Unternehmer Jörn Schielzeth wird mit der beliebten Kaffee-Bar „Jim Coffey“ in Elmshorn zum Franchise-Geber

Die Lust am Kaffee weckte seine Oma in ihm. Wenn Jörn Schielzeth sie als Kind am Wochenende in Pinneberg besuchte, brühte sie morgens per Hand immer frischen Kaffee mit viel Milch auf. „Ich mochte den Duft und Geschmack von Anfang an gern“, sagt der 44-Jährige.

Heute führt der gelernte Bankkaufmann erfolgreich seine eigene Kaffeebar „Jim Coffey“ in Elmshorn. Hier entspannen Mütter bei einem fair gehandelten Kaffee, während die Kinder in der Spielecke sind. Schüler verbringen ihre Freistunde mit einer heißen Bio-Schokolade, Berufstätige essen zu Mittag, und Rentner kommen zum Klönen. Schielzeth ist trendy genug für die Jungen, ohne die Älteren zu verschrecken. „Darauf habe ich das Konzept von Anfang an ausgelegt“, sagt Schielzeth, der 2004 seine Anstellung bei einer Bank aufgab und den Schritt in die Selbstständigkeit mit fünf Aushilfen wagte.

Der kleine Laden am Alten Markt neben der Nikolaikirche wurde schnell zum beliebten Treff. „Es gab in Elmshorn vor zehn Jahren nichts Vergleichbares“, sagt Schielzeth. Man ging ins Eiscafé oder trank gediegen sein Kännchen Kaffee. Ketten wie Balzac oder Worldcoffee, die ein jüngeres Publikum anzogen, gab es lediglich in Hamburg. „Ich wollte ein modernes Café schaffen, mich aber von den gesichtslosen Ketten abgrenzen“, sagt er. Schnell platzte das Geschäft aus allen Nähten. „Besonders sonnabends mussten Leute wieder gehen, weil sie keinen Platz fanden.“

2008 ergriff er seine Chance, als ihm die Fläche an der Peterstraße direkt neben dem Rathaus angeboten wurde. „Der Plan war es, das kleine Geschäft an der Kirche nach dem Umzug aufzugeben“, sagt er. Doch die Stammkunden hätten dagegen protestiert. Also blieb es bis vergangene Woche bestehen. „Nach zehn Jahren lief nun aber der Pachtvertrag aus“, sagt Schielzeth. Eine ältere Dame, die jeden Tag dort hin kam, erzählte ihm, dass sie deswegen sogar geweint hatte. „Wir haben ihr in der Peterstraße eine besonders gemütliche Ecke eingerichtet, in der sie sich auch wohlfühlen kann.“ Der persönliche Kontakt mit den Kunden bleibt Schielzeth wichtig, auch wenn er die Sozialen Netzwerke für sich nutzt. Auf Facebook hat er 3000 Fans. In einer Stadt mit 50.000 Einwohnern kann sich das sehen lassen.

Immer wieder spürt er Trends auf. „Ein Jahr bevor es den Hype um Bubbleteas gab, hatten wir sie schon im Sortiment“, sagt Schielzeth. Auch die Chais habe er in seiner Heimatstadt bekannt gemacht. „An einigen Tagen verkaufen wir mehr Chai als Latte. Und nach den „Eiskalten Sommerspecials“ erkundigten sich die Gäste schon im Februar, da sie in der Region einzigartig seien.

Um zu wissen, was gerade angesagt ist, fährt der Elmshorner Unternehmer am liebsten nach London und lässt sich in den Läden der Metropole inspirieren. Seine Kreationen testet er dann erst einmal in der hauseigenen Versuchsküche. Hier werden auch Caterings (zumeist für Firmen) vorbereitet oder neue Mitarbeiter – mittlerweile sind es 15 – in die Kunst des Milchaufschäumens eingewiesen.

Was einen guten Schaum ausmacht? „Er muss cremig sein und sich mit dem Kaffee verbinden“, sagt der Experte. Er entwickelt neue Bagel-Rezepturen und kann mittlerweile locker auf ein Sortiment im dreistelligen Bereich zurückgreifen. „Wir wollen unseren vielen Stammkunden immer neue Geschmacksrichtungen anbieten. Unser Konzept befindet sich gerade auch wieder in einer Metamorphose – hin zum lässigen Ganztagsversorger.“

Seit zwei Wochen gibt es außer Suppen auch Folienkartoffeln in verschiedenen Variationen. Durch die Erweiterung an warmen Gerichten konnte er 2014 den Umsatz in diesem Segment um zehn Prozent steigern. Auch das Frühstücksangebot soll ausgeweitet werden. „Ebenso erneuern wir laufend das Ambiente unseres Betriebes. Dadurch rechnen wir mit einem Gesamt-Umsatzplus von mindestens fünf Prozent im kommenden Jahr.“

Schielzeth ist mit der Entwicklung zufrieden. „Den Umsatz konnten wir auf einem stabilen hohen Niveau halten, obwohl die Rahmenbedingungen in der Innenstadt, auch durch anhaltende Leerstände, nicht optimal waren. Den zunehmenden Wettbewerb im Segment Kaffee und Snacks haben wir wider Erwarten nicht gespürt.“

Schielzeth möchte nun als Franchise-Geber erweitern. „Ich habe alles mit einem Fachanwalt in die Wege geleitet“, sagt er. Zahlreiche Bewerber haben sich schon bei ihm beworben, auch aus der Schweiz, Österreich und der Türkei. Doch er will nicht voreilig handeln. „Ich möchte mit der Marke wachsen. Und nicht in der Fachpresse lesen müssen, dass die Jim-Coffey-Filialen gleich wieder schließen mussten.“ Ein Angebot würde ihn aber schon reizen. „Jemand möchte einen Jim Coffey auf Mallorca eröffnen“, sagt er.

Auch in Elmshorn soll es nicht lange bei einer Filiale bleiben. Schielzeth setzt große Hoffnungen in den Stadtumbau am Hafen und Vormstegen.