Umfrage unter allen Fünftklässlern am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Quickborn bringt überraschendes Ergebnis

Quickborn. Das vor sechs Jahren in Schleswig-Holstein landesweit eingeführte Abitur in acht Jahren (G8) an den Gymnasien ist besser als sein Ruf. So hat das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in Quickborn jetzt eine Befragung unter allen Fünftklässlern gemacht, wie sie mit dem um ein Jahr komprimierten Unterrichtsstoff zurechtkommen. Das Ergebnis ist verblüffend im Vergleich zu manchen Veröffentlichungen, die G8 als puren Schulstress darstellen. Demnach schaffen neun von zehn Schülern ihre Hausaufgaben innerhalb von einer Stunde, zwei von drei haben genügend Zeit für ihre Hobbys, und an die 40 Prozent der befragten Schüler empfinden das G8-System sogar leichter als erwartet.

Viele Eltern seien stark verunsichert, hat Schulleiterin Angelika Lahrs festgestellt. Oft höre sie in den Gesprächen, wenn Eltern ihre Kinder mit einer Gymnasialempfehlung anmelden wollen, große Besorgnis heraus, ob die Schüler womöglich überfordert sein könnten. Um dieser Sorge mit dem tatsächlichen Eindruck ihrer Schüler zu begegnen, wie diese das Arbeitspensum im ersten Jahr auf dem Gymnasium wahrnehmen, habe sie die Umfrage initiiert. 71 von 73 Fünftklässlern haben sich daran beteiligt. Sie konnten die Fragen anonym beantworten. Und jeder hatte nur eine Stimme, beschreibt die Schulleiterin das Verfahren.

Das positive Ergebnis habe sie zwar nicht unbedingt überrascht, weil sie wusste, wie ihre Schule das G8-System zum Wohle der Schüler abzufedern versucht. „Jetzt habe ich es schwarz auf weiß: Unsere Schüler können den vorgegeben Weg zum Abitur auf unserer Schule gut schaffen“, freut sich die Leiterin des Bonhoeffer-Gymnasiums, auf dem zurzeit 774 Schüler von 60 Lehrern unterrichtet werden.

So werden auf dem DBG grundsätzlich alle Fächer in Doppelstunden gegeben. Das bedeutet, dass die Schüler höchstens drei bis vier Fächer am Tag statt wie früher sechs bis acht haben. „Dadurch reduziert sich die Hausaufgaben-Belastung für die Schüler automatisch“, beschreibt Vize-Direktor Manfred Brandt das Modell. Hinzu komme, dass sich die Lehrer einer Klasse gegenseitig absprechen, um auch so die Hausaufgaben nicht zu viel werden zu lassen. Zudem hätten Fünftklässler am DBG grundsätzlich keinen Unterricht am Nachmittag. Die Zahl ihrer Fächer sei auf höchstens neun im ersten Jahr begrenzt. Zuvor waren es 13. Das gelang dadurch, dass Musik, Kunst, Erdkunde und Geschichte auf spätere Schuljahre verteilt wurden, sodass die vom Ministerium vorgegebene Stundenzahl erreicht wird, erklärt der stellvertretende Schulleiter. Mathematik, Deutsch und die Fremdsprachen seien davon allerdings ausgenommen.

Darüber hinaus verfügt die Oberschule, die bis 2010 für rund 20 Millionen Euro komplett modernisiert und zum Teil neu gebaut wurde, über eine Mensa mit einem Angebot, das regelmäßig 120 Schüler am Tag nutzen. So könnten sich Schüler, die auch am Nachmittag unterrichtet haben, über Mittag ausruhen und stärken. Auch eine Hausaufgaben-Betreuung gebe es an der Schule, sagt Brandt.

Von zu viel Stress kann jedenfalls keine Rede sein, wie die Befragung am DBG ergeben hat. Lediglich 16,9 Prozent der befragten Schüler haben das erste Schuljahr auf dem Quickborner Gymnasium schwieriger als erwartet erlebt. 72 Prozent fühlten sich sehr, 25 Prozent wohl. 58 Prozent der befragten Schüler säßen demnach weniger als eine halbe Stunde täglich an den Hausaufgaben. Mehr als zwei Stunden müssten 1,4 Prozent der befragten Schüler dafür aufwenden.

Dieses Ergebnis deckt sich mit der Erfahrung des Schülersprechers Bjarne Abbé, der 2008 zu den ersten G8-Schülern am DBG gehörte und jetzt die Oberstufe erreicht hat. „Das Arbeitspensum ist für einen durchschnittlichen Schüler machbar“, sagt er. Dies habe ihm so gut wie jeder jüngere Schüler bestätigt, mit dem er über seine Erfahrungen gesprochen hat. „Ich bin ja so etwas wie der große Bruder für viele Schüler“, sagt Abbé.

Im ersten Jahrgang der Oberstufe, dem nun jeweils vier Klassen vom neuen G8- und dem alten G9-System angehören, zeigten sich keinerlei Unterschiede, betont Schulleiterin Lahrs. Auch die Quote der Abbrecher und derjenigen, die die Schule vor der Oberstufe verließen, weil sie auf eine Gemeinschaftsschule wechseln, ein anderes Profil auf einem anderen Gymnasium machen oder eine Berufsausbildung beginnen wollten, sei gleich geblieben. „Wir haben immer noch zwei bis vier Schulabbrecher in der Orientierungsstufe. Das hat sich nicht verändert.“

Das DBG lädt für Mittwoch, 12. Februar, um 19.30 Uhr alle Eltern zum Info-Abend in die Schule am Ziegenweg ein, die nach dem Sommer ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken wollen.