Kaufleute wehren sich gegen die geplanten Parkgebühren. Die Stadt kürzt auch Zuschüsse, um ihr Haushaltsloch zu stopfen.

Wedel . Geld stinkt nicht. Das wusste schon der römische Kaiser Vespasian und erhob vor knapp 2000 Jahren eine Latrinensteuer auf öffentliche Toiletten, um den völlig maroden Staatshaushalt zu sanieren. So schlecht steht es um die Wedeler Stadtkasse trotz eingebrochener Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe noch nicht. Die Idee, für die Nutzung der öffentlichen Toiletten in der Rolandstadt Geld zu verlangen, ist vom Tisch. Gespart wird an den städtischen WC-Anlagen aber trotzdem.

Wer am Wedeler Bahnhof dringend seine Notdurft verrichten möchte, stößt sich frühmorgens und spät am Abend an der verschlossenen Tür die Nase. Die Öffnungszeiten wurden wochentags auf 8 bis 18 Uhr (statt 7.30 bis 19.30 Uhr) begrenzt. Am Wochenende und an Feiertagen ist das stille Örtchen nur von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Durch die knappere Zeit zum Pullern spart die Stadt 13.500 Euro pro Jahr an Personalkosten.

Was vielen Wedeler Unternehmern noch mehr stinkt, sind die Pläne der Stadt, eine Parkgebühr für zahlreiche öffentliche Stellflächen einzuführen. Auf den Barrikaden sind bereits die Innenstadtkaufleute. Die geplante Höhe der Parkgebühren bereitet den Unternehmern rund um die Wedeler Bahnhofstraße Bauchschmerzen. Mit einem Euro pro Stunde von der ersten Minute an gliedere sich Wedel in die Reihe der teuersten Städte in Schleswig-Holstein ein, führt die Werbegemeinschaft in einem Appellbrief an die Politiker an. "Am Ende muss der Kunde das tragen und wir müssen es ausbaden", sagt Jan Lüchau. Der Chef des gleichnamigen Modehauses und Vorsitzender der Werbegemeinschaft, ist sich sicher, dass er dadurch Kunden verlieren wird. Gleichzeitig ärgert sich Jan Lüchau darüber, wie wenig in der Einkaufsstraße passiert: "25 Jahre lang wurde in der Bahnhofstraße nichts gemacht. Ich fürchte, dass die Gebühreneinnahmen in den Haushalt wandern und in den kommenden Jahren hier wieder nichts passiert."

Seit Jahren kocht die Diskussion um eine Parkraumbewirtschaftung regelmäßig hoch. Kein Wunder: Was in Pinneberg und Elmshorn bereits an der Tagesordnung ist, könnte laut aktuellen Schätzungen bis zu 920.000 Euro in Wedels Kassen spülen. Dafür könnten Fahrer zur Kasse gebeten werden, die ihr Auto am Bahnhof, an der Spitzerdorferstraße, am Strandbaddamm, am Elbestadion und in der Bahnhofstraße abstellen. Inwieweit diese und andere Flächen wie in der Tiefgarage des Rathauses versilbert werden können, soll jetzt die Verwaltung prüfen und ein Konzept erstellen. Das beschloss jüngst der Planungsausschuss.

"Wir müssen uns wohl damit arrangieren", sagt Lüchau. Er sieht angesichts des Wedeler Haushaltslochs keine Chance, die Gebühr abzuwehren. "Aber wenn es um die konkreten Tarife geht, werden wir Lärm machen", kündigt er an. Lüchau hofft auf ein zeitlich begrenztes Freiparken oder zumindest eine sogenannte Brötchentaste für Kurzparker.

Dass das Geld in Wedel nicht mehr so locker sitzt, mussten auch die Organisatoren des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals (SHMF) feststellen. Nach der Premiere 2012 sollte es eine Neuauflage im Schuppen 1 geben. Der Termin stand, das Programm auch, allerdings fehlte das Geld. Die Stadt kann sich einen Zuschuss nicht leisten und auch Sponsoren halten sich nach dem kostspieligen Jubiläumsjahr zum 800. Geburtstag der Stadt, das viele Unternehmen unterstützen, zurück. Das Projekt ist geplatzt. Nun hoffen SHMF-Fans und die Organisatoren auf 2013.

Besonders treffen die Einsparbemühungen den kulturellen und sozialen Bereich. So muss die Volkshochschule von 2014 an mit 64.500 Euro, also zehn Prozent, weniger an Zuschüssen auskommen. Dafür sollen die Dozentenhonorare gesenkt, die Kursgebühren um zehn Prozent erhöht werden. Zudem soll in Sachen Sportförderung 55.000 Euro, im kulturellen Bereich 40.000 Euro an Fördermitteln gekürzt werden.

Wen es in welcher Höhe trifft, steht noch nicht fest. Die Gespräche mit Vereinen und Verbänden laufen. Ergebnisse soll es im September geben. Dann soll auch ein Konzept zur Parkraumbewirtschaftung vorliegen. Verhandlungen nimmt die Stadt auch mit der Kinder- und Jugendhilfe Miko auf. Der Verein, der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 30 Jahren ein Programm bietet, muss Zuschusskürzungen in Höhe von zehn Prozent verkraften. Sogar der Standort in der Villa am Bahnhof steht zur Debatte. Auch an der Reinigung der Schulen wird gespart. Auf eine jährliche Grundreinigung und die Sonnabendreinigung der Sporthallen soll verzichtet werden. Ersparnis: 50.000 Euro.