Von wegen Füße hochlegen – zwei Landwirte im Kreis Pinneberg beschreiben ihren Alltag, wenn die Ernte eingefahren ist

Kreis Pinneberg. Auch wenn die Ernte längst eingefahren ist, können die Landwirte im Kreis Pinneberg im Winter keinesfalls die Füße hochlegen. Welche Arbeiten nun zu erledigen sind, zeigt der Besuch auf zwei Höfen in Bilsen und Raa-Besenbek.

Thomas Schröder hat seinen Bauernhof in Bilsen auf drei Standbeine gestellt: Milchvieh, Ackerbau und Energieproduktion. „Ganz bewusst“, wie er sagt, „um nicht von einem Bereich abhängig zu sein“. Der 35-Jährige besitzt 90 Kühe sowie rund 100 Kälber. Hinzu kommen 150 Hektar Land, auf dem er Mais, Roggen, Weizen und Gras anbaut.

Jetzt, wo die „überdurchschnittlich gute“ Ernte des Sommers eingefahren ist, müssen Maschinen wie Häckselwagen und Traktor gereinigt werden. „Der Dreck muss runter, und wir müssen die Bleche und Gelenke nachfetten, sonst bildet sich Rost“, sagt der Bauer. Zwei 55 mal 20 Meter große Maissilagen hat er für den Winter angelegt. Das meiste geht in die Biogasanlage. „Ist im Prinzip wie eine Kuh. Wir füttern die Bakterien in der Anlage jeden Morgen: 60 Prozent Mais, 35 Prozent Gülle und fünf Prozent Mist. Zwei Stunden kommen da locker zusammen.“

Winterweizen und Winterroggen haben die Schröders längst in die Erde gebracht. „Auf den Feldern ist jetzt eigentlich nichts Großartiges mehr zu tun. Wir schneiden noch die Büsche in den Randbereichen zurück und haben die Kühe reingeholt“, sagt Thomas Schröder, der Vizechef im Kreisbauernverband ist. Erst Ostern kommen die Kühe wieder auf die Weide.

Unterdessen geht die Arbeit auf dem Hof weiter. „Wir sind ein mittelgroßer Betrieb, aber stetig wachsend“, so Schröder, der seinen Bruder Martin, 26, in Teilzeit eingestellt hat. Schon 2008 investierten die Schröders in eine Solaranlage auf dem Kuhstall, die pro Jahr rund 40.000 Kilowattstunden Strom produziert. 2010 nahm die Familie dann noch einmal eine Million Euro in die Hand und baute eine Biogasanlage, die im Jahr Strom für 400 Haushalte erzeugt. Sie garantiert ihm eine feste Einspeisungsvergütung auf insgesamt 20 Jahre. „Damit ist die Biogasanlage der größte Umsatzbringer, wenn man den gesamten Hof betrachtet“, sagt der Jungbauer.

Der Arbeitstag beginnt auch im Winter zwischen 5.30 und sechs Uhr mit Füttern, Melken und Befüllen der Biogasanlage und endet meist gegen 19Uhr mit dem zweiten Melken. „Aber es ist längst nicht so stressig wie zur Erntezeit.“ Auch Vater Heiner packt morgens beim Melken mit an. „Wenn wir hier nicht zusammenhalten würden, würde es nicht funktionieren“, ist sich die Bauernfamilie. Und so machen sie Jahr für Jahr weiter. Ende März geht die Arbeit auf dem Feld wieder los.

Den Hof von Sören Magens in Raa-Besenbek erreichen Besucher über eine lange, von hohen Bäumen gesäumte Hofeinfahrt, die von der Dorfstraße abzweigt. Schöner kann ein Hof kaum gelegen sein. Im vergangenen Jahr hat der 30-Jährige den Betrieb komplett von seinem Vater Hans-Hermann übernommen. Die Familie hat sich der Schweinemast verschrieben, 3000 Tiere werden in den Ställen pro Jahr großgezogen und dann von Bauer Magens zum 15 Kilometer entfernten Schlachthof Seestermühe gefahren. „So ein Schwein ist dann etwa ein halbes Jahr alt und wiegt rund 110 Kilo“, sagt der Bauer. Die Arbeit ist nicht auf den Sommer beschränkt.

„In diesem Winter wollen wir einen Stall komplett umbauen“, sagt Sören Magens und zeigt auf 32 nagelneue Edelstahl-Tröge, die auf dem Hof lagern. Bis Februar werden die Arbeiten dauern, im neuen Stall entstehen Plätze für etwa 700 Tiere. „Alles unterliegt strengen Auflagen, so ist die Größe der Schlitze in den Spaltenböden exakt vorgeschrieben.“ Die Arbeiten auf dem Feld in diesem Jahr hat er mit der Pilzbehandlung des neuen Rapses bereits abgeschlossen. „Im Februar und März werden wir dann wieder Gülle auf die Felder bringen. Pro Hektar Land sind das rund 20 Kubikmeter.“

Der Jungbauer bewirtschaftet auch 115 Hektar Ackerfläche und baut dort Weizen, Gerste und Raps an. In einem 20 Meter hohen Getreidesilo lagern rund 400 Tonnen Weizen, mit dem die Schweine gefüttert werden. „Der Silo ist randvoll. Die Ernte war top. Reicht locker bis nächsten Herbst.“ Der Landwirt bewegt sich in einem schwierigen Umfeld. Die Schweinepreise schwächeln, um den Ruf der Schweinemastanlagen ist es nicht gerade zum Besten bestellt. „Aber alle wollen ein möglichst günstiges Kotelett auf dem Teller haben“, sagt der Magens, der Agrarwissenschaften studiert hat.

Winterzeit ist auf dem Hof auch immer eine gute Gelegenheit, den Maschinenpark auf Vordermann zu bringen. Der verformte Striegel der Sämaschine ist dem Bauern schon lange ein Dorn im Auge. „Er streift die Rillen nach dem Ausbringen der Saat wieder mit Erde zu. Muss unbedingt ausgetauscht werden.“ Andere Geräte wiederum müssen mit dem Hochdruckreiniger von Schlamm und Dreck befreit werden.

Auch in den Wintermonaten klingelt bei der Familie Magens pünktlich um sieben Uhr der Wecker. Sören Magens ist froh, dass ihm Vater Hans-Hermann noch zur Seite steht. Eineinhalb Stunden sind die beiden morgens allein mit der Versorgung der Schweine beschäftigt, anschließend gibt es ein deftiges Frühstück. „Und dann bleibt im Winter etwas mehr Zeit für die Büroarbeit. Ist nicht meine Lieblingstätigkeit, aber muss erledigt werden“, sagt Sören Magens. Gerade habe er das Thema EU-Subventionen auf dem Tisch. Eine staubtrockene, aber anspruchsvolle Angelegenheit – wie gemacht für kalte Wintertage, an denen die Feldarbeit ruht.