Horster Genossenschaft setzt bei Verpackungen auf Regionalität. 90 Anteilseigner unterstützen den Neuanfang bisher

Horst/Elmshorn. Die Horster Meierei macht den nächsten Schritt, der die Zukunft des 123 Jahre alten Traditionsbetriebes retten soll. Nachdem im Sommer auf einer außerordentlichen Generalversammlung bereits die Fortführung als sogenannte Lieferanten- und Konsumgenossenschaft einstimmig beschlossen wurde, hat sich so ziemlich alles geändert. Sämtliche Organe der Meierei wurden neu besetzt, der Betriebsleiter hat gewechselt. Nun müssen die Kunden überzeugt werden, damit der Milchbetrieb an der Grenze zum Kreis Pinneberg mit seinen zehn Mitarbeitern bestehen kann. Eine neue Marketingstrategie soll helfen.

Noch im April stand das Unternehmen vor dem Aus, weil es immer mehr Lieferanten verloren hatte. Dann beschlossen die drei Ökolandwirte Achim Bock aus Lutzhorn (Kreis Pinneberg) Hans Möller aus Lentföhrden und Heino Dwinger aus Schmalfeld (beide Kreis Segeberg), die als „De Ökomelkburen“ ihre Ökomilch in Horst abfüllen ließen, die Genossenschaft zu übernehmen und sie für Verbraucher zu öffnen, So sollte der Betrieb finanziell breiter aufgestellt werden.

Für fünf Jahre ist die Milchlieferung durch eine Partnerschaft mit der Breitenburger Milchzentrale gesichert, die fünf Millionen Liter von den Höfen in der Region einsammelt. Nun gilt es, neue Lieferanten zu aquirieren und die Produkte am Markt zu platzieren.

„Unsere Milchtüten haben wir im ersten Schritt einer gründlichen Überarbeitung unterzogen, Sahne- und Butterverpackungen werden als nächstes angepasst“, sagt Hans Möller, Gründungsmitglied und Vorstand. Fotos der insgesamt 14 Familienbauernhöfe der Region, die den Betrieb mit frischer Milch beliefern, zieren abwechselnd die Milchpackungen. Ein Gütesiegel versichert, dass alle Rohstoffe zu hundert Prozent aus Schleswig-Holstein stammen. Das ist derzeit einmalig im Land.

Möller und sein Kollege Heino Dwinger stehen mit einem Infostand vor einem Supermarkt in Horst und suchen das Gespräch mit den Kunden. Der Konsument kann die Produkte verkosten und sich als Genossenschaftsmitglied einschreiben. 90 Anteilseigner sind es bisher, hundert sollen es bis Ende des Jahres werden. Wer mindestens sieben Anteile für insgesamt 539 Euro erwirbt, kann die Zukunft der Meierei mitbestimmen.

Das neue Design hat die Hamburger Agentur „Mutter“ erdacht. „Der Geschäftsführer hat uns dankenswerterweise sein Know-how kostenlos zur Verfügung gestellt“, sagt Möller. Die neuen Milchtüten werden seit Montag im Radius von 100 Kilometern ausgeliefert und mit Plakaten und Postkarten bei Einzelhändlern beworben.

„Unsere Produkte haben ihren Wert und deshalb ihren Preis“, sagt Möller. Der soll sich bei 1,30 Euro für einen Liter Milch einpendeln. „Dieser Preis soll den bäuerlichen Familienbetrieben in unserer Region und der verarbeitenden Meierei mit zehn Arbeitsplätzen eine nachhaltige Existenz sichern.“ Zudem habe die Marktrecherche ergeben, dass Kunden bereit seien, für frische, regionale Produkte mehr zu zahlen. Mit diesem Festpreis wollen sich die Genossen frei von den marktüblichen Preisschwankungen auf dem globalen Markt machen. Dort gehen gerade die Preise runter. „Davon distanzieren wir uns“, sagt der Landwirt.

Für die Genossen sind kurze Wege der Frischmilch zur Meierei, kurze Transportwege bei der Verarbeitung, der Erhalt der klassischen Grünlandregion der Kollmeraner Marsch und des Horster Geestrückens, handwerkliche Produktion und Vermarktung in Hamburg und Schleswig-Holstein wichtige Kriterien. „Die Familienbetriebe, die uns beliefern, haben jeweils 30 bis 100 Kühe, die zum Weiden rausgelassen werden“, sagt Möller. Pro Jahr liefern sie fünf Millionen Liter Milch. Die Menge soll sich in drei bis fünf Jahren verdoppeln. Die Milch wird auf 72 Grad erhitzt und wird bei Zimmertemperatur dick. Auf der neuen Packung steht daher ein Rezept für Dickmilch.

„Wir erzeugen nur, was der Konsument will“, sagt Möller. Alles gehe frisch raus an die Handelspartner, die großes Interesse an regionalem Joghurt und Quark zeigten. Im ersten Halbjahr 2015 sollen diese in die Regale kommen. Neben Butter- und Vollmilch sowie fettreduzierter Milch wird weiterhin die „Vier-Jahreszeiten“-Biomilch der Ökomelkburen in Horst abgefüllt.

Geplant sind für Anfang des Jahres zudem ein Produktjournal für Handelspartner und in abgespeckter Version für Verbraucher sowie eine Intranet-Bestellplattform für die Genossen. Und auch die Vorbereitungen für das große Jubiläum in zwei Jahren sind schon im Gange. Dann feiert die Meierei ihren 125. Geburtstag.