In der Appener Marseille-Kaserne ist am 9. August Familientag. Mit Menschen aus der Region das 25. Jubiläum feiern. Ein Interview mit dem Schulkommandeur.

Appen . Die Appener Unteroffizierschule der Luftwaffe gehört zu den Vorzeigeeinrichtungen der Bundeswehr. Am Freitag, 9. August, feiert die Schule den 25. Geburtstag - und lädt die Öffentlichkeit ein. Das Abendblatt sprach vorab mit dem Schulkommandeur.

Hamburger Abendblatt: Herr Oberst Kuhle, für Freitag, 9. August, sind alle Menschen aus der Region eingeladen, mit "Ihrer" Bundeswehr den Geburtstag der Appener Schule zu feiern. Worauf freuen Sie sich selbst am meisten?

Oberst Klaus-Christian Kuhle, Kommandeur der USLw: Ich freue mich darauf, dass wir vor allem in realistischer Art und Weise unseren dienstlichen Alltag darstellen. Wir stellen zudem moderne Technik der Bundeswehr aus, also "Bundeswehr zum Anfassen". Besonders freue ich mich, dass das Transportflugzeug der Luftwaffe, die Transall, zu besichtigen sein wird. Es ist außerdem schön, dass sich im Gegenzug unsere Umgebung bei uns präsentiert. Zum Beispiel, wenn Jugendbands wie Funhagel, Burning Jim Stone, Kahuna und Sound out of the Dark hier auftreten.

Wer wird noch bei Ihnen zu Gast sein?

Kuhle: Zum Beispiel werden die Freiwilligen Feuerwehren aus Halstenbek und Appen und das Pinneberger THW Großgeräte zeigen. Unsere Garnisonsgemeinde Appen, Uetersen und Pinneberg sind aktiv vertreten. Wir bieten an diesem Tag eine Plattform für die Region. Das zeigt, wie sehr wir als Bundeswehr vor Ort eingebunden sind.

Die Bundeswehr in Appen hat traditionell ein unverkrampftes, freundschaftliches Verhältnis zur Bevölkerung. Dennoch wäre die Stimmung bei einem Fest vor 25 Jahren, als die Schule gegründet wurde, anders gewesen, oder?

Kuhle: Wir werden zum Geburtstag auch auf die Zeit vor 1988 zurück blicken. Bis hin zu jenen Jahren, als der Standort in den 30er-Jahren entstanden ist. Es gibt bestimmt Menschen, die jetzt zum allerersten Mal in eine Kaserne gehen. Auf sie freue ich mich besonders. Es steht immer noch ein Tor davor - aber die Menschen auf beiden Seiten gehen offener miteinander um. Wir haben hier nichts zu verbergen.

In die Lebenszeit der Unteroffizierschule fallen elementare Umwälzungen . . .

Kuhle: Die Wende war der Meilenstein. Es war sehr spannend, nach der Wiedervereinigung Soldaten aus der ehemaligen Nationalen Volksarmee, also ehemalige Gegner, bei uns in die Bundeswehr aufzunehmen. Bis zum Ende des Warschauer Paktes war es unsere Aufgabe, die Grenzen der NATO in Europa zu schützen. Inzwischen gilt es, überall in der Welt Verantwortung zu tragen. Alles, was daraus erwachsen ist, fließt hier bei uns in die Ausbildung ein. Früher haben wir gesagt: Wir müssen kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen. Heute gehören zu Auslandseinsätzen Kampf und Tod dazu. Das ist einschneidend, denn der Soldat ist immer auch ein Mensch.

Ist die Welt heute sicherer als im Gründungsjahr 1988?

Kuhle: Nein, die Welt ist überhaupt nicht sicherer geworden. Die Lage in Mitteleuropa ist zwar sicherer, aber internationale Streitkräfte sind in Krisenherden in Afghanistan, in Mali und im Sudan im Einsatz. Das Bild des Krieges hat sich geändert. Man darf sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn wir in Arabien in den Einsatz müssten.

Nicht alle Menschen unterstützen diese Auslandseinsätze.

Kuhle: Diese Kritik gehört zur Freiheit einer Demokratie. Wir setzen uns als Bundeswehr mit diesen Kritikern auseinander. Aber wir garantieren auch die Freiheit dieser Menschen.

Wie unterscheidet sich der Unteroffizierschüler von damals von dem, der heute auf ihre Schule kommt?

Kuhle: Die jungen Leute heute entscheiden sich sehr bewusst, sind gut informiert, fragen genau nach, was ihnen die Bundeswehr für berufliche Möglichkeiten und Chancen bieten kann. Das Bildungsniveau unserer Lehrgangsteilnehmer liegt deutlich über dem Durchschnitt in Deutschland. Wir haben fast niemanden, der unsere Lehrgänge aus Leistungsgründen verlassen muss.

Inwieweit haben Sie und Ihre Mitarbeiter als Lehrer und Ausbilder sich anpassen müssen?

Kuhle: Wir als Lehrer müssen die Schüler vielfach einfach einmal machen lassen, ihre Eigeninitiative fördern. Unsere Ausbilder müssen heutzutage vor allem Moderatoren sein. Und man darf als Lehrer bei uns ruhig zugeben, wenn man selbst etwas nicht sofort weiß. Das Wichtigste ist: Viele der jungen Leute mögen und schätzen es, wenn man ihnen deutlich macht, dass man für sie da ist.