Eine Sanierung mit Millionenaufwand wurde nicht abgeschlossen. Weil danach durch undichte Dachgauben Wasser eindrang, breitete sich der Holzschwamm aus.

Rellingen. Bis Oktober ist noch Geduld angesagt. Solange bleibt die 1756 errichtete Rellinger Barockkirche eingerüstet - und eine Baustelle. "Wir werden im November nach Abschluss der Sanierung ein großes Fest feiern", verspricht Pastorin Martje Kruse. Dann sind auch die Vertreter von vier Stiftungen eingeladen. Sie unterstützen die 400.000 Euro teure Maßnahme, die im März begonnen hat, mit insgesamt 135.000 Euro.

Die Barockkirche ist als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Sie war bereits in den 80er- und 90er-Jahren mit Millionenaufwand saniert und restauriert worden. Allerdings konnten die Instandsetzungsarbeiten aus Geldmangel nicht abgeschlossen werden. 21 Gauben und die obere Balkenlage blieben ausgespart. "Die Gauben sind undicht, dort ist Wasser eingedrungen und hat die gesamte hölzerne Dachkonstruktion angegriffen", so Martje Kruse weiter. Die Folge war, dass sich der echte Hausschwamm dort ansiedelte und das Holz regelrecht zerfraß. Um sich ein genaues Bild von dem Ausmaß der Zerstörung zu machen, wurde 2011 an einem der acht Felder des Daches eine Musterachse instand gesetzt. Dabei wurde die Schwere der Schäden offenbar. Kruse: "Das ist damals unterschätzt worden."

Seit mehr als vier Monaten erfolgt unter der Aufsicht der Hamburger Architektin Christine Johannsen die Sanierung. Dazu sind sogenannte Gesundschnitte am befallenen Holz notwendig. Das heißt, dass vom Schwamm zerstörte Holzteile herausgesägt und durch unbelastetes Holz ersetzt werden. Zudem weisen fast alle Fenster im Sturzbereich Risse auf. "Bis auf die bereits fertig gestellte Musterachse sind alle Fenster ausgebaut worden, jetzt erfolgt ihre Aufarbeitung in einer Tischlerwerkstatt in Pinneberg", so die Pastorin.

Sie empfing am Donnerstag Besuch von Vertretern der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa). Sie steuern gemeinsam 85.000 Euro zu der Maßnahme bei. "Das ist ein beachtlicher Betrag, der uns sehr hilft, die Maßnahme in Angriff zu nehmen", so die Pastorin weiter. Sie nahm den Fördervertrag aus den Händen von Klaus Röhrer und Wolfgang Grandinger vom Ortskuratorium Hamburg der DSD sowie Reinhart Kupfer, Regionalbeauftragter der Stiftung KiBa, entgegen. Weitere Eckpfeiler der Finanzierung sind ein 130.000 Euro Zuschuss des Bundes, ein Beitrag der Gemeinde Rellingen in Höhe von 10.000 Euro sowie 30.000 Euro von der Hermann Reemtsma Stiftung und 20.000 Euro von der Rudolf-August Oetker-Stiftung. Die Eigenmittel von Kirchengemeinde und Kirchenkreis betragen 125.000 Euro. Spenden zur Realisierung des Projektes kommen auch vom Förderverein zum Erhalt der Rellinger Kirche, dem Ursel Neuhoff vorsteht.

Architekt Cai Dose (1700 - 1768) hatte den achtseitigen Zentralbau im Auftrag des dänischen Königs Friedrich V. erbaut. Um möglichst vielen Gottesdienstbesuchern gutes Hören und gute Sicht zu ermöglichen, wählte Dose einen Oktagon-Grundriss. Es entstand ein lichtdurchfluteter Raum, der seine Wirkung durch die eingezogenen Logen und Emporen sowie dem großen Orgel-Hochaltar auf der Ostseite entfaltet. Rellingen ist eine beliebte Hochzeitskirche und dank der guten Akustik Spielort des Schleswig Holstein Musikfestivals. Aufgrund der Sanierung stehen bei den drei Konzerten jeweils 100 Plätze weniger zur Verfügung. "Wir haben alle Hochzeitspaare angeschrieben und um Verständnis gebeten. Es hat nur wenige Absagen gegeben", sagt Kruse.