Feuerwehrnachwuchs und THW-Jugendgruppen proben in erster gemeinsamer Übung Schutz vor Überschwemmungen

Seestermühe. Hoch konzentriert stehen Nils, 13, und Johanna, 12, von der Jugendfeuerwehr Neuendeich an der Spritze. Als das Kommando „Wasser marsch“ ertönt, muss ein erwachsener Helfer den beiden Teenagern helfen, Spritze und Schlauch zu halten. Während die beiden Nachwuchs-Feuerwehrleute das hinter die Deichlinie eingedrungene Wasser zurück über den Deich befördern, füllen ihre Kameraden Sandsäcke, sie schließen die sogenannte Deichstölpe und bauen eine Deichfußsicherung.

Aufgaben, die im Ernstfall von entscheidender Bedeutung sind, um die Deiche zu schützen und damit den Bewohnern der Marsch unliebsame nasse Überraschungen zu ersparen. „Mit den Erwachsenen trainieren wir derartige Szenarien regelmäßig. Da habe ich mir gedacht, dass es auch sinnvoll wäre, mit dem Nachwuchs eine solche Übung zu veranstalten“, sagt Frank Homrich, Jugendwart der Feuerwehr Wedel und Vize-Kreiswehrführer.

Seine Idee wurde am Sonnabend in die Tat umgesetzt. In Seestermühe trafen sich die Jugendfeuerwehren aus Seester, Seestermühe, Neuendeich, Haselau, Holm und Wedel zur ersten gemeinsamen Deichverteidigungsübung. Mit im Boot waren auch die Jugendgruppen des Technischen Hilfswerks (THW) der Ortsvereine Barmstedt, Elmshorn und Pinneberg. „Im Ernstfall ist das THW der Spezialist für die Deichverteidigung, da macht es Sinn, dass der Nachwuchs zusammen trainiert“, so Homrich weiter. Er wolle sich dafür einsetzen, die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehren und THW zu intensivieren. Insgesamt wirkten 90 Junghelfer beider Organisationen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren bei der sechsstündigen Übung mit, die von 25 Helfern begleitet wurde.

Acht Stationen hatten die Organisatoren aufgebaut. Die Jugendlichen wurden in kleine Gruppen aufgeteilt und mussten alle Standorte durchlaufen. Und immer hieß es für den Feuerwehr- und den THW-Nachwuchs nach der Einweisung durch die Großen selbst Hand anlegen: Etwa beim Aufbauen einer Schlauchleitung, um das Wasser über den Deich pumpen zu können. Oder beim Verschließen der Deich-Durchfahrten, auch Stölpe genannt. Dies erfolgt bei Hochwasser und Sturmfluten durch spezielle Holzbohlen, die in unmittelbarer Nähe der Stölpe gelagert werden. Sechs Junghelfer waren kräftig am Schwitzen, um die unhandlichen Latten zur Durchfahrt zu tragen und diese übereinander einzupassen.

Eine schwere Aufgabe wartete auch an der Sandsackfüllmaschine. Der Kreis Pinneberg verfügt über zwei Maschinen dieser Art. Eine steht beim Kreis-Bauhof in Moorrege, die zweite beim THW in Elmshorn. „Eine Maschine kann pro Stunde zwischen 1000 und 1500 Säcke mit Sand füllen“, erklärte THW-Mitglied Michael Sauer den Jugendlichen. In der Regel wiege ein gefüllter Sandsack etwa 20 Kilogramm. Um die Übungsteilnehmer nicht zu überfordern, wurden die Säcke nur zur Hälfte gefüllt. Nach diesem Vorgang waren die Jugendlichen gefordert, um die Säcke mit Hilfe von Draht zu verschließen.

Direkt am Deich erklärte Gordon Hallas den Übungsteilnehmern, wie eine Deichfußsicherung aufgebaut wird. Und die Jugendlichen konnten sich auch im Bau einer Quellkade erproben, der „Königsdisziplin“ der Deichsicherung. Die Quellkade besteht aus einem Sandsackdamm, der halbrund um die Schadstelle herumgeführt und an die schräge Deichböschung angepasst wird. Welche Aufgaben ein Deichläufer hat, erklärte den Junghelfern Thies Kleinwort. Im Falle einer Flutkatastrophe ist der Oberdeichgraf für die 5,9 Kilometer lange Deichlinie zwischen Krückau und Pinnau zuständig und koordiniert, unterstützt von Feuerwehr und Katastrophenstab, die Deichverteidigung.