Bilsen und Raa-Besenbek verzichten auf Gebühr. Uetersen hat sie drastisch erhöht - und ist doch nicht am teuersten. Spitzenreiter Helgoland.

Kreis Pinneberg. Die Erhöhung ist rekordverdächtig. Seit 2013 zahlen Hundehalter in Uetersen eine jährliche Steuer für ihr Tier von 110 Euro. Bisher waren es lediglich 48 Euro. "Wir Hundebesitzer haben die Steuer bisher mehr oder weniger hingenommen. Aber damit ist jetzt Schluss", sagt Cornelia Krause von "Conny's Hundeschule". Sie ist Mitorganisatorin des Protestes gegen die Steuererhöhung. Und der ist inzwischen gewaltig.

Dabei zeigt der Überblick über die Hundesteuersätze, dass Uetersen nicht etwa an der Spitze liegt. Dort steht unangefochten Helgoland, wo pro Tier eine Jahresabgabe von 255 Euro fällig wird. Auch Pinneberg steht mit seinem Jahreswert von 120 Euro noch vor der Rosenstadt. Darauf weist auch Bürgermeisterin Andrea Hansen hin. "Uetersen ist nicht am teuersten. Aber der Sprung nach oben ist bei uns besonders groß." Daher könne sie den Unmut der Bürger nachvollziehen, so die Bürgermeisterin. "Wir hatten aber keine Wahl, das war Vorgabe des Landes." Unter dessen Rettungsschirm ist die finanziell klamme Stadt geschlüpft. Hansen: "Uns wurde vorgegeben, dass wir die Gewerbe-, Grund- und Hundesteuer erhöhen und die Straßenausbaubeiträge auf 85 Prozent heraufsetzen mussten."

Die Hundehalter hätten jahrelang von den niedrigen Beiträgen profitiert, die trotz schlechter städtischer Finanzen nicht angepasst worden seien. "Wir sparen seit mehr als zehn Jahren, aber es hat nicht gereicht." Nun sei die drastische Steigerung leider unumgänglich gewesen. Hansen: "Die Politik hat es sich dabei nicht leicht gemacht." Laut der Bürgermeisterin sind bereits diverse Widersprüche bei der Verwaltung eingegangen. Die Protestwelle rollt weiter. Cornelia Krause und ihre Mitstreiter haben Unterschriftenlisten an mehreren Orten im Stadtgebiet ausgelegt. "Wir sammeln die Listen heute ein und werten sie aus." Zwischen dem 18. und dem 22. Februar will die Gruppe der Bürgermeisterin die Unterschriften übergeben. "Wir wollen das mit einer Demonstration verbinden", so Cornelia Krause.

Ein Hund sei nicht einfach nur ein Tier, sondern ein geliebtes Familienmitglied und bei Alleinstehenden auch ein Sozialpartner. "Ein Hund zu unterhalten ist nicht billig", sagt die Uetersenerin. Futter und Tierarztrechnungen seien wesentliche Kostenfaktoren. "Gerade bei älteren Menschen, die nur wenig Rente zur Verfügung haben, geht so eine Steuererhöhung schnell an die Grenze des Möglichen."

In Rellingen wurde die Satzung zur Hundesteuer zuletzt im Jahr 2001 geändert. "Grund dafür war die Umstellung auf den Euro", sagt eine Verwaltungsmitarbeiterin. Im kreisweiten Vergleich muten auch die Kosten, die für Hunde anfallen, eher überschaubar an. 30 Euro kostet der erste Hund. Ganz anders sieht es dagegen in der Nachbargemeinde Halstenbek aus. Dort wurde die Hundesteuer zuletzt 2011 erhöht. Hintergrund der Erhöhung, die zu einer Verdopplung der Kosten für Hundebesitzer führte, war wie in Uetersen die leere Kasse der Gemeinde. "Halstenbek weist ein Haushaltsdefizit auf. Damit wir Zuweisungen vom Land bekommen, müssen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um das Minus abzubauen", sagt Jens Thomsen, Leiter des Fachdienstes Finanzen der Gemeinde. Aktuell müssen Hundebesitzer 102 Euro im Monat für ihren vierbeinigen Liebling hinblättern. Anders als in anderen Gemeinden, gibt es keine Staffelung - jeder Hund kostet 102 Euro.

In der Kreisstadt Pinneberg sind nach Angaben von Dirk Pohlmann, Fachdienst Finanzen, etwa 1650 Hunde steuerpflichtig. Davon zählen 20 zu den sogenannten gefährlichen Hunden. Dabei handelt es sich um Tiere, die unter das Gefahrhundegesetz fallen oder in der Vergangenheit als besonders aggressiv gegenüber anderen Tieren oder Menschen aufgefallen sind. Halter müssen für einen als gefährlich eingestuften Hund 600 Euro zahlen. Auch die Stadt Pinneberg hat im vergangenen Jahr die Hundesteuer erhöht. Zudem suchen seit vergangenem November Kontrolleure bei Hausbesuchen nach nicht angemeldeten Hunden. 60.000 Euro verspricht die die Stadt von der Aktion, für die eine Fremdfirma beauftragt wurde.

Grenzenlos glücklich dagegen sind Hundebesitzer in Bilsen und Raa-Besenbek. Beide Kommunen verzichten auf die Erhebung dieser Steuer. "Wir halten das für unnötig. Der Verwaltungsaufwand ist angesichts der geringen Zahl von Hunden in unserer Gemeinde viel zu hoch", sagt Bürgermeister Bernhard Rösecke, CDU. In Raa-Besenbek gebe es maximal 40 Hunde. "Wenn wir dafür 30 Euro nehmen würden, ergäbe das eine Einnahme von 1200 Euro. Stellt man den Verwaltungsaufwand dagegen, bleibt nicht mehr viel übrig."

Ähnlich argumentiert sein Partei- und Amtskollege aus Bilsen, Peter Lehnert. "Wir haben ausgerechnet, dass die Verwaltungskosten mehr als 50 Prozent der Einnahmen verschlingen würden." Eine Steuer sei unsinnig, wenn wie in diesem Fall der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag stehe. "Der Hundebestand muss erfasst werden, es müssen Kontrollen und in vielen Fällen auch Mahnungen erfolgen. Das lohnt sich für uns einfach nicht."