt es für die Kitesurfer wohl auch am Sonnabend heute zu verdienen - wenn der Wettbewerb denn ausgetragen wird, der sich Kite Loop nennt. Diese Disziplin kann allerdings nur ausgetragen werden, wenn es "richtig kracht" wie die Surfer sagen. Also, bei Windstärken 6 bis 7 werden die Sylturlauber heute eine große Show geboten bekommen. "Kite Loop ist mit Abstand das Spektakulärste", sagt Rick Jensen. "Da machen wir Sprünge von 15, manchmal sogar 20 Metern Höhe. Und wenn man auf gleicher Höhe wie der Kite ist, die Fangleinen also waagerecht sind, fällt man senkrecht nach unten. Kurz vor dem Wasser fängt der Kite einen ab - wenn alles gut geht." Kite Loop ist übrigens die Lieblings-Disziplin von Rick Jensen.