Eine Schenefelderin kann jetzt aus Pferdemist Geld machen. Sponsoren sichern die Finanzierung des ambitionierten Projektes.

Schenefeld. Vor einigen Wochen sah es noch so aus, als wenn es schiefgeht. Monatelang warb Saskia Oldenburg um Unterstützer für ihr Forschungsprojekt. Die Schenefelderin tingelte durch Fernsehshows, warb während verschiedener Studien-Workshops für ihre Idee, aus Pferdemist Energie zu gewinnen. Trotzdem waren nach langer, mühevoller Arbeit vor zwei Wochen erst 7000 von den benötigten 10.000 Euro zur Finanzierung des unerlässlichen Prototyps zusammengekommen. Das Projekt drohte zu scheitern. Die Frist, die sie sich für das Einwerben von Spenden und Sponsoren über die Onlineplattform Sciencestarter gesetzt hatte, lief am Donnerstag um Mitternacht aus.

Die Sammelaktion ist beendet und ein Erfolg auf ganzer Linie. 14.650 Euro, als sogar knapp 50 Prozent mehr als benötigt, konnte die Doktorandin der Technische Universität (TU) in Harburg durch ihre ungewöhnliche Onlineaktion am Ende einwerben. "Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben", sagt die 28-Jährige, die zusammen mit einem Team aus weiteren Studenten der TU jetzt die Entwicklung der Aufbereitungsanlage vorantreiben wird. Obwohl es zeitweise so aussah, als wenn ihr Forschungsprojekt an der Finanzierung scheitere, glaubte Oldenburg immer daran, dass sie genug Unterstützer findet. "Ich bin von meiner Idee überzeugt. Deshalb habe ich nicht daran gezweifelt, dass wir es schaffen", sagt die Pferdeliebhaberin.

Im Reitstall Friedrichshulde an der Schenefelder Lindenallee kam sie auf den Gedanken, aus dem anfallenden Pferdemist etwas zu machen, ihn in einen verwertbaren Rohstoff zur Energiegewinnung zu verwandeln. Denn im Unterschied zur Gülle von Schweinen und Rindviechern ist Pferdemist ein schwer verwertbares Material. Durch die schwankende Zusammensetzung des hohen Ammoniakgehalts und des Strohs ist der Reitstallabfall bislang für Biogasanlagen ungeeignet.

Genau das will Oldenburg ändern. Die Energie- und Umweltingenieurin arbeitet an der Entwicklung eines zusätzlichen Aggregates, mit dem später Biogasanlagen aufgerüstet werden könnten. In der Aufbereitungsanlage würden dann die Pferdeäpfel von Stroh, Sand und anderen Stoffen getrennt und so aufbereitet, dass sie zur Strom- und Wärmeerzeugung dienen können.

Das Konzept überzeugte. Vor allem in den Tagen kurz vor Fristende der Sammelaktion wuchs die Schar der Unterstützer. 109 Spender sind es jetzt. Darunter sind viele Privatpersonen wie Reitstallbesitzer, Pferdefreunde und Anhänger der Idee aus ganz Deutschland. Aber auch Unternehmen gehören zu den Kapitalgebern. Die privaten Finanziers gaben zwischen fünf und 1000 Euro. Wäre bis zum Fristende nicht genug Geld zusammengekommen, hätten sie ihr Spenden zurückerhalten. Der größte Batzen kam von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz in Schleswig-Holstein. Rund 2500 Euro überwiesen sie. Geschäftsführer Hans-Jürgen Block dazu: "Aufgrund der für Schleswig-Holstein wichtigen Thematik sind wir gern als Supporter dabei." Damit spielt er auf die zahlreichen Reitställe und Vierbeiner im Norden an.

Wie viel Mist hier und in anderen Bundesländern ungefähr anfällt, hat Oldenburg bereits analysiert. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es deutschlandweit rund 900.000 Pferde gibt, die pro Jahr bis zu 14,5 Millionen Tonnen Mist produzieren. Derzeit erheben die junge Frau und ihr Team noch genauere Zahlen der Vierbeiner und ihrer Hinterlassenschaften im Kreis Pinneberg. Dafür hat sie die vielen Reitställe angeschrieben, sie sogar in zahlreichen Fällen persönlich mit den Fragebögen besucht. Der Rücklauf sei gut. In den kommenden Wochen hat Oldenburg noch einiges vor. Sie hat ihre Idee bereits beim Patentamt angemeldet, nun will sie den Pferdemist auf seine Zusammensetzung noch genau untersuchen. Dann geht es an die Materialbestellung, Ende des Jahres beginnt sie mit dem Bau. Ihre Spender und Fans, die das Projekt erst möglich machten, will sie über www.sciencestarter.de/pfen auf dem Laufenden halten. Wenn der Prototyp fertig ist, möchte sie sie zur Besichtigung in ihr Labor einladen.

Oldenburg zählt zu den wenigen Wissenschaftlern die in Deutschland auf das Finanzierungsmodell nach US-amerikanischem Vorbild zurückgreift. "Es war ein Wagnis, im Internet die Abstimmung über die Zukunft eines Forschungsvorhabens stattfinden zu lassen. Das Ergebnis zeigt, was den Menschen wirklich wichtig ist", so Oldenburg. Crowdfunding nennt sich das Modell, mit dem meist Projekte in Nischensegmenten wie Kunst und Kultur verwirklicht werden.