Mit ihrem Wedeler Museumsservice Kalliope vermitteln Ulrike Mayer-Küster und Ulrike Winter spielerisch Geschichte

Wedel. Kalliope ist die Muse der ernsthaften Dichtkunst. Sie ist die ranghöchste von neun Töchtern des Zeus und der Mnemosyne. Diese sind als Göttinnen der Künste und Wissenschaften bekannt und gelten als Beschützerinnen und Förderinnen des geistigen Lebens. Da liegt es auf der Hand, das Ulrike Mayer-Küster aus Wedel und Ulrike Winter aus Halstenbek ihren Wedeler Museumsservice Kalliope getauft haben. Auf Festen und Märkten bieten sie sinnvolle Beschäftigung und anspruchsvolle Unterhaltung für Kinder in den Themenbereichen Handwerk, Technik, Kreativität und Kochen an. „Wir bringen Ausrüstung, Ideen und Know-how mit“, sagt Mayer-Küster.

Die Kinder können zum Beispiel aus Wolle in Seifenlauge bunten Schmuck filzen. Mit Hilfe einer beweglichen Seilerei stellen sie Stricke aus unterschiedlichem Material her und probieren die wichtigsten Knotenarten aus. Sie lernen beim Bau eines Solarbootes, wie aus Solarzellen Sonnenlicht in Strom verwandelt wird, der einen Propeller antreibt. Aus Socken, Wolle, Knöpfen und Hölzern entstehen witzige Steckenpferde für Reiterspiele. Auch Süßigkeiten werden selbst hergestellt. Die Liste ist lang. „Wir entwickeln aber auch gern mit unseren Kunden gemeinsam ein neues Mitmachangebot passend zur Veranstaltung“, sagt Winter.

Die Frauen haben auch Themenkisten zum Ausleihen und Ausprobieren im Angebot. In dem „Museum in der Box“ befinden sich 30 historische Originale, Lehrmaterial sowie Praxisvorschläge zur Verwendung der Geräte. Die Begleitung durch die erfahrenen Museumspädagoginnen kann mitgebucht werden. Zurzeit erstellen sie eine Kiste zu Kommunikationstechniken. „Die Box enthält das Flaggenalphabet, Bausätze zum Morsen und ein Telefon mit Wahlscheibe“, sagt Mayer-Küster. „Fehlt eigentlich nur die Brieftaube.“ Ihre Haushaltskiste kommt auch in Seniorenheimen gut an und weckt Erinnerungen an frühere Zeiten.

Auch der sogenannte Sinnesparcours ist für Erwachsene geeignet. „An Mitmachstationen gehen die Besucher den Fragen nach: Wo kommt unser Essen her? Woraus bestehen unsere Lebensmittel? „Wie werden sie hergestellt?“, sagt Winter. Sie hat sich kleine Aufgaben überlegt, zum Beispiel Schokolade nach Kakaogehalt sortieren, Früchte ertasten und entsprechenden Säften zuordnen. Mit dem Parcours aus dem EU-Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der Ladentheke zum Erzeuger“ werden sie im Februar auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover vertreten sein.

Die beiden Museumspädagoginnen entwickelten 2011 mit ihrer Kollegin Ursula Körösi die Geschäftsidee. Die drei Frauen kennen sich von ihrer Arbeit im Freilichtmuseum Kiekeberg im Landkreis Harburg. Gemeinsam organisieren sie nun Präsentationen und Ausstellungen. Ihr Paket für Institutionen und Firmen umfasst Konzeption, Recherche, Design und Produktion. „Wir sind breit aufgestellt, bringen unterschiedliche Hintergründe in unsere Arbeit ein“, sagt Ulrike Mayer-Küster. Die Wedelerin arbeitet seit 1999 selbstständig als Ausstellungskuratorin und Museumspädagogin für verschiedene Museen wie das Altonaer Museum in Hamburg, das Stadtmuseum Wedel oder das Deutsche Gartenbaumuseum Erfurt.

Ulrike Winter war für verschiedene Arbeitgeber in Dokumentation und Recherche tätig, darunter das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg, das Schifffahrtsmuseum Bremerhaven, die Nachrichtenagentur dpa Hamburg und das Auktionshaus Schopmann Hamburg. Seit 2006 ist die Halstenbekerin selbstständige Museumspädagogin am Kiekeberg. Die dritte im Bunde, Ursula Körösi aus Rellingen, ist ein Tausendsassa – gelernte technische Zeichnerin, Bildmischerin und Cutterin, Kamerafrau, selbstständige Museumspädagogin und im Team des Kinder- und Jugendtheaters am Kiekeberg.

Das Projekt „Kalliope mobil“ ist das Steckenpferd von Ulrike Winter und Ulrike Mayer-Krüger. „Uns ist vor allem wichtig, dass die Kinder alles selbst ausprobieren“, sagt Winter. „Wir möchten ihr Interesse an Geschichte wecken.“ Zum Beispiel mit einem Workshop in der Pinneberger Drostei, der am 8. November während des „Barocken Herbstes“ angeboten wird. Sechs- bis Zwölfjährige können sich als Bauern und Droste verkleiden. „Im Rollenspiel möchten wir ihnen die Landverteilung spielerisch näherbringen“, sagt die Halstenbekerin. Gemeinsam teilen die Kinder Land auf, bereiten den Empfang des Königs vor und üben das Schreiben mit Tinte und Feder. Im kommenden Jahr will die Drostei den lebendigen Heimatunterricht dauerhaft für Schulklassen anbieten.

„Wir vereinfachen komplizierte Sachverhalte wie die Landteilung, bleiben dabei aber authentisch“, sagt Winter. So bestehen die historischen Kostümen, die sie zum Teil selbst näht, aus Leinen und Wolle. Und auch wenn es beim Anziehen schneller ginge – einen Gummizug oder Klettverschluss sucht man vergeblich. Denn das gab es damals schlichtweg nicht.