Zehn Menschen, darunter zwei Polizisten, atmen giftige Dämpfe ein. Stundenlanger Großeinsatz auf Baustelle in Hasloh

Hasloh. Eine britische Nebelhandgranate hat in Hasloh zehn Personen, darunter zwei Polizeibeamte, verletzt. Das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg wurde am Montag gegen 10 Uhr am Garstedter Weg bei Bauarbeiten gefunden. Die Folge war ein stundenlanger Großeinsatz für Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr.

Am Garstedter Weg 69 entstehen derzeit zwei Doppelhaushälften, die vier Wohneinheiten sollen im Herbst bezugsfertig sein. Während in den Haushälften Handwerker verschiedener Gewerke ihren Tätigkeiten nachgingen, legten draußen Garten- und Landschaftsbauer die Gartenanlagen an. Ein Mitarbeiter buddelte mit einem Spaten einen Gegenstand aus, der sofort stark zu qalmen begann. Der weiße Rauch zog in die angrenzenden Neubauten. Auf diese Weise kamen mehrere Arbeiter mit dem Stoff in Berührung.

„Wir wurden aufgrund der Rauchsäule alarmiert“, sagt Haslohs Wehrführer Alexander Ketseridis. Auch die Polizei war schnell vor Ort. Nach einer ersten Untersuchung der Einsatzstelle war schnell klar, dass es sich um eine Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg handelte.

Die Kräfte forderten daraufhin den Kampfmittelräumdienst aus Kiel an. Der Einsatzleiter vor Ort entschied zudem, dass alle Personen, die mit der Rauchwolke in Berührung gekommen waren, dekontaminiert werden müssen. Dafür wurde der Abc-Zug des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg angefordert, der mitten auf dem gesperrten Garstedter Weg ein Dekontaminationszelt aufbaute. Die betroffenen Personen mussten sich entkleiden, wurden im Zelt abgeduscht und erhielten Ersatzkleidung.

Anschließend wurden sie zur weiteren ärztlichen Untersuchung in die Krankenhäuser in Pinneberg und Elmshorn gebracht. Weil eine so große Zahl an Rettungswagen im Kreis Pinneberg nicht verfügbar war, schickte die Hamburger Berufsfeuerwehr ihren Großraumrettungswagen für Versorgung und Weitertransport der Opfer. Der Rettungsdienst des Kreises war zudem mit mehreren Notärzten und Einsatzfahrzeugen vor Ort.

Nach Polizeiangaben zeigte nur eine Person ernsthafte Beschwerden. Der betroffene Arbeiter klagte über Haut- und Atemwegsreizungen sowie Schwindelanfälle.

Die britische Nebelhandgranate befand sich in einems ehr schlechten Zustand

Gegen 12.30 Uhr sicherte Georg Ocklenburg, der stellvertretende Leiter des Kampfmittelräumdienstes aus Kiel, die Reste der Granate. „Sie befand sich in einem sehr schlechten Zustand, war völlig durchgegammelt“, sagt er. Die Granate, die nicht mehr über einen Zünder verfügte, sei von den Arbeitern beschädigt worden und habe sich dann vollkommen entleert.

Das ausströmende Gemisch habe unter anderem Phosphor enthalten und sei giftig. „Bei direktem Hautkontakt könnten Haut- und Atemwegsreizungen auftreten“, so Ocklenburg. Dauerhafte Folgeschäden gebe es nicht. Für den Kampfmittelräumdienst sei dies kein ungewöhnlicher Fund.

Wie die Granate, die in etwa die Größe einer Farbspraydose hat, auf das Grundstück am Garstedter Weg gelangte, versucht jetzt die Polizei zu klären. Wahrscheinlich ist, dass die Nebelhandgranate in größerer Tiefe auf dem Grundstück lag. Für das Neubauprojekt hatte es einen größeren Erdaushub gegeben, die Muttererde war später zum Höhenausgleich auf dem Grundstück verteilt worden.

Die umliegende Bevölkerung war per Lautsprecher- und Rundfunkdurchsage gebeten worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Später stellte die Polizei klar: Es drohten zu keiner Zeit gesundheitliche Gefahren für die Anwohner.