Rellinger Unternehmen möchte auf benachbarter Baumschulfläche eine große Lagerhalle errichten. Anwohner in Sorge

Rellingen. Als sich Hass+Hatje in Rellingen zuletzt mit Millionenaufwand vergrößerte, verging ein Jahrzehnt von den ersten Gedankenspielen bis zum Start der Arbeiten. 2006 wurde die Erweiterung von Baustoffzentrum und „hagebaumarkt“ an der Eichenstraße abgeschlossen. Acht Jahre später gibt es nun sehr konkrete Gedankenspiele über eine weitere Vergrößerung des Betriebes. Und heute wie auch damals machen schon die ersten Anwohner gegen das Projekt mobil.

Am Dienstagabend meldete sich Wolfhart Pauksch, der damalige Sprecher der Anlieger-Interessengemeinschaft, in der Bauausschuss-Sitzung zu Wort und reichte einen umfangreichen schriftlichen Fragenkatalog ein. „Das Verfahren wird offen und transparent ablaufen, wir wollen gemeinsam mit der Bürgerinitiative ein vernünftiges Miteinander hinkriegen“, versprach Bürgermeisterin Anja Radtke auf Abendblatt-Anfrage. Zu den Plänen könne sie derzeit keine Stellung nehmen, weil sie noch vertraulich sind.

Auch Unternehmenschefin Ines Kitzing gibt sich auf Anfrage wortkarg, sie sieht die Politik am Zug. Vor kurzem hat Hass+Hatje Kommunalpolitikern aller Fraktionen Grundzüge der Planungen in einem Abstimmungsgespräch vorgestellt. Ein übliches Vorgehen bei Investoren, die erst einmal wissen wollen, ob ihre Pläne grundsätzlich bei der Politik ankommen. Wie zu hören war, hat das Unternehmen eine angrenzende Fläche der Baumschule Stoldt gekauft und will dort eine zweite Lagerhalle für den Baustoffmarkt errichten, die etwa zehn Meter hoch sein wird. Sie würde an die bisher vorhandene Halle anschließen. Die Erschließung soll über die Zufahrt an der Eichenstraße erfolgen.

Die Eichenstraße zwischen Rellingen und Pinneberg gilt als hochbelastet

An diesem Punkt beginnt offenbar das Unbehagen der Politik. Die Eichenstraße ist schon jetzt hochbelastet, zwischen Rellingen und Pinneberg quält sich täglich eine schier unendliche Verkehrslawine. Wie sich eine zweite große Lagerhalle in der Dimension eines Fußballplatzes auf den Verkehr auswirken würde, müsste ein Gutachten klären. Dieses liegt allerdings noch nicht vor. Auch eine Untersuchung, welcher Lärm von dem Gebäude ausgehen würde, ist bei den Politikern bisher nicht eingegangen. Die Gebäude am Eichenplatz würden unmittelbar an die neue Halle angrenzen.

Angrenzend an die Mehrfamilienhäuser könnte auch Zuwachs an Wohnraum entstehen. So sollen die Pläne vorsehen, die an der Eichenstraße 14 bis 16 stehenden Lagerhallen der Baumschulen abzureißen und dort zwei Mehrfamilienhäuser mit 30 Wohneinheiten zu errichten. Derzeit wird bereits im Umfeld des Eichenplatzes gebaut – und zwar von der Hatje KG, der Holdinggesellschaft des benachbarten Baustoffzentrums Hass+Hatje.

Sie hatte die Fläche, für die bereits mehrere andere Projekte wie etwa Wohnungsbau oder die Ansiedlung eines Discounters gescheitert waren, vom Baukonzern Manke aus Henstedt-Ulzburg übernommen. Zunächst war ein Teil des Geländes für etwa 100 Pkw-Stellplätze abgetrennt worden. In der zweiten Phase wird aktuell ein Bürogebäude errichtet, das auf drei Ebenen über jeweils 200 Quadratmeter Nutzfläche verfügen soll. Das Projekt hat mit der möglichen Erweiterung des Betriebs von Hass+Hatje nichts zu tun.

1985 waren Baustoffzentrum und der Baumarkt eröffnet worden

Diese wird frühestens nach der Sommerpause Thema in den Gremien der Gemeinde sein. Damit Hass+Hatje seine Pläne realisieren kann, müsste der Bebauungsplan 47 geändert werden. Aktuell lässt er ein solches Bauvorhaben auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen der Baumschule Stoldt nicht zu. Ob die Politiker zustimmen, ist völlig offen. Schon 2001 galt die damalige Erweiterung als umstritten, sie kam nur dank der geschlossenen Zustimmung der Mehrheitsfraktion CDU zustande. Zudem hatte die Bürgerinitiative auf eine angedrohte Klage verzichtet, nachdem das Unternehmen eine Erhöhung der Lärmschutzwand zusagte.

1985 hatte die Familie Hatje das Baustoffzentrum und den „hagebaumarkt“ auf einem 18.500 Quadratmeter großen Betriebsgrundstück an der Eichenstraße eröffnet. Durch Zukäufe wuchs die Grundstücksfläche auf 39.000 Quadratmeter. Dadurch konnte der Baumarkt von 2500 auf 5500 Quadratmeter erweitert werden, es entstanden auf 2400 Quadratmetern Innen- plus 650 Quadratmetern Freifläche ein Gartencenter, ein Baustoffhandel (4200 Quadratmeter), die Lagerhalle mit 3200 Quadratmetern sowie 1500 Quadratmeter Ladezone.