Elmshorn. Die Eheleute Klein halten das Gebäude an der Jahnstraße seit 20 Jahren instand. Warum das Paar das Herzensprojekt nun zurückgeben will.

Das Geschenk steht bereit, und das seit über 120 Jahren am selben Fleck. Aber ob das 43,5 Meter hohe Präsent aus Backstein nun auch vom Begünstigten angenommen wird? Denn es könnte sich mit Pech als teure Gabe für die Stadt Elmshorn herausstellen. Doch eines ist klar: Die Eheleute Ludwig (69) und Ilse Klein (68) wollen sich nach über 20 Jahren aufopferungsvoller Pflege vom Wasserturm an der Jahnstraße wieder trennen.

Rückblick: Von der Krückaustadt hatten die Kleins dieses Backsteinwerk – Baujahr 1902 – für den symbolischen Preis von 50 Cent erworben. „Eigentlich sollte es ja eine D-Mark sein, aber dann kam 2002 die Währungsumstellung“, erinnert sich Ludwig Klein und kommt ins Schmunzeln. „Und als die von der Stadt dann meinten, nun also ein Euro, da hab ich gesagt ,Na ich weiß nicht, das ist ja fast eine Verdoppelung des Preises‘. Das hat die Stadt dann auch eingesehen und ihr Angebot halbiert.“

Das Ehepaar investiert in den 20 Jahren über 300.000 Euro in den Wasserturm

Es war das beste Geschäft, das die Stadt Elmshorn, die den Turm instandgehalten wissen wollte, zu jenem Zeitpunkt abschließen konnte. Nach Umbauten, die schon mit über 200.000 Euro zu Buche geschlagen hatten, summieren sich die Gesamtkosten seit Kauf bis heute auf über 300.000 Euro.

Ilse und Ludwig Klein auf der Galerie-Ebene von „Ilses Kerzenhaus“, die sie während des Umbaus haben einziehen lassen.
Ilse und Ludwig Klein auf der Galerie-Ebene von „Ilses Kerzenhaus“, die sie während des Umbaus haben einziehen lassen. © Hamburg

So wurde im Eingangsbereich eine Kerzenzieherei mit Gastronomie eingerichtet. Dazu hatten die Kleins eine Galerie-Ebene eingezogen, um die Geschosshöhe von sechs Metern optisch zu verringern. Eine steile Holztreppe wurde durch eine Wendeltreppe ersetzt, ein zusätzlicher Eingang musste geschaffen werden.

„Man könnte sagen, dass wir den Wasserturm ganz langsam wieder aufgepäppelt haben.“

„Bevor wir in den Turm kamen, hatte es dort ja schon über zehn Jahre hinweg leer gestanden“, erinnert sich Ludwig Klein. „Man könnte sagen, dass wir den Wasserturm ganz langsam wieder aufgepäppelt haben.“ Mit der Kerzenzieherei und einem Bistro zog wieder Leben in die altehrwürdigen Gemäuer ein.

Und doch, nun soll Schluss sein für die Kleins. „Noch nicht sofort; meine Frau wünscht sich, dass sie mit ihrem Kerzenhaus noch das 25. Jubiläum feiern kann. Ilse hatte damit ja schon vor 2003 in der Lornsenstraße begonnen“, sagt Ludwig Klein dazu, warum der Übergang möglichst erst ab 2025 vonstattengehen soll. Und warum überhaupt Schluss, wenn es doch quasi das „eigene Kind“ ist? „Wir gehen beide auf die 70 zu, und die Treppen hier sind schon steil. Wir hoffen auf Jüngere, die hier reinkommen und denen einmal der Turm so am Herzen liegt, wie uns.“

Die Stadt ist für die Übernahme des Turm die erste Wahl des Ehepaares

Am liebsten sollten diese Jüngeren aber aus Reihen der Stadt oder einer städtischen Stiftung kommen. „Mir schwebt sowas vor, wie es für die Weiße Villa von Elmshorn geschehen ist; für die hat ja letztlich die Stiftung zum Erhalt von Kulturdenkmalen in Elmshorn Verantwortung übernommen“, sagt Ludwig Klein und setzt große Hoffnung in die Stadt und ihre Entscheidungsträger.

Stadtoberhaupt Volker Hatje ist alles andere als abgeneigt. „Das Ehepaar Klein hat den Turm mit seinen über 100 Jahren sehr gut in Schuss gehalten“, ist der Oberbürgermeister voller Lob für das Engagement der Turmeigner.

Die Risikoabschätzung für die Stadt ist komplex und benötigt Zeit

„Aber es ist nun mal kein Einfamilienhaus, bei dem man mal eben einen Sachverständigen draufschauen lässt, um eine verlässliche Schätzung zu erhalten, was an Kosten auf einen zukommen könnte“, sagt der Verwaltungschef, dem das Angebot der Kleins seit gut einem halben Jahr vorliegt.

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„Für ein so altes und komplexes Bauwerk wie den Wasserturm sind ein Instandsetzungsbedarf und eine Kostenermittlung wesentlich komplexer. Und ich habe gegenüber der Stadt die Verantwortung, die Risiken durch die Übernahme dieses Wasserturms korrekt zu bewerten.“

„Wir wollen, dass unser Lebenswerk in gute Hände gelangt.“

Der Wille zum Erhalt des Turms sei auf jeden Fall gegeben; und auch erste Gespräche mit dem Ältestenrat sind bereits erfolgt. „Am 19. März werden wir dieses Thema dann zum ersten Mal dem Hauptausschuss der Stadt vorstellen“, sagt Volker Hatje über den nächsten offiziellen Schritt der Entscheidungsfindung. Ein wenig Zeit hat die Stadt ja noch, aber nicht gar so viel – 2025 ist nicht mehr fern.

Oberstes Ziel von Ludwig Klein ist eine gesicherte Zukunft für dieses Herzensprojekt von ihm und seiner Frau. „Wir wollen, dass unser Lebenswerk in gute Hände gelangt. Wir hoffen auf jemanden, der diesen Turm so liebevoll pflegt, wie wir es getan haben“, sagt der Turmherr und hofft halt darauf, dass sich die Stadt in dieser Rolle sieht.