Die Geschichte des Mourad Bekakcha ist eine schöne und traurige zugleich. Schön, weil der 30-Jährige Algerier beim Hamburg-Marathon als erster Hamburger ins Ziel kam. Traurig, weil er die Freude darüber nicht mit seinem Vater teilen konnte, der vor zwei Monaten verstarb.

- "Ich habe ihm diesen Sieg versprochen", sagte Bekakcha im Ziel, umringt von Journalisten, die den Langstreckenläufer der LG Wedel-Pinneberg wohl erstmals zu Gesicht bekamen und lauschten, was der Athlet zu berichten hatte.

Zum Beispiel, dass er sich erst vor gut eineinhalb Jahren aufs Laufen konzentriert habe, nachdem er sich vorher im Duathlon versucht hatte. "Doch Rad fahren ist nicht meine Stärke gewesen." Laufen dagegen schon, obwohl es über die 42,195 Kilometer nicht zu der erhofften Zeit unter 2:30 Stunden gereicht hat. Aber schon rund 50 Meter vor dem Ziel riss Bekakcha erst den rechten Arm hoch, dann beide, kurz nach der Ziellinie sank er auf die Knie, wieder waren die Arme nach oben gestreckt. Er wusste, dass er immerhin gewonnen hatte. Kaum einer nahm das wahr, vielleicht war's ihm recht so, den Moment nach 2:34:15 Stunden allein genießen zu können, denn nur ein paar Meter hinter ihm kam Ulrike Maisch ins Ziel. Die Rostockerin stand vorab im Fokus, weil sie die Norm von 2:32 Stunden für die WM in Berlin unterbieten wollte - und um zwei Minuten verpasste. Ihr galt das Interesse. Zunächst, denn plötzlich standen Bekakcha und Europameisterin Maisch zusammen vor den Objektiven der Fotografen.

Lange Zeit war LG-Athlet Konstantin Albrecht seiner Aufgabe erfolgreich nachgekommen, mit Maisch zu laufen und so seinen Sponsor im Fernsehen zu zeigen. Klappte zwar nicht bis zum Schluss, aber die 2:37:48 Stunden, die Albrecht bei seiner Marathon-Premiere lief, sind durchaus beachtenswert.

Bekakcha lief zwar in erster Linie für sich, aber am Ende in Sichtweite von Maisch. Dabei war er lange mit dem im Kampf um den Hamburger Titel favorisierten Bennet Pankow (TSG Bergedorf/2:36:38 Std.) unterwegs. Erst in einer Gruppe um die spätere Siegerin Alessandra Aquilar aus Spanien, dann mit Pankow allein. "Bei Kilometer 27 wurde er langsamer", sagte Bekakcha. Da habe er den Angriff gewagt. Mit Erfolg, "auch wenn die letzten Kilometer schwer waren."

Albrecht dürfte es ähnlich ergangen sein, wie auch Klaus Prieske (2:42:01) als drittem LG-Läufer. Doch eines konnte das Trio hinterher auch noch teilen: die Freude über Platz eins in der Hamburger Teamwertung. (ti)