Jörgen Habedank aus Tornesch arbeitet mit Licht und Farben. Sein Werk “Aufstieg ins Lichts“ ist jetzt in der IHK Kiel zu sehen.

Tornesch. Mit Glas arbeitet Jörgen Habedank am liebsten. Warum das so ist, leuchtet sofort ein. "Mich fasziniert Licht und sein Zusammenwirken mit Farbigkeit", sagt der Künstler, der sein Atelier in einer alten Mühle in Tornesch eingerichtet hat. Die Eigenschaften des Werkstoffes bieten Künstlern und Betrachtern jede Menge Potenzial. Je nachdem, wie viel und in welchem Winkel Licht auf das bearbeitete Oberfläche trifft, reagiert das Glas. Matte, helle Stellen lassen mehr Licht durch. Treffen die Lichtstrahlen auf dunklere Flächen bringen sie die Farben zum Leuchten.

"Ich habe schon immer mit leuchtenden Farben und Licht experimentiert", sagt der diplomierte Maler und Druckgrafiker, der vor 15 Jahren auf Anregung eines Bekannten zum ersten Mal in Kontakt mit Glasmalerei kam. Seitdem schätzt er die Möglichkeiten. Auch in Habedanks neuestem Werk spielt Licht eine maßgebliche Rolle. "Aufstieg ins Lichts" heißt die Auftragsarbeit, die seit kurzem in der Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Kiel hängt. Die Arbeit ist nicht zu übersehen - nicht nur wegen der raffinierten Lichtreflexe. Das Glasgemälde ziert einen Aufzugschacht und ist höher als der Sprungturm in manchem Freibad. Aus drei Platten von jeweils mehr als zwei Meter Höhe ist das Kunstwerk zusammengesetzt und leuchtet in warmen Orange-, Rot- und Gelbtönen.

Ein Kunstwerk in einer solchen Dimensionen zu schaffen, ist nicht einfach. Für Glasmaler ist es doppelt schwierig, denn während andere Künstler ihre Ideen allein verwirklichen, braucht Jörgen Habedank dafür ein Team von mehreren Spezialisten. Seine Färbung erhält das Glas im Ofen. "Die Farben werden aufgetragen und im Ofen eingebrannt", sagt Habedank. 600 Grad Celsius in speziellen Brennöfen sind dafür nötig. Bevor es weiter bearbeitet werden kann, muss das Glas langsam abkühlen. "Das kann bis zu zwölf Stunden dauern. Aber der Prozess ist wichtig, denn sonst kann es zu Spannungen im Material kommen. Im schlimmsten Fall splittert das Glas", sagt der Künstler.

Für viele Arbeiten muss das fragile Material mehrfach bearbeitet und gebrannt werden - nur so werden Farbverläufe erzielt. Für die jüngste Arbeit hat Jörgen Habedank die Glasplatten zunächst im Ofen gebrannt und sie dann einer Behandlung mit dem Sandstrahler unterzogen. Auf diese Weise hat er die Kontraste verstärkt.

Dafür, dass die Lichtreflexe des Kunstwerks im Eingangsbereich des IHK-Gebäudes besonders gut zur Geltung kommen, sorgen 300 kleine LED-Lämpchen. Wie hell die Lämpchen strahlen, kann variiert werden. Dass Habedank für seine Kunst einen Teil der Kontrolle über den Schaffensprozess abgeben muss, stört ihn nicht.

Berührungsängste kennt er nicht. Im Gegenteil. "Inzwischen arbeite ich seit vielen Jahren mit einigen Glaswerkstätten zusammen. Das sind Experten, die kennen das Material ganz genau", sagt der 51-Jährige. "Ein Mitarbeiter aus einer Werkstatt hat mal zu mir gesagt: 'Wir sind für Künstler das, was Orchester für Dirigenten sind'", sagt Jörgen Habedank.

Schönheit allein reicht bei gläsernen Gemälden nicht. Die Arbeit muss auch Sicherheitsanforderungen genügen. Eine Folienschicht, die in der Mitte jeder Scheibe steckt, hält das Glas fest. "Es handelt sich um sogenanntes Verbundglas, damit im Fall, dass etwas kaputt geht, keine Scherben von der Wand fallen." Ähnliche Vorschriften gelten für gläserne Deckenkonstruktionen.

Mit seiner Vorliebe für den spröden Werkstoff ist Habedank nicht allein. Auch der französische Maler und Bildhauer Henri Matisse (1869-1954) und sein Künstlerkollege Marc Chagall (1887-1985) schufen bedeutende Glaskunst. Zu Chagalls wichtigsten Arbeiten zählen unter anderem die Fenster der Kathedrale von Metz und die der Universitätsklinik in Jerusalem sowie das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York.

Auch Jörgen Habedank hat in der Vergangenheit immer wieder Glaskunst für sakrale Zwecke geschaffen. Unter anderem sind Habedanks Arbeiten im Hospiz Elmshorn und im Pinneberger Krankenhaus zu sehen. Viel spannender aber findet der Künstler den Dialog zwischen moderner Architektur und Glaskunst, wie bei seinem jüngsten Werk in Kiel. "Leider denken 90 Prozent der Menschen, also auch sehr viele Architekten, bei Glasmalerei an Kirchenfenster. Dabei zeigt das Beispiel in Kiel, wie gut Glasmalerei und moderne Architektur harmonieren."