Kreis Pinneberg. Was ist es, das die Städte und Gemeinden lebens- und liebenswert macht? Für die heutige Ausgabe hat Thomas Pöhlsen Hetlinger gefragt.
Kreis Pinneberg
Liebeserklärung an... die Gemeinde Hetlingen
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Von Thomas Pöhlsen
Angela Zell (75) kam aus München über Wedel nach Hetlingen. Ihr Mann arbeitete als Bauleiter für den Abwasser-Zweckverband und ein Tipp auf ein günstig zu erwerbendes Grundstück ließ sie im Dorf Wurzeln schlagen. Die agile Frau hat beim Hetlinger MTV die Tennis- und die Yoga-Sparte mit aufgebaut, als diese Sportarten in Mode kamen. Wie die Hetlinger zusammen stehen, hat sie nach einem Schicksalsschlag erlebt. „Ich habe mich aufgefangen gefühlt“, sagt Angela Zell. Zudem bemerkenswert: „Das Klärwerk stinkt nicht mehr “. Die Bürger hatten in den 1990ern den Abwasser-Zweckverband gerichtlich dazu gezwungen, die Reinigungsanlagen zu isolieren.
© HA | Thomas Pöhlsen
Sebastian Theobald (39) ist gebürtiger Kölner. Von seiner neuen Freundin wurde er gefragt, ob er sich vorstellen könnte, in einem Dorf zu leben. So kam er nach Hetlingen. Alles sei schnell zu erreichen, sagt er. Für seinen Sohn Mats (2) ist es von Vorteil, dass Kindergarten und Grundschule nur fünf Minuten entfernt sind. In der Kommunen hat er einen Generationenwechsel ausgemacht, hat Theobald beobachtet. Einige ältere Bürger seien weggezogen, jüngere Menschen wohnen jetzt in diesen Häusern. Integriert hat er sich anfangs mit Kontakten „über den Gartenzaun“. Nach der Geburt des Sohnes hätten sich Freundschaften mit anderen jungen Eltern ergeben. Den Arbeitsweg in die Hamburger Innenstadt empfindet er als unproblematisch. Die Fahrt in der S-Bahn nutzt er zum Zeitungslesen.
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Sriprapha Muschik (65) kam 1980 nach Deutschland und 1983 mit ihrem Mann nach Hetlingen. Freundlich aufgenommen hat sich „Pa“, wie sie im Dorf nur genannt wird, damals gefühlt. Sie geht gern auf andere Menschen zu und das hat geholfen. „Ich bin hier zufrieden“, sagt Sriprapha Muschik. Ins Dorfleben hat sei sich aktiv eingebracht. So organisiert die freundliche Frau den monatlichen Seniorentreff der St. Gabrielkirche im Jugendraum neben der Hetlinger Kapelle. Das war weder für die Buddhistin ein Problem, noch für die evangelisch-lutherische Kirche. Denn der Buddhismus betrachtet die große Vielfalt von Religionen auf der Welt als wünschenswert und ist offen für gegenseitigen Austausch. Das haben die Protestanten akzeptiert. Wichtig ist für Sriprapha Muschik allein der Glaube der Menschen.
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Gunnar Michel (39) hat nur einmal für kurze Zeit außerhalb Hetlingens gewohnt. Zu seiner Freundin nach Wedel ist er gezogen, doch schnell — zusammen mit der Freundin und heutigen Gattin — wieder in sein Heimatdorf zurückgekehrt. „Hier kennt mich praktisch jeder“, sagt Gunnar Michel. Außerdem sind die Preise für Wohnraum niedriger als in der Nachbarkommune. Früher hat er Fußball gespielt beim Hetlinger MTV, heute nutzt der Vater zusammen mit Clara (6, l.) und Linus (2) das Eltern-Kind-Turnen. Und bei Heimspielen der Ersten Herren verkauft er ehrenamtlich Getränke. „Irgendwie muss man sich doch engagieren“, sagt Gunnar Michel.
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Inge Koopmann (85) ist der Liebe wegen vom Haselauer Gemeindeteil Hohenhorst nach Hetlingen gezogen. „Damals war das ein großer Schritt“, erinnert sie sich. An dem Dorf schätzt sie besonders den Zusammenhalt der Menschen. Den hat sie gespürt, als sie als Seniorin noch einmal umgezogen ist in das Neubaugebiet Haferland. Neben einigen Neubürgenr hätten gebürtige Hetlinger, die außerhalb wohnten, die Chance genutzt und dort ein Haus gebaut. Inge Koopmann liebt die Natur der Marsch. Und sie ist aktiv, betreibt beim Hetlinger Männerturnverein Yoga und Turnen. Und die rüstige Rentnerin schätzt die wöchentliche Einkaufsfahrt mit dem Gemeindebus nach Wedel.
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Marcus Reifschläger (30) ist begeistert von der Hetlinger Grundschule. Dort ist aus der Not der geringen Schülerzahlen eine pädagogische Tugend gemacht worden. In Familienklassen lernen Schüler verschiedener Jahrgangsstufen gemeinsam. Die Älteren helfen den Jüngeren beim Lernen. Alle profitieren von diesem Modell des Miteinanders. In Schwerin geboren, ist Marcus Reifschläger mit Frau und den Kindern Emma (l., heute 7) und Maja (6) vor vier Jahren aus Wedel nach Hetlingen gezogen. Für ihn ist das Dorf ein Idyll. Unbesorgt könnten die Eltern ihre Kleinen losziehen lassen, damit die ihre Freunde besuchen. Ausreichend Einkaufsmöglichkeiten gibt es mit dem Markttreff, dem Wochenmarkt und täglich fährt ein Bäckerwagen durchs Dorf. Und Marcus Reifschläger liebt die Natur, besonders die ausgedehnten Spaziergänge mit dem Hund Beck’s.
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Silvia Kleinwort (49) ist auf dem Hof Idenburg im Hetlinger Teil der Wedeler Marsch geboren worden. Neun Jahre hat sie in Hamburg gelebt, ist dann mit ihrem Mann wieder nach Hetlingen zurückgekehrt. „Hier fühle ich mich einfach geborgen“, sagt sie. Ein „tolles Miteinander“ zeichnet das Leben im Dorf aus. Das Ältere ihrer beiden Kinder, er ist 19 Jahre alt, erklärte vor kurzem, dass es sich in Hetlingen sicherer fühlt als in Hamburg, berichtet Silvia Kleinwort. Für eine 1300-Einwohner-Gemeinde werde ein breites Angebot vorgehalten. Mit dem Marschtreff, in dem sie sich engagiert, gebe es gleichzeitig eine Einkaufsmöglichkeit und einen Treffpunkt im Ort. Der Dorfnachwuchs treffe sich im Jugendraum, die Älteren beim Krink der Kirchengemeinde.
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