Kim Gienke wirft vor Wut den Schläger und trifft versehentlich seinen am Spielfeldrand stehenden Bruder Mark.

Halstenbek

Es fällt manchmal nicht leicht, die Nerven in entscheidenden Momenten im Zaum zu halten. Doch eigentlich sollte man es schaffen, wenn man als fairer Sportsmann gelten will. Im Tennis-Nordligaspiel zwischen den Herren der SV Halstenbek-Rellingen und dem TeV Oldenburg (4:5), wurde indes ein negatives Beispiel geliefert. Kim Gienke, bei HR an Nummer drei spielend, war es, der aus der Rolle fiel.

Beim Stande von 6:3, 5:7, 1:4 in seinem Einzel schmiss der Halstenbeker vor Wut den Schläger ins Netz. Genauer gesagt, wollte er das Racket dorthin befördern, doch es rutschte ihm aus der Hand, nahm eine andere Richtung auf und traf seinen in Platznähe zuschauenden Bruder Mark am Bein. Dieser war verständlicherweise sauer, nachdem er kürzlich im Punktspiel eine Fußverletzung erlitten hatte und nun auch noch das andere Bein lädiert war. Mark Gienke hatte zuvor sein Einzel ohne Kampf abgeben müssen. Die Nummer vier ist immer noch nicht wieder richtig fit, deshalb Aufgabe beim Stand von 1:0 für den Halstenbeker im ersten Satz.

Die Szene war symptomatisch für das gereizte Klima in der HR-Mannschaft. Die ist nach fünf von sieben Spieltagen stark abstiegsgefährdet, nachdem am Himmelfahrtstag auch die Begegnung bei Rahlstedter HTC mit 3:6 verloren gegangen war.

Da zumindest drei Vereine die Nordliga verlassen müssen, zeichnet sich für den Tabellendrittletzten (2:6 Punkte/die Wertung des gegen den TV Ost Bremen ausgefallenen Matches steht noch aus) am Sonntag, 21. Juni, ein Abstiegsendspiel gegen den Vorletzten TGA Henstedt/Ulzburg (2:8) ab. Bei einer Niederlage wäre die Spielvereinigung wohl abgestiegen. Am 7. Juni steht zuvor das Duell beim Braunschweiger THC an. Gegen den Tabellenzweiten ist wohl nicht viel zu holen.

Selbst ein seit Jahren beeindruckend auftrumpfender Axel Pretzsch kann sich von der aktuellen Krise nicht freimachen. Sowohl in Rahlstedt (3:6, 3:6) als auch gegen Oldenburg (6:7, 4:6) gab der ehemalige Weltranglistenspieler sein Einzel ab. Die Erklärung ist zum einen, dass die Nummer eins von HR es mit absoluten Topleuten auf der anderen Seite des Netzes zu tun hatte, zum anderen ist Pretzsch durch eine Tätigkeit als Vereinstrainer am Tag vor dem Spiel ziemlich stark belastet.

Dass er mangelnde Kampfbereitschaft zeigt, kann man dem Spielertrainer allerdings nicht nachsagen. Stattdessen mokierten sich die Teamkameraden über die Vorstellung von Norman Loop. Der ließ gegen Oldenburg (0:6, 1:6) total die Einstellung vermissen und steigerte sich wenigstens im siegreichen Doppel an der Seite von Florian Berg. Im Einzel allerdings hat Loop in dieser Freiluftsaison noch nicht einen Zählern beisteuern können.

Apropos Florian Berg: Der hat sich in jüngster Zeit erstaunlich gemausert und wird immer besser: Die Nummer fünf gewann sowohl in Rahlstedt als auch gegen Oldenburg jeweils Einzel und Doppel. Jeweils siegreich im Einzel war an Position sechs Binh Bui. Kim-Oliver Gienke, dem gegen Oldenburg die Nerven flatterten, enttäuschte im Einzel hingegen zweimal. Mark Gienke blieb es im übrigen nicht erspart, trotz Verletzung auf den Platz zu gehen. Wie gegen Oldenburg war er auch in Rahlstedt einsatzbereit, damit kein Mitspieler aufrücken musste - auch hier erfolgte die frühe Aufgabe.

Das Problem von HR in dieser Saison war von Anfang an, dass gleichwertiger Ersatz fehlt, wenn aus den ersten sechs jemand ausfällt. Auch deshalb ist zu befürchten, dass HR erstmals seit vielen Jahren demnächst nur noch in der Hamburger Oberliga vertreten sein wird.