Wedel. Die künstlerische Leiterin des Kulturdampfers in Wedel und Ehefrau von Kult-Kapitän Hannes Grabau ist gestorben. Ein Blick zurück.

Große Trauer herrscht derzeit auf dem Kultur-Schiff „Batavia“ in Wedel und weit über die Stadtgrenzen hinaus: Denn die „Steuerfrau“ des Kulturdampfers ist nicht mehr da. Angelika Strub ist am 10. Februar 2024 im Alter von 66 Jahren einer langen, schweren Krankheit erlegen. Sie war unter anderem für das künstlerische Programm auf der Bühne des Theaterschiffs zuständig. Nun wird es ihr zu Ehren eine öffentliche Trauerfeier an ihrem Herzensort geben.

In einer Mitteilung der „Batavia“-Crew heißt es voller Anerkennung: „Der Steuermann war eine Frau“. Die Batavia befinde sich in tiefer Trauer um ihre engagierte Führungskraft, die auf dem kleinen Schiff im Brooksdamm nahe der Elbe das künstlerische Durcheinander leidenschaftlich zu ordnen wusste. „Ein großartiger Mensch ist von uns gegangen, den es zu erinnern gilt“, huldigt das Team seiner Chefin, die das Schiff stets auf Kurs hielt, obwohl es nie den Standort wechselte.

Wedeler Theaterschiff: Angelika Strub unterstützte seit 30 Jahren den Werdegang

Sie war die Ehefrau von Kapitän Hannes Grabau (84). „Wir waren 16 Jahre verlobt und 18 Jahre verheiratet“, sagt er voller Schwermut. „Seit 30 Jahren hat sie den Werdegang des Theaterschiffes mit ihrer Innovation, ihrem Reichtum an Ideen, Wissen und Intuition navigiert und den Kapitän, Hannes Grabau, mit ihrer Tatkraft, ihrem Fleiß und ihrem künstlerischen Können unterstützt“, heißt es in der Mitteilung.

Das Theaterschiff „Batavia“ Wedel liegt in einem Nebenarm der Elbe.
Das Theaterschiff „Batavia“ Wedel liegt in einem Nebenarm der Elbe. © Frederik Büll | Frederik Büll

Dabei beschränkte sie sich nie auf nur ein Tätigkeitsfeld. Sie sei eine Allrounderin gewesen, „organisierte über lange Zeit die Restaurantküche, managte die Künstlerverträge, suchte und fand immer wieder neue tolle Schauspieler, Musiker und Kabarettisten. Sie hatte den Überblick über die Termine, die Gagen, machte die PR und Öffentlichkeitsarbeit und hatte stets ein offenes Ohr für die Ideen und Sorgen der Mitarbeiter und Künstler“, verneigt sich die Batavia vor dem Schaffen Strubs.

Bei „Der Vorname“ oder „Gott des Gemetzels“ führte sie Regie

Sie habe über Jahrzehnte die Schiffsführung und Navigation des legendären und historischen Dampfers Batavia, ein überregional bedeutender Veranstaltungsort für Kultur in Wedel, vorangebracht. Angelika Strub führte auch selbst Regie bei vielen Stücken, beispielsweise „Der Vorname“, „Kunst“ „Gott des Gemetzels“, „Urfaust“ oder „zuletzt die fantastische Inszenierung des Kindertheaters von Paul Maar“.

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Die Lücke wird riesig sein: „Sie war eine begnadete Regisseurin, die viel zu wenig Aufhebens um ihre Arbeit machte. Sie tat, was sie tat. Sie malte Plakatmotive, entwarf zahlreiche Kostüme und Bühnenbilder. Sie stand ihrem geliebten Mann, dem Kapitän, mit Rat, Verstand und künstlerischer Innovation zur Seite ebenso wie der gesamten Crew.“

Selbstlose Angelika Strub unterstützte auch Patenkinder

Ihre Bekannt- und Beliebtheit ginge auch weit über den Standort Wedel hinaus, etwa auch in Baden, wo Strub aufwuchs. Sie unterstützte über Jahrzehnte Patenkinder in Afrika und Indien. Angelika Strub hinterlässt drei Kinder und vier Enkelkinder. Fünf Geschwister und zahlreiche Neffen und Nichten, für die sie sich immer und stets verantwortlich fühlte, müssen sich ebenfalls – wie all ihre Freunde – von ihr verabschieden.

Angelika Strub mit Ehemann Hannes Grabau 2019 im Theatersaal der Batavia.
Angelika Strub mit Ehemann Hannes Grabau 2019 im Theatersaal der Batavia. © Mirjam Rüscher | Mirjam Rüscher

Auch für das soziale Gleichgewicht und die Lebensqualität Wedels habe Strub sich stets engagiert. „Sie war aktiver Teil der Gründung für die Gesamtschule Gebrüder Humboldt in Wedel ebenso wie für die Einrichtung vom Frauenhaus Wedel, ein Alleinstellungsmerkmal für diese Stadt in Schleswig-Holstein, das vielen Frauen und ihren Kindern seit Jahrzehnten helfen konnte und weiterhin hilft“, so die trauernde „Batavia“-Crew. Angelika Strub sei stets präsent gewesen, wenn es darum ging, Verantwortung zu übernehmen und sich zu kümmern. Egal, ob in Kindergärten, Schulen oder Sportvereinen.

Frage auf der Trauerfeier: „Hat sie eigentlich jemals geschlafen?“

Für alles und jeden habe sie quasi ein offenes Ohr gehabt. Eine Freundin habe auf der Trauerfeier im privaten Kreis gefragt: „Wie hat sie das alles gemacht, hat sie eigentlich jemals geschlafen?“ Sie hätte geschlafen, „aber sie fühlte immer eine große Notwendigkeit, über private Belange hinaus soziale und öffentliche Verantwortung zu übernehmen“, heißt es in der Mitteilung.

Am Sonntag, 17. März, findet um 16 Uhr die öffentliche Trauerfeier für Angelika Strub auf der Batavia (Brooksdamm 1) statt. Statt Blumen und Kränzen würde sich die „Batavia-Crew“ über Spenden an die Fördervereine des Theaterschiffs und des Frauenhauses in Wedel freuen.

Förderverein Theaterschiff Batavia e.V.
IBAN: DE 83 2005 0550 1502 6956 69

Förderverein Frauenhaus Wedel e.V.
IBAN: DE97 2215 1730 0000 0953 03