Unternehmer und Städte-Bündnis: Autobahn ist als schnelle Ost-West-Verbindung unverzichtbar

Kreis Pinneberg/Kiel. Die Wirtschaftsverbände in der Unterelberegion kritisieren den Beschluss der neuen Landesregierung, in den nächsten fünf Jahren nicht den Weiterbau der A 20 bis zur Elbe anstreben zu wollen. SPD und SSW hätten ihr Wahlversprechen aufgegeben, bedauert Lutz Bitomsky vom Unternehmensverband Unterelbe-Westküste. "Wir sind enttäuscht und verärgert", sagt der Vorsitzende des Verbandes, zu dem von Wedel bis Sylt 400 Betriebe mit 36 000 Mitarbeitern zählen. Auch das A 7-Städtebündnis Nordgate, dem mit Quickborn sechs Kommunen entlang der A 7 zwischen Norderstedt und Neumünster angehören, appelliert an die Landesregierung, am Weiterbau dieser Autobahn bis nach Glückstadt und dem dort geplanten Elbtunnel festzuhalten. "Eine gute Verkehrsanbindung ist von maßgeblicher Bedeutung für die zukünftige Attraktivität unserer Region", heißt es in einer Erklärung der Bürgermeister und Wirtschaftsförderer aus Quickborn, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg, Neumünster und Norderstedt. Dies gelte nicht nur für eine gute Nord-Süd-Trasse. Die fehlende Ost-West-Verbindung müsse "mit Hochdruck vorangetrieben" werden. "Eine vom Elbtunnel in Hamburg unabhängige Anbindung an die Märkte Westdeutschlands und Europas ist von existenzieller Bedeutung für unsere Region", so die Nordgate-Vertreter.

Sebastian Koch, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes, sagt: "Nur die konsequente Weiterführung der A 20 mit der festen Elbquerung bis nach Niedersachsen ermöglicht den Unternehmen der Region eine zukunftsorientierte Standortentwicklung und bessere Stellung im internationalen Wettbewerb. Sonst landen wir wirtschaftlich in der Sackgasse."

Ähnlich hatten sich bereits die Wirtschaftsförderer des Kreises, Harald G. Schroers, und Barmstedts, Wolfgang Heins, geäußert. Letzterer hielte es für "eine Katastrophe", falls das laufende Planfeststellungsverfahren für die A 20 gestoppt werden sollte.

Die Landesregierung hat allerdings angekündigt, das Planverfahren für die A 20 zu Ende führen zu wollen. Bis 2017 sei ohnehin nur die A 20 zwischen Bad Segeberg und Bad Bramstedt im Bundesverkehrswegeplan aufgeführt, begründete die Koalition von SPD, Grünen und SSW ihren Beschluss. Das seien 30 Kilometer. Die vorherige Landesregierung habe in ihrer Regierungszeit nicht einmal die Hälfte geschafft.

Aber auch dieser Zeitplan könnte noch hinfällig werden. Umweltschützer haben angekündigt, gegen den Bau der A 20-Trasse quer durch ein europäisch geschütztes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet im Kreis Segeberg klagen zu wollen, das Fledermäusen als Rückzugsgebiet dient. Auch im Norden des Kreises Pinneberg wird die Autobahn mit gemischten Gefühlen gesehen. "Unserem Dorf bringt die A 20 nur eine erhöhte Lärm- und Dreckbelastung", sagt Westerhorns Bürgermeister Bernd Reimers. Auch die örtlichen Feuerwehren seien personell überhaupt nicht in der Lage, auf mögliche Verkehrsunfälle reagieren zu können, warnt der Amtsvorsteher des Amtes Hörnerkirchen.