Katy ackert: Der eigene Einsatz versüßt die ersten bitteren Blätter

Ist nicht jeder Salat, der auf einem Feld wächst, irgendwie ein Feldsalat? Oh nein, ist er nicht. In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit sogar sehr groß, dass es sich eben gerade nicht um Rapunzel oder Nüsschen handelt, wie der Feldsalat auch genannt wird, sondern um ein kopflastigeres Blättergewächs. Denn Deutschland zählt zu den Hauptanbaugebieten für den Kopfsalat, der besonders in Niedersachsen tonnenweise produziert wird. Laut einer Erhebung zum Gemüseanbau in Deutschland waren es 71.000 Tonnen im Jahr 2012, und der rundere Eissalat ist damit noch gar nicht erfasst.

Hätte ich das bloß vorher gewusst, wäre ich dem verheißungsvollen Wort vielleicht nicht aufgesessen. So musste ich erkennen, dass es sich bei den gesetzten Jungpflanzen, die ich in meinem anfänglichen Gartenleichtsinn fälschlicherweise als Feldsalat betitelte, um Kopfsalat handelt. Sorte Lobela. Eine meine Mitstreiterinnen vom Projekt Erntezeit hatte mir bereits nach dem Bericht zugeflüstert, dass ich in diesem Punkt daneben lag. Das Gute daran ist, dass ich mich anschließend intensiver mit Salatsorten und seinem Anbau befasste. Noch besser ist: Während man den leicht nussig schmeckenden Feldsalat vor allem im Herbst und Winter erntet, ist Lobela viel früher zu haben. Knapp drei Wochen nach dem Saisonstart auf dem Acker, den sich gemüseanbauende Städter in Appen teilen und zu deren Gemeinde ich mich seit kurzem zähle, kommt so der erste Kopfsalat frisch vom Feld auf meinen Tisch.

Gut, es sind nur wenige Blätter, die ich bereits ernten konnte, und ich muss sie für den dreiköpfigen Besuch am Mittwochabend mit zugekauftem Salat strecken. Aber immerhin: Es ist der erste kleine Ertrag aus meiner Gartenparzelle 78, die ich beackere und deren Fortschritte ich an dieser Stelle alle 14 Tage vermelde. Der Erfolg schmeckt noch etwas bitter. Doch mir versüßt das Essen, dass ich weiß, woher diese Salatblätter stammen: Die sind garantiert frei von Pestiziden. Und noch etwas lässt es gut schmecken: Der „Einkauf“ auf dem Acker hat mich tatsächlich, wie von den Projektinitiatoren versprochen, glücklich gemacht.

Während ich auf meinen wenigen selbst gepflückten Blättern kaute, dachte ich an den herrlichen Ernteabend zurück. Der Sonnenschein hatte einige Mitgärtner auf den Acker gelockt, die es sich beim Unkrautjäten unter Sonnenschirmen gemütlich gemacht hatten. Auf der Nachbarwiese wurde gepicknickt. Es wurde geplauscht und Tipps gegeben. Auf dem Heimweg entdeckte ich zur Krönung noch einen Storch.