Uetersens Politiker beschließen, dass Meike Koschinski nur noch zehn Stunden pro Woche für die Stadt arbeiten darf.

Uetersen. In der Stadt Uetersen hat die politische Streitkultur zurzeit Hochkonjunktur. Neben der Regensteuersatzung, gegen die die FDP und einige hundert Bürger Widerspruch eingelegt haben, wird über die Wirtschaftsförderung kontrovers diskutiert. Auslöser dafür war der angekündigte Weggang des erfolgreichen Uetersener Unternehmens Witte Pumpen, das Mitte 2014 mit seinen 50 Mitarbeitern vom Esinger Steinweg nach Tornesch-Oha umziehen wird.

Als Reaktion darauf hat die Uetersener Ratsversammlung in ihrer jüngsten Sitzung kurzentschlossen die städtische Wirtschaftsförderin abgestraft. Von sofort an soll Wirtschaftsförderin Meike Koschinski nicht mehr, wie bisher, mit einer Halbtagsstelle (19,25 Stunden pro Woche) ausgestattet sein. Mit den Stimmen von CDU, BfB und FPD wurde ihre Arbeit stattdessen auf eine Viertelstelle reduziert, dass heißt sie wird in diesem Job nur noch knapp zehn Stunden pro Woche tätig sein.

Damit nicht genug. Jetzt eskalierte dieser politische Streit in einer persönlichen Auseinandersetzung zwischen dem CDU-Ratsherrn Kai Feuerschütz und Meike Koschinski. Dies könnte möglicherweise noch ein juristisches Nachspiel haben. Koschinski fühlte sich durch einen Leserbrief von Feuerschütz in einer Lokalzeitung verunglimpft und drohte ihm mit einem Anwalt. Feuerschütz, davon offenbar eingeschüchtert, möchte zu dieser Angelegenheit "jetzt nichts mehr öffentlich sagen".

CDU-Fraktionschef Andreas Stief argumentiert, dass seine Fraktion am liebsten die komplette Personalstelle streichen würde, und zwar aus grundsätzlichen Erwägungen. "Wirtschaftsförderung ist eigentlich Chefsache. Darum muss sich der Bürgermeister selbst kümmern." Nur dieser könne auf Augenhöhe mit Unternehmern und Managern über Firmenansiedlungen und Investitionen verhandeln. "Wir können es uns aber nicht leisten, diese Stelle mit jemandem zu besetzen, der sich ursprünglich auf die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten beworben hat."

Damit spielt der CDU-Fraktionschef darauf an, dass die jetzige Bürgermeisterin Andrea Hansen einst jeweils zur Hälfte als Wirtschaftsförderin und Gleichstellungsbeauftragte fungierte. Nach ihrer Wahl zur Bürgermeisterin wurden beide Aufgaben neu vergeben. Meike Koschinski hat sich nach CDU-Angaben zunächst für die Gleichstellungsstelle beworben. Heute sagt sie: "Ich habe mich als Wirtschaftsförderin beworben." Sie gehe auch davon aus, weiterhin als solche halbtags beschäftigt zu sein. Das könnte zur Folge haben, dass der Ratsbeschluss vom Arbeitsgericht überprüft wird.

Bürgermeisterin Hansen sagt, sie sei sehr zufrieden mit der Arbeit ihrer Wirtschaftsförderin. Für den Weggang von Witte-Pumpen könne sie nichts. Die Stadt Uetersen habe nun mal nicht so große Gewerbeflächen zur freien Verfügung, wie es die Nachbarstadt vorweisen könne. "Ich bin schon froh, dass sich die Nordmark-Werke mit 300 Mitarbeitern entschieden haben, in Uetersen zu bleiben." Der Arzneimittelhersteller hat das Silogelände am Stichhafen gekauft, um dort eine langfristige Perspektive für Investitionen zu haben.

CDU-Fraktionschef Stief kritisiert, die Verwaltung hätte die Politik viel früher in die Erweiterungspläne von Witte Pumpen einbinden müssen. Gemeinsam hätte man dann möglicherweise doch noch eine Alternative in Uetersen für das alteingesessene Unternehmen finden können. "Herausforderungen sind dazu da, um sie zu lösen."

Uetersen dürfe sich nicht nur um große Industriebetriebe kümmern, entgegnet Andrea Hansen. "Wir haben auch eine Fußgängerzone mit vielen Einzelhandelsläden." Auch diese Aufgabe müsse Meike Koschinski erfüllen, was ihr gut gelinge. "Ich arbeite sehr gut mit der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe zusammen", sagt die kritisierte Wirtschaftsförderin dazu. Gemeinsam habe man ein Leerstandsmanagement installiert, das auf einer Homepage freie Ladenflächen konzentriert aufliste. Dieses Lob gibt der IHG-Vorsitzender Andreas Hinrich zurück: "Meike Koschinski arbeitet sehr gut mit uns und den Kaufleuten zusammen." Die IHG mit ihren 70 Mitgliedern könnte sich aber nicht noch mehr engagieren. "Die Stadt hat uns gerade den Zuschuss-Etat auf 6000 Euro halbiert."

Koschinski sagt, sie organisiere zudem jedes Jahr einen Lehrstellen-Infotag. Dieser werde am 8. März zum siebten Mal veranstaltet, diesmal in der Klaus-Groth-Schule in Tornesch. Bislang hätten sich 42 Betriebe aus der unmittelbaren Region angemeldet, um für Nachwuchskräfte zu werben. Dies sei mit 1000 Schülerbesuchern eine der größten und erfolgreichsten Lehrstellenbörsen in der Region.