Migranten und deren Kinder sollen künftig bessere Perspektiven in Uetersen haben. Die Ratsparteien wollen ein entsprechendes Konzept aufstellen

Uetersen. Die Interkulturelle Woche war für Uetersen eher ernüchternd. Eigentlich sollten, so die Idee, vor allem Menschen mit Migrationshintergrund für die Aktionen gewonnen werden. „Das hat leider so nicht geklappt, wir haben nur wenige Migranten erreicht“, konstatiert die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen, Christiane Greve. Greve vermutet, dass die auf Deutsch verfassten Flyer bereits eine sprachliche Barriere für viele Menschen dargestellt hätten.

Das ärgert die Ratsparteien, denn mit der Aktion habe man es gut gemeint, einen Schulterschluss mit Migranten schaffen wollen. Und das nicht ohne Grund, denn Uetersen hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Bürgern, deren Wurzeln im Ausland liegen. Der Ausländeranteil lag 2008 bei rund elf Prozent, 2010 bei 13,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Kreis Pinneberg lag die Quote 2010 bei 7,1 Prozent und im Land Schleswig-Holstein bei 4,7 Prozent. Für die Grünen in Uetersen ist der Fehlschlag bei der Interkulturellen Woche kein Wunder, denn ausgerechnet in der Rosenstadt gibt es kein Integrationskonzept, das die Eingliederung von Migranten fördert. Mehr noch: Uetersen tue sich damit schwer, Migranten für Veranstaltungen zu begeistern und in die städtischen Strukturen einzubinden. Und das soll sich ändern.

Gerade für Uetersen sei es wichtig, so die Grünen, Migranten vernünftige berufliche und soziale Perspektiven aufzuzeigen, denn die Stadt sei aufgrund ihrer Bevölkerungsstruktur stärker als andere auf eine Integration aller in die Gesellschaft angewiesen. Es gelte, in der Rosenstadt eine Zweiklassengesellschaft zu vermeiden.

Die Grünen hatten daher in den politischen Fachausschüssen vorgeschlagen, ein übergreifendes Integrationskonzept zu erarbeiten. Wichtig sei, dass nicht nur von der Stadtverwaltung ein einseitiges Programm aufgelegt werde, sondern dass die Migranten und deren Kinder vernünftig und aktiv in die Aktionen und Programme eingebunden werden. Das umfasse Bildung, Kultur, Sport und Soziales. Da die bisherigen Versuche einer gemeinsamen Integrationsarbeit von Vereinen und Stadt nicht von großem Erfolg gekrönt gewesen seien, wollten die Grünen einen Neuanfang. Und nun auch die Christdemokraten.

Die CDU war von der Initiative der Grünen angetan. „Wir haben viel über den Antrag der Grünen nachgedacht, und der vorgelegte Antrag der Partei ist gut. Aber wir sollten konkreter werden, als es in dem Papier der Grünen bislang geplant ist. Wir sollten nicht warten, sondern einiges möglichst schnell auf den Weg bringen“, so Ratsfrau Cornelia Maßow. Es solle nicht bei bloßen Absichten bleiben. Die Verwaltung sollte möglichst sofort einen Arbeitsauftrag mitnehmen können. Ihre Fraktion hat daher ihrerseits einen Antrag für ein Integrationskonzept im Sozialausschuss vorgelegt. Das Besondere: Die CDU will die Integrationsarbeit nicht nur auf Uetersen beschränken. Auch die Nachbarstadt Tornesch soll, soweit möglich, in die Arbeit mit integriert werden.

Die CDU hat außerdem vorgeschlagen, wieder einen Ausländerbeirat einzuführen, damit dieser an der Arbeit beteiligt wird. Das Problem: Laut der Satzung der Stadt Uetersen gibt es bereits einen Ausländerbeirat – in dem will aber niemand mitmachen. „Es gibt den Beirat nur auf dem Papier. Dass wir niemanden gefunden haben, der mitmachen will, das liegt wohl auch daran, dass dort nur Ausländer mitmachen durften. Was wir bräuchten, ist also eine Auflockerung, sodass auch jene der zweiten und dritten Generation sich dort einbringen können“, urteilt die Gleichstellungsbeauftragte Greve.

Grüne, SPD und BfB waren vom Vorschlag der CDU positiv überrascht. „Wir begrüßen, dass bei dem Thema alle an einem Strang ziehen wollen“, sagt SPD-Ratsfrau Ann-Christin Speichert. Die Stadt soll nun prüfen, welche Maßnahmen sinnvoll und finanzierbar sind und wofür Fördergeld beantragt werden könnte. Wichtig sei, dass die neuen Maßnahmen nicht von Bund und Land kämen, sondern dass lokale Ansätze verfolgt würden. „Dafür ist es auch wichtig, auf die Erfahrungen von Städten wie Wedel zurückzugreifen“, so Maßow. Die dortigen Konzepte könnten für Uetersen angepasst werden.