In Ellerhoop entsteht derzeit eine Nachbildung des größten Baumes der Welt. Im September soll sie fertig sein.

Ellerhoop. Einen Baum, der in Rekordgeschwindigkeit wächst, gibt es derzeit im Arboretum in Ellerhoop-Thiensen zu bewundern. Allerdings besteht der Baum aus Beton. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um ein einzigartiges Objekt, das Arboretum-Chef Hans-Dieter Warda als Krönung für seine schulbiologische Abteilung erstellen lässt. Seit Ende Juni wird der Stamm des General Sherman Tree, des größten Mammutbaums der Welt, bis zu einer Höhe von zehn Metern originalgetreu nachgebildet.

Vor sechs Wochen, als Warda zuletzt einen Einblick in die Bauarbeiten gab, stand lediglich das Stahlgerüst. Seitdem hat sich viel getan. Die Fundamente wurden gegossen - und der Beton-Baumstamm wuchs Meter für Meter. Viele Schaulustige sahen täglich zu, wie die Spezialisten in Handarbeit die Kopie erschufen. "Schon die Baustelle ist ein Publikumsmagnet, wie soll es erst werden, wenn der Baum fertig ist?", fragt sich Warda.

Mittlerweile ist der Rohbau abgeschlossen. Für die Mitarbeiter der Baufirma KaGo & Hammerschmidt, die schon die Kunstfelsen im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark errichtet haben, ist damit ein Großteil der Arbeit getan. Sie mussten Zentimeter für Zentimeter jede Kerbe, jede Furche und jede Ausbeulung des Stammes nachempfinden. "Da sind wahre Künstler am Werk", beschreibt Warda den enormen Arbeitsaufwand.

Exakte Nachbildung des größten Baumes der Welt

Damit sich Original und Kopie wie ein Zwilling einander gleichen können, haben Warda und sein Mitarbeiter Richard Bischoff im Juni spezielle Untersuchungen und Vermessungsarbeiten im Stammbereich des größten Baums der Welt vorgenommen. Dafür reisten beide nach Kalifornien und erhielten von der Verwaltung des Sequoia National Parks eine spezielle Forschungserlaubnis, um am Stamm Maß nehmen zu können. Die dort ermittelten Maße dienten als Grundlage, um den Baumriesen bis zu einer Höhe von zehn Metern inklusive der riesigen, ausufernden Wurzeln exakt nachbilden zu können.

Nach Abschluss des Rohbaus müssen nun die Spezialisten noch einmal anrücken, um die Farbschattierungen am Beton-Baumstamm zu realisieren. Auch hier gilt der Grundsatz: Alles soll exakt so aussehen wie beim Original. "Es gibt mehrere Stellen, an denen der Stamm durch Brände schwarz gefärbt ist. Auch die werden wir so nachempfinden", sagt Warda. Etwa in zwei Wochen werden die Arbeiten am Stamm abgeschlossen sein.

Dann steht eine weitere wichtige Etappe des Projektes bevor: In das Innere der Betonkonstruktion soll ein echter, zehneinhalb Meter hoher Mammutbaum gepflanzt werden. Der sechs Tonnen schwere Baum wurde von einer Baumschule gespendet und wird mit einem Kran in die Mitte des hohlen Betonbaumes eingesetzt. "Der Baum wächst oben aus der Hülle heraus. Außerdem haben wir drei Fenster in die Hülle eingelassen, aus denen die Äste herauswachsen können", sagt der Arboretums-Chef. Das Einpflanzen des echten Baums soll in einer feierlichen Zeremonie erfolgen. Warda stellt sich Musik von Wagner dazu vor - und will sich eventuell auf dem sechs Tonnen schweren Ballen stehend mit in die Tiefe abseilen lassen. "Natürlich nur, wenn der Kranführer keine Bedenken hat", so Warda weiter.

Im kommenden Jahr soll das neue Wahrzeichen des Arboretums als begehbare Baumerlebniswelt für Besucher eingerichtet werden. Kinder und Erwachsene sollen im Inneren etwas über die Funktionsweise von Bäumen erfahren. Auch ihre Entwicklungsgeschichte und die spezielle Geschichte des General Sherman Trees sollen in dem Informationshaus in der Norddeutschen Gartenschau Thema sein

Aussichtsplattform könnte in der Baumkrone entstehen

Warda, der von diesem Projekt bereits seit mehr als 15 Jahren träumt, hat noch weitere Ideen. Er kann sich vorstellen, im Innern eine Wendeltreppe einzurichten, auf der die Besucher eine in zehn Metern Höhe gelegene Aussichtsterrasse erreichen können. "Eine Arbeitsplattform ist bereits mit eingebaut, wir könnten das erweitern", sagt Warda. Von dort oben würde sich den Besuchern ein atemberaubender Blick über das Arboretum bieten.

Für diese Erweiterung des Projektes fehlt allerdings noch das Geld. Alleine die Finanzierung des "Beton-Baums" war schwierig genug. Den entscheidenden Beitrag leistete schließlich die Otto-Henneberg-Poppenbüttel-Stiftung, die seit langem das Arboretum finanziell fördert.