Mercedes Vito parkt hinter Rathaus, das ebenfalls beschädigt wird. Auch an der Schmiedestraße brennt ein Pkw

Rellingen. Als Anja Radtke am Montagmorgen auf den rückwärtigen Parkplatz des Rellinger Rathauses einbog, traute die Bürgermeisterin ihren Augen nicht: Vom Jugendbus der Gemeinde war nur noch ein verkohltes Gerippe übrig, die angrenzende Fassade des Gebäudes rußgeschwärzt und mehrere Scheiben gesprungen. Die Ursache: Brandstiftung.

Gleich zwei Mal haben Unbekannte in der Nacht in Rellingen Fahrzeuge in Brand gesetzt. Nur durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte größerer Schaden vermieden werden. Offenbar wurde Brandbeschleuniger eingesetzt. Die Kripo ermittelt.

Um 2.07 Uhr holte die Regionalleitstelle Elmshorn die Einsatzkräfte in Rellingen aus dem Bett. Anwohner der Schmiedestraße hatten einen brennenden Pkw in einem Carport gemeldet. Kurz nach dem Ausrücken der ersten Kräfte ging ein zweiter Alarm ein, diesmal aus dem Ratsweg. Direkt hinter dem Verwaltungsgebäude stehe ein weiteres Fahrzeug in Flammen, hieß es von einem Anwohner, der um 2.13 den Notruf 112 anrief.

An der Schmiedestraße konnten die Feuerwehrleute mit Hilfe des Besitzers noch einen Porsche aus dem betroffenen Carport herausfahren. „Der nebenan parkende Ford Fiesta fing dann im hinteren Bereich an zu brennen“, so Rellingens Gemeindewehrführer Jürgen Timm. Das Fahrzeug habe jedoch schnell gelöscht und ein Übergreifen der Flammen auf den hölzernen Carport verhindert werden können.

Der brennende Mercedes Vito stand nur eineinhalb Meter vom Rathaus entfernt

Die Lage am Rathaus war laut dem Wehführer deutlich dramatischer. Der brennende Mercedes Vito der Jugendpflege stand nur etwa eineinhalb Meter von der Hauswand entfernt. Zwischen Fahrzeug und Rathaus befanden sich Sträucher und Büsche, die aufgrund der Trockenheit dem Feuer neue Nahrung boten. Beim Eintreffen der ersten Kräfte schlugen die Flammen bereits an der Fassade des Rathauses hoch, ein Fenster war zu diesem Zeitpunkt schon gesprungen. „Fünf Minuten später, und das Feuer wäre im Gebäude gewesen“, so der Wehrführer. Um kurz nach 3 Uhr konnten die 40 Einsatzkräfte in die Wache einrücken.

„Wir haben es nur dem schnellen Einsatz der Feuerwehr zu verdanken, dass nichts schlimmeres passiert ist“, sagt die sichtlich geschockte Bürgermeisterin am Morgen danach. Der Mercedes Vito sei 2011 für die Jugendpflege angeschafft worden.

Die Gemeinde habe 22.000 Euro dafür bezahlt, die andere Hälfte sei dank einer Spende der Lions finanziert worden. „Das Fahrzeug ist für unsere Jugendpfleger als Transportmittel für Geräte und Personen unendlich wichtig“, so die Bürgermeisterin. Die Gemeinde hat noch am Vormittag Kontakt mit der Versicherung aufgenommen. Der Mercedes Vito hat nur noch Schrottwert. Auch im Wagen befindliche Gegenstände wie eine Kabeltrommel und eine Biertischgarnitur sind zerstört. Zudem sei mit einem VW Lupo auch ein zweites Gemeindefahrzeug von der Hitze beschädigt worden. Der Schaden an der Rathausfassade wird auf 30.000 Euro geschätzt.

Der betroffene Trakt ist an das Amt Pinnau vermietet. „Der Rauch ist in den Räumen deutlich zu riechen. Auch im übrigen Rathaus merkt man den Geruch“, so Radtke weiter. Sie will Lüfter schnellstmöglich aufstellen lassen, um den Brandgeruch zu vertreiben. „Aufgrund der Urlaubszeit ist es möglich, dass in den betroffenen Räumen nicht gearbeitet werden muss“, so die Verwaltungschefin. Aufgrund der Tat sei die Stimmung innerhalb der Belegschaft gedrückt.

Es sei ihr unbegreiflich, wieso Menschen so etwas tun. „Ich bin fassungslos und zutiefst geschockt“, sagt Radtke. Der oder die Täter hätten in Kauf genommen, dass das Rathaus ein Opfer der Flammen wird. „Ich bin besorgt um die Sicherheit in Rellingen“, so die Bürgermeisterin. Sie hoffe, dass es nicht zu weiteren Vorfällen dieser Art kommt. Die Kripo sucht unter 04101/20 20 Zeugen, die gegen 2 Uhr an den Tatorten verdächtige Personen gesehen haben.