Hamburgs beste Pfeifenmänner trafen im Sternschanzen-Park mal wieder auf die Trainerauswahl. Man hatte sich viel zu sagen - bis in den frühen Morgen.

Pinneberg/Hamburg

Die Szene musste ja kommen, wenn Schiedsrichter sich einmal selbst mit dem Fußball abplagen, und dann auch noch gegen Trainer. Und wer den Meistertrainer des SC Victoria, Bert Ehm, kennt - und wer täte das nicht im Hamburger Fußball - wusste auch, dass dessen Kommentar vom Spielfeldrand aus ins Schwarze treffen würde.

Also, auf dem satten Grün in der Abendidylle des Sternschanzen-Parks hatte sich Carrel Segner, Oberligatrainer des TSV Niendorf, Sascha Thielert, den jungen Elite-Schiedsrichter (2. Bundesliga) von Buchholz 08, so richtig vorgenommen. Segner hatte den kleineren Thielert mit dem Arm am Hals getroffen, so dass der zu Boden ging. "Warte nur ab", rief Bert Ehm dem Niendorfer Trainer zu. "Wenn der Thielert euch pfeift, dann kriegst du das zurück."

"Fiete-Retzmann-Tag", so nennt sich seit dem Jahr 2000 dieser sportlich-gesellige Abend, zu dem der Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (VSA) die Hamburger Trainer von der Landesliga aufwärts einlädt. Der ehemalige Vorsitzende dieses Ausschusses, der am 1. Januar 2000 verstorbene Friedrich "Fiete" Retzmann (VfL Pinneberg), hatte Jahre zuvor die Idee verwirklicht: Schiedsrichter und Trainer, die sich im emotionalen Fußball-Alltag nicht nur freundschaftlich begegnen, einmal gegeneinander spielen und hinterher gemeinsam feiern zu lassen.

Diesen Abend auf der Sportanlage der SV Polizei im Sternschanzen-Park haben sich die Aktivisten und geladenen Gäste, rund 150 insgesamt, längst dick unterstrichen in ihrem Terminkalender. Und es war auch diesmal wieder so: Draußen, am Spielfeldrand, wurde gelästert und wurden Witze gemacht. Die allerdings, die auf dem Rasen im Einsatz waren, lieben den Fußball viel zu sehr, um ihn nicht ernst zu nehmen.

Da war beispielsweise Uetersens Trainer Peter Ehlers, von Ralf Palapies (SV Rugenbergen) herrlich freigespielt, der mit einem lockeren Heber das erste Tor erzielte. Das war nach sechs Minuten das 1:0 für die Trainer. Es war erneut Peter Ehlers, der in der Schlussminute noch einmal ins Netzt traf. Das war der 8:5-Sieg für die Trainer-Auswahl. In den insgesamt 70 Minuten bejubelte Daniel Sager, der neue Chef des SC Concordia, vier Tore. Oder waren es doch fünf? Die Kollegen am Spielfeldrand waren mit dem Zählen durcheinander gekommen. Sascha Thielert hatte für die Schiedsrichter einen Elfmeter verwandelt und noch ein Tor mit der Hacke geschossen.

Eugen Igel war Trainer der Pfeifenmänner am Spielfeldrand, und das so engagiert und fordernd wie vor mehr als 30 Jahren, als er in Lauenburg seine erste Mannschaft übernahm. "Einfach spielen! Bewegung! Das darf nicht wahr sein. Den hätte ich doch mit Badelatschen rein gemacht." Von wegen, Fußball nur so zum Spaß!

Im Lager der beteiligten Trainer schimpfte und kämpfte Holger Zippel darum, wieder eingewechselt zu werden. "Was, ich bin zu alt? Noch kein Trainer hat es gewagt, mir so etwas zu sagen." Das war natürlich nicht ernst gemeint, aber der alte Zippel brüllt auch dann wie ein Löwe, wenn er Witze macht. Er war übrigens von Horst Kracht vom SC Victoria aus der Mannschaft verdrängt worden und der rennt in kurzen Hosen und schnellen Schritten seinem 80. Geburtstag entgegen.

Der bunte Abend mit Spanferkel, Salat und viel Bier wird übrigens immer von den einladenden Schiedsrichtern finanziert. Wie lange sie denn die dritte Halbzeit noch ausgedehnt hätten?

"Also, ich habe mit einer kleineren Gruppe morgens gegen 3 Uhr im 'Big Easy' in der Fuhlsbütteler Straße den letzten Absacker getrunken", gestand Eugen Igel. "Da hatte ich übrigens alle davon überzeugt, dass meine Schiedsrichter so viele Torchancen vergeben hatten, dass ein 8:8 das einzig gerechte Ergebnis gewesen wäre."