Die Stimmung ist stets bestens: Auch deshalb kommen Jahr für Jahr immer mehr Teilnehmer und Zuschauer.

Barmstedt

Es ist lustig, beim Barmstedter Stadtlauf dabei zu sein. Der Marktplatz ist voll mit Menschen, die lachen, reden und alle gut drauf zu sein scheinen. An der Strecke zunächst, später auch von der extra aufgebauten Bühne, heizen die Trommler von der "Alegria de Bahia" die Stimmung an. Vorne, sozusagen als Animation für die allerletzten Meter, schwenken die Sheerleader der Elmshorner Shamrocks ihre goldenen Pompoms.

Es war jedenfalls ein schöner Sonntagvormittag in Barmstedt, vor allem, wenn man nur feiern und applaudieren durfte, aber nicht mit rennen musste. "Ich fand das schon ganz schön frustrierend", bekannte dagegen Christina Schulz, eine junge Gärtnerin aus Wedel. "Du rennst und rennst und gibst dein Bestes, und einer nach dem anderen läuft an dir vorbei. Mit keinem kannst du mithalten. Alle sind schneller."

Die 21-Jährige hatte sich gewissermaßen aus einem familiären Spaß heraus dazu verführen lassen, erstmals in ihrem Leben an einem Zehn-Kilometer-Lauf teilzunehmen. "Der Freund meiner Schwester hat hier auch mitgemacht", erzählte Christina Schulz noch keuchend. "Der ist bestimmt ganz vorne gelaufen."

Hinter ihr war nur noch der Mann mit dem Fahrrad ins Ziel gekommen. Der markiert auf den zwei Runden durch Barmstedt und um den Rantzauer See das Schlusslicht der Läuferschar. Als Letzte unter 167 Teilnehmern hatte Christina für die zehn Kilometer genau eine Stunde, fünf Minuten und 28,8 Sekunden benötigt.

Sebastian Schneider aus der Triathlon-Gruppe der "Tri Michels" aus Hamburg war nicht ganz doppelt so schnell. Der Sieger benötigte 36 Minuten und 24,2 Sekunden. Zweiter wurde Alexander Boeck (Itzehoe) in 37:40,5 und Dritter Lokalmatador Hauke Johannsen vom ausrichtenden Barmstedter MTV.

"Bei unserem fünften Stadtlauf hatten wir einen neuen Teilnehmerrekord", vermeldete Cheforganisator Holger Ray. "Bisher sind jedes Jahr mehr Läufer nach Barmstedt gekommen. Nächstes Jahr werden wir wohl die 1000er-Grenze überbieten."

Schließlich hatte es auch für die Letzte über zehn Kilometer ein wohltuendes Ende gegeben. "Auf dem letzten Kilometer haben mich die Zuschauer freundlich angefeuert", schloss Christine Schulz ihre Volkslauf-Premiere ab. "So viel Applaus habe ich ja noch nie im Leben bekommen."

Auch für Steen und Thore Wendt war es der erste Lauf in ihrem Leben über 10 000 Meter. Die zehnjährigen Zwillinge aus Elmshorn standen hinterher im Zielbereich und warteten und warteten. Dann endlich schnaubte auch Vater Christian über die Ziellinie. "Mit den beiden", gestand der 45-Jährige schweißtriefend, "kann ich längst nicht mehr mithalten." Alle drei sind übrigens Handballer beim Elmshorner Handball-Team.

Den größten Andrang gab es wie jedes Jahr beim Fünf-Kilometer-Lauf. "Hier kamen allein 386 Läufer ins Ziel", blätterte Holger Ray in der langen Liste mit den ausgedruckten Zeiten. In Barmstedt, das gehört auch zu den netten Gepflogenheiten, die diese Veranstaltung so liebenswürdig machen, werden viele der Frauen und Männer und Kinder beim Zielleinlauf von Moderator Norbert Tank persönlich mit Namen begrüßt. Die sind mit Alter und Verein im Computer festgehalten, werden im Laptop angezeigt. Sieger über fünf Kilometer wurde Matthias Brandemann von der LG Elmshorn (17:40,3 Minuten) vor Nico Fischer (TC an der Schirnau/Kaltenkirchen/18:17,9) und Martin Blöcher (Team Novomind, 18:22,4).

Und dann gab es ja noch einen Sieger. Blondschopf Luca-Maximilian Podszus ist erst sechs Jahre alt, beim Bambini-Lauf über die Distanz von 600 Meter aber bereits ein Routinier. "Bereits zum dritten Mal ist er mitgelaufen", erzählte die Mutter und strahlte für ihren Sohn mit. "Diesmal bin ich gleich los und nach vorne", sagt der, "und dann habe ich keinen mehr vorbei gelassen." Zwei Stunden vorher hatte Luca-Maximilian mit den Fußball-Knirpsen des TuS Hemdingen-Bilsen in Niendorf gespielt - und 0:5 verloren.

Für eine nahezu unbegreifliche Meldung sorgte im Rahmen der Veranstaltung ein Autofahrer. Der hatte eine Frau von der Feuerwehr, die die Straße absperrte, vor Wut angefahren und war dann davon gerast. Die Helferin musste zwar nicht ins Krankenhaus, humpelte schließlich aber nach Hause.