Eine Glosse von Manfred Scholz

Vor mir steht ein Zwei-Meter- Mann, Typ Kraftpaket. Als mich der Hüne per Handschlag begrüßt, denke ich, meine rechte Hand steckt plötzlich in einer Schrottpresse. Aua! Verlegen entschuldigt sich der Riese.

Eine schmerzhafte Erstbegegnung, keine Frage. Trotzdem ist sie angenehmer als die quallige Begrüßung bei anderen Mitmenschen. Bei deren Händedruck haben Sie das Gefühl, in einen Topf mit lauwarmem Kartoffelbrei gegriffen zu haben. Wer so anfängt, hat bei mir von Anfang an schlechte Karten.

Über den Händedruck haben sich kürzlich britische Mediziner Gedanken gemacht. Das ist verwunderlich, weil der Handschlag auf der Insel eigentlich unüblich ist. Was haben uns die Ärzte mitzuteilen? Sie sagen, dass der Händedruck viel mehr aussagt, als wir bisher vermuteten. Angeblich verrät er die Stimmung des Gegenübers und womöglich auch seinen Charakter. Er demonstriert, ob jemand zaudernd oder zupackend im Leben steht.

In ihrer Studie wiesen die Ärzte nach, dass bei Männern der Händedruck zwischen 29 und 39 Jahren am stärksten ist. Dies kann ich nach meiner handgreiflichen Begegnung nur bestätigen. Erfahrene Ärzte können sogar aus der Hand lesen. Wenn kräftige Patienten plötzlich nur noch „schlaff“ zugreifen, lässt dies auf nahende Krankheiten schließen. Ich hoffe, Sie haben alles im Griff.