In der Serie „Glänzend im Geschäft“ stellen wir Firmen aus der Region und ihre Erfolgsideen vor. Heute: Dreh-Norm aus Barmstedt

Barmstedt. Sie gelten nicht als die wichtigsten Bauteile einer Anlage. Gleichwohl sind sie unverzichtbar für das Endprodukt. „Ich handele mit C-Ware“, sagt Martin Sztanka, 52, und meint seine Schrauben und Muttern, ohne die keine Maschine halten oder laufen würde. Mit diesen oft als minderwertig angesehenen Produkten ist der Unternehmer recht erfolgreich. So betreibt er mit seiner Firma Dreh-Norm im Gewerbegebiet Böttcherweg in Barmstedt nicht nur die einzige Schraubenfabrik in Schleswig-Holstein. Sie ist zugleich auch die größte in Norddeutschland, sagt der gebürtige Hamburger stolz.

1981 hat sein Bruder Stefan Sztanka die Firma als reines Handelsunternehmen in seiner 30 Quadratmeter kleinen Garage in Hamburg-Eidelstedt gegründet, erzählt Martin Sztanka. Als der wenige Jahre später nach Norwegen auswanderte, wo er heute noch lebt, führte Diplomkaufmann Martin Sztanka den Betrieb weiter und baute ihn recht schnell aus. Vom Handel allein konnte er nicht leben. Also begann er 1987, Schrauben und Muttern selber zu fertigen. So stieß das Unternehmen bald an seine räumlichen Grenzen und Sztanka verlagerte 1996 den Firmensitz in die beschauliche, 10.000 Einwohner zählende Kleinstadt 30 Kilometer nordwestlich von Hamburg entfernt. Seitdem hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf jetzt 40 Beschäftigte verdreifacht, sagt Inhaber Sztanka stolz. Der Jahresumsatz beläuft sich auf knapp fünf Millionen Euro.

Dreh-Norm bedient die Massenware ebenso wie Spezialanfertigungen für Schiffbau, Medizintechnik, Energiewirtschaft, Maschinen- und Druckbehälterbau. Nur 25 Prozent der Produkte gehen in den Handel, drei Viertel bestellt die Industrie. Aus 1000 Tonnen Stahl werden jährlich in zwei Fertigungshallen auf dem 8000 Quadratmeter großen Gelände 140.000 verschiedene Einzelprodukte hergestellt. Millionen Schrauben und Muttern jeder Größe und für alle möglichen Anwendungsgebiete liefert das Unternehmen von hier aus in alle Winkel Deutschlands und bis nach Indien und China aus. „Die Schraube hält die Welt zusammen“, sagt Sztanka. Der verrückteste Auftrag war der für einen Scheich in Dubai, der die richtigen Schrauben für sieben Meter lange Zuganker brauchte, um ein 100 Quadratmeter großes Zeltdach für seine Ferrari-Präsentation zu halten. Da wird Barmstedt zur Weltstadt der Schraubenindustrie.

Um auf dem hart umkämpften C-Teile-Markt mithalten und sich behaupten zu können, dürfe er keine Billigware anbieten, betont der Firmenchef. Darum lege er äußersten Wert auf die Qualität des Stahls, den er warm und kalt umformen lässt, sowie einen genau koordinierten Produktionsablauf und eine ausgeklügelte Endkontrolle der gefertigten Stücke. Diese werden mit Ultraschall und UV-Licht auf mögliche Rissen untersucht und auf ihre Belastbarkeit geprüft, die bis zu 100 Tonnen betragen muss. Seine rostfreien Stahlschrauben wiesen Spurenelemente von Titan und Nickel auf und seien nicht nur aus Eisen, Schwefel und Kohlenstoff zusammengesetzt, versichert Sztanka. Sie müssen halten, was sie versprechen. Wenn bei einem Bagger, der tonnenweise Material bewegen muss, nur eine Schraube der Schaufel bricht, reißen alle anderen und das gesamte Haltesystem funktioniert nicht mehr. Ein solcher GAU habe sich zum Glück mit Dreh-Norm-Produkten noch nie ereignet, betont der Firmenchef. „Wir gehen da keine Risiken ein. Ich mache lieber gar kein Geschäft als ein falsches. Da wird man ehrfürchtig.“

Dieser Qualitätsanspruch made in Barmstedt hat System. So überlässt Sztanka nichts dem Zufall und lässt seine Spezialschrauben und -muttern im werkseigenen Schmiedebetrieb anfertigen und härten. Da wird das Eisen in der richtigen Passgröße ausgestanzt, im Schmelzofen auf 850 Grad erhitzt und so zum Beispiel zur 36er Spezialmutter gepresst. Auch die Werkzeuge, mit denen die Schlosser, Zerspanungsmechaniker und Maschinenführer in einem minutiös festgelegten Arbeitsablauf ihre Werkstücke auf den Tausendstel Millimeter genau anpassen, werden für den eigenen Bedarf gefertigt. „Von solchen Schraubenfabriken wie unserer gibt es nur noch vier in Deutschland“, erklärt der Unternehmer stolz. Sie gehöre bundesweit auch zu den modernsten ihrer Branche.

Dafür steht ein reichhaltiger Maschinenpark. Drei Dutzend CNC-Anlagen, halb- und vollautomatisch, decken alle möglichen Anwendungen und Bedarfe ab, die für genormte Herstellungsprozesse in immer gleich guter Qualität sorgen. Doch vieles ist noch Handarbeit. „Hier schafft man noch mit Herz und Hand. Hier fällt die Ware nicht vom Band“, zitiert Unternehmer Sztanka einen alten Handwerkerspruch, der in seinem Betrieb noch etwas gelte. Fast alle Mitarbeiter sind Eigengewächse, haben die betriebliche Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer, Zerspanungsmechaniker oder Industriekaufmann im dualen Studium mit der Wirtschaftsakademie Kiel durchlaufen. Sieben Lehrlinge sind es zurzeit. So gut wie alle würden später übernommen. „Wir bilden nicht über Bedarf aus.“