Planfeststellungsbeschluss des Ministeriums: Höchstspannungsleitung entlang bestehender Trasse

Quickborn/Kiel. Nach vier Jahren Verfahrensdauer ist am Freitag der Planfeststellungsbeschluss des Energieministeriums in Kiel zum Ausbau des Stromnetzes von Stade bis Norderstedt erfolgt, dessen Trasse quer durch den Kreis Pinneberg verläuft. Energie-Staatssekretärin Ingrid Nestle kam eigens nach Pinneberg, um dort vorab den Journalisten den Beschluss zu erläutern. "Wir brauchen die Verstärkung der Netze für die Energiewende", sagte sie. Damit der Windstrom von der Nordseeküste in die Ballungsräume gelangen könne, müssten die 220.000-Volt-Leitungen durch 380.000 Volt-Leitungen ersetzt werden.

Wie vom Netzbetreiber Tennet beantragt, erfolgt der Bau dieser Höchstspannungsleitung oberirdisch und entlang der bestehenden Trasse. "Eine Verlegung der Leitung unter die Erde ist rechtlich nicht möglich und technisch nicht sinnvoll", sagte Nestle. So sind bundesweit nur in Niedersachsen Ausnahmen davon erlaubt. Ein Temperatur-Monitoring des Stromflusses sei nur dann möglich, wenn die gesamte Strecke als Freileitung gebaut sei. "Je kälter und je windiger es ist, desto mehr Strom kann fließen."

Die Entscheidung, entlang der vorhandenen Trasse zu bauen, stößt vor allem in Quickborn auf Widerstand. Dort haben sich einige Hundert Anwohner zusammengeschlossen, um zu verhindern, dass die bis zu 70 Meter hohen Masten in unmittelbarer Nähe zu Häusern und Schulen errichtet werden. Auch sie hätte sich gewünscht, dass ein Verschwenken der Trasse möglich wäre, so Nestle. Dies scheiterte am Widerstand der Eigentümer. Etliche Verhandlungsrunden in Quickborn habe sie besucht und zu vermitteln versucht.

Das bestätigt Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl. "Die Staatssekretärin hat sich wirklich gekümmert." Gleichwohl werde die Stadt Quickborn jetzt "ziemlich sicher" klagen, kündigt Köppl an. "Die Energiewende wird hier ohne Rücksicht auf gesundheitliche Verluste durchgesetzt", kritisiert er. So werden die neuen Stromleitungen ein Mehrfaches der bisherigen elektromagnetischen Strahlung absondern, was die Anwohner für gefährlich halten, aber innerhalb der Grenzwerte bleibt. Die Stadt Quickborn hat zur Vorbereitung der Klage eine erfahrene Hamburger Kanzlei beauftragt, sagt Köppl. "Die hat gerade die Elbvertiefung gestoppt."

Klagen hätten aber keine aufschiebende Wirkung, betont Staatsekretärin Nestle. So rechne das Ministerium mit einem Baubeginn im nächsten Jahr. 2018 sollen dann die neuen 380-KV-Leitungen bis nach Niebüll fertiggestellt sein. Die 19 Akten und der 220 Seiten starke Planfeststellungsbeschluss liegen jetzt vom 7. bis 21. Mai in den Rathäusern und Amtsverwaltungen der betroffenen Kommunen für jedermann einsehbar aus. Einwände sind danach innerhalb eines Monats möglich.