Runter vom Sofa und rein in die Turnschuhe. Die guten Vorsätze treiben die Menschen im neuen Jahr vermehrt in die Fitnessstudios.

Pinneberg. Wer das "Wellyou"-Studio an der Friedrich-Ebert-Straße in Pinneberg betritt, passiert ein riesiges Plakat. Darauf zu sehen ist der flache Bauch einer Frau. Die männliche Variante findet sich dann oben im Studio. Die Botschaft: Das könnte deiner sein.

Sarah Heydorn, 20, und Jasmin Krüger, 19, liegen auf der Matte und unterhalten sich leise. Ein Schluck aus der Wasserflasche, dann wieder 30 Sit-ups. "Hilft ja nichts, der Speck muss weg", sagt Sarah, die aus Borstel-Hohenraden kommt. Die Freundinnen nutzen die Ferien und trainieren seit ihrer Anmeldung im Fitnessstudio vor zwei Wochen jeden Tag. Ihr Ziel: Im Sommer beim gemeinsamen Griechenlandurlaub und beim Tomorrowland, einer Open-Air-Technoparty im belgischen Boom, eine gute Figur zu machen. Nun noch die schrägen Bauchmuskeln trainieren, bevor es zur nächsten Station geht.

So wie die beiden Schülerinnen nehmen sich viele zum Jahresbeginn vor, gesünder zu leben und mehr Sport zu treiben. Weihnachtsgans und Lebkuchen haben sich auf den Hüften niedergeschlagen. Nun sollen die Pfunde purzeln. Die Motivation ist groß: Neues Jahr, neues Glück, top Figur.

"Nach dem eher ruhigen Dezember haben wir zum Jahresanfang wieder mehr Zulauf", sagt Studioleiter René Pappe, 36. Seit der Eröffnung im März zählt "Wellyou" etwa 1000 Mitglieder in Pinneberg. Einen Wellnessbereich und Kursräume gibt es hier nicht. "Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche - Fitness", sagt René Pappe. "Dadurch können wir unseren Mitgliedern die niedrigen Beiträge ermöglichen." Von 6 Uhr bis Mitternacht können Figurbewusste für 16,80 Euro im Monat auf 1000 Quadratmetern Laufbänder, Crosstrainer und Co nutzen. Hinzu kommt eine jährliche Verwaltungspauschale von 19 Euro. Wer duschen möchte, zahlt zusätzlich 50 Cent.

"Die langen Öffnungszeiten sind top", sagt René Hammann. "Dann kann ich auch mal um 23 Uhr herkommen, je nachdem, wie ich Zeit habe." Der 25-Jährige wohnt nur 200 Meter vom Fitnesscenter entfernt. "Das ist auch der Grund, warum ich meinen inneren Schweinehund überwunden und mich im März hier angemeldet habe." René Hammann drückt die mit 64 Kilogramm beschwerte Brustpresse zusammen, ohne eine Miene zu verziehen.

Er trainiert nach dem Zweisplit-Plan: einen Tag Brust, Schultern, Trizeps und Oberschenkel, beim nächsten Mal Rücken, Bizeps, Nacken und Waden. "Und den Bauch immer", sagt René Hammann, der bei einer Sicherheitsfirma im Schichtdienst arbeitet. Viele seiner sportlichen Mitstreiter kennt er. "Ich versuche aber nicht so viel zu reden und mich aufs Training zu konzentrieren." Montags bis donnerstags ist Kurt Geles, 69, morgens für eine Stunde an den Geräten anzutreffen. Dem ehemaligen Sport- und Techniklehrer reicht ein Mal die Woche Handballtraining beim Rellinger TV nicht aus. Bloß nicht einrosten. Aber da besteht für den sportlichen Rentner keine Gefahr. "Im Vergleich zu vielen Altersgenossen schneide ich wohl ganz gut ab."

Das Studio liegt für ihn in Fußweite. "Mir gefällt es hier gut", sagt Kurt Geles. "Die Leute sind freundlich und die Atmosphäre angenehm." Hin und wieder wird die leise Hintergrundmusik vom Quietschen eines Laufbandes oder einem kraftvollen Stöhnen übertönt. Das Publikum ist sehr gemischt. Vor der Spiegelwand stemmt ein Schrank von einem Mann Gewichte. Gleich daneben trainiert eine zierliche Blondine an der Kraftstation "Butterfly". Auf den Flachbildschirmen schlängeln sich Skiprofis im Slalom den Berg hinab.

Den Blick auf die Friedrich-Ebert-Straße geheftet, steht Agnes Kosak, 38, am Crosstrainer. Die gebürtige Polin ist gemeinsam mit ihrem Mann Arek, 39, Mitglied der ersten Stunde. Nach drei Jahren ohne Sport war die Mutter eines Kindes mit ihrer Figur nicht mehr so zufrieden. Sechs Kilogramm hat sie in den vergangenen zehn Monaten abgenommen. "Zu Beginn des Jahres ist die Motivation natürlich noch größer als sonst", sagt die Zahnarzt-Assistentin. Statt der üblichen zweimal pro Woche, rafft sie sich nun viermal auf. Nun geht es darum, die Kondition zu verbessern, statt Gewicht zu verlieren.

Und wie hält die Motivation, regelmäßig den Fitnesstempel aufzusuchen, auch noch bis in den Februar hinein? "Realistisch bleiben und überschaubare Etappenziele setzen", sagt René Pappe. Dann stellen sich auch schnell Erfolge ein. Pappe und seine Kollegen besprechen Wünsche, Vorlieben und Ziele und erstellen darauf abgestimmt individuelle Trainingspläne, die nach acht bis zehn Wochen angepasst werden.

So unterschiedlich wie die Menschen hier, sind auch deren Ziele. Michael Kuhse, 18, muss wegen einer Knochenhautentzündung im Schienbein sein Fußballtraining beim FC Quickborn aussetzen. Der Quickborner ist erst eine Woche bei "Wellyou", "eigentlich als Ergänzung zum Training auf dem Rasen." Aber auch, um die Mädels im Freibad mit seinen "Muckis" zu beeindrucken.