Bürgerzukunftspreis für den Vereinsgründer. Bürgervorsteherin Natalina Boenigk stimmt die Pinneberger beim auf ein turbulentes Jahr ein.

Pinneberg. Die Zeit der Besinnlichkeit und Ruhe in der Kreisstadt ist endgültig vorbei. Mit dem traditionellen Neujahrsempfang im Rathaus startet Pinneberg in ein neues Jahr. Vor etwa 200 Besuchern wies Bürgervorsteherin Natalina Boenigk in ihrer Rede darauf hin, dass viel auf die Pinneberger zukommt, in diesem Jahr.

Noch in dieser Woche wird Urte Steinberg in ihrem neuen Amt als Bürgermeisterin vereidigt. Klaus Seyfert, der sieben Monate lang als Interims-Bürgermeister die Geschicke der Stadt lenkte, kann sich wieder auf seine Aufgaben als Erster Stadtrat konzentrieren. "Viele Stichworte aus den vergangenen Jahren, werden uns auch in diesem Jahr begleiten", sagte Boenigk. Das ist auf der einen Seite das Thema Westumgehung. Das Verwaltungsgericht hat entschieden, dass gebaut werden darf. Die Gegner klagen jedoch weiterhin. Ein anderes Thema, dass seit Jahren in Pinneberg diskutiert wird ist die Zukunft der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne. Die Stadt würde gern das Gelände kaufen und an Investoren verkaufen. Interessenten stünden bereit, sagte Boenigk.

Für die Entwicklung der Pinneberger Innenstadt fand die Bürgervorsteherin drastische Worte. "Das ist wie bei Bruce Willis: Stirb langsam 1 bis 4." Der Trend, dass immer mehr Geschäfte in der Innenstadt schließen und Läden leer stehen, habe im vergangenen Jahr nicht gestoppt werden können. Eile sei dringend geboten. Eigentümer und Politiker seien in der Pflicht, die Situation zu verbessern und positive Signale an Investoren zu geben. Boenigk appellierte an die Eigentümer konkrete Lösungen zu erarbeiten und schnell zu handeln. Als erste Stadt ist Pinneberg im vergangenen Jahr unter den Rettungsschirm des Landes geschlüpft. Die finanzielle Unterstützung aus Kiel beim Schuldenabbau habe aber auch ihren Preis. Gebührenerhöhung für die Nutzung der Bücherei oder des Hallenbades seien die Folge, die inzwischen alle Bürger zu spüren bekämen. "Wir haben einen Eigenanteil an Sparmaßnahmen und Einnahmeverbesserungen in Höhe von 3,66 Millionen Euro bis 2018 zu erbringen", sagte Boenigk.

Ein weiterer Dauerbrenner in Pinneberg sei das Thema Schulsanierung. Mängel und Missstände wie marode Gebäude, Blei im Trinkwasser oder Formaldehyd in Möbeln müssten abgestellt werden. In der Vergangenheit sei vonseiten der Politiker viel angestoßen und investiert worden. Das werde auch in Zukunft so bleiben. Allerdings bat Boenigk um Verständnis dafür, dass die Aufgaben nur Schritt für Schritt gelöst werden könnten. Viel Applaus aus dem Publikum erntete der Verweis der CDU-Politikerin auf den Weihnachtsmarkt, der "ein voller Erfolg" des jungen Stadtmarketingvereins gewesen sei.

Ein Höhepunkt des Neujahrsempfangs war die Verleihung des Bürgerzukunftspreises. Geehrt wurde Baris Karabacak, der im vergangenen Jahr den Verein Brücken der Kulturen gegründet hat, der sich für ein lebendiges Miteinander in Pinneberg einsetzt. Zu den Angeboten des Vereins gehört es, junge Leute für Bewerbungsgespräche fit zu machen, aber auch interkulturelle Kochkurse zu veranstalten. "Der Verein Brücke der Kulturen erfüllt alle Kriterien der Jury. Unsere Entscheidung fiel einstimmig", sagte Stefanie Fricke, Kuratorin und künstlerische Leiterin der Drostei, die die Laudatio hielt.

Seit vier Jahren wird der mit 500 Euro dotierte Preis an Pinneberger verliehen, die sich mit neuen Initiativen ehrenamtlich dafür einsetzen, das Zusammenleben in Pinneberg in sozialer, kultureller oder sportlicher Hinsicht zu bereichern. Für Baris Karabacak kam der Sieg über fünf andere Mitbewerber überraschend. Die Auszeichnung sei "eine große Motivation weiterzumachen und möglichst viele zu begeistern sich auch einzubringen." Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro ist schon verplant. "Das stecken wir in Deutschkurse, die sind sehr wichtig", sagt der 25 Jahre alte Pinneberger, der etwas zurückgeben will. "Für mich gehört ehrenamtliches Engagement dazu. Einfach klagen reicht nicht. Man muss aktiv werden", sagt Karabacak.

Mit Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfangs standen Künstler und Kulturschaffende, die im Kreis Pinneberg leben und arbeiten. Sieben Vertreter zeigten ihre Arbeiten. Für Ines Kollar, die vor vier Jahren aus Hamburg nach Pinneberg gezogen ist, war es der erste Neujahrsempfang. "Hier erreiche ein anderes Publikum als in Ausstellungen", sagte die Künstlerin, die sich abstrakter Malerei beschäftigt. "Die Pinneberger Kulturszene ist lebendig, trotzdem könnte es noch mehr Veranstaltungen hier geben", sagte die Malerin. "Mehr Anerkennung für das Ehrenamt und ein besseres Miteinander in der Politik", sagt Ralf Wenn, der sich seit vier Jahren bei der Geschichtswerkstatt engagiert.

Ein besonderes Projekt stellte der Fotokreis der Volkshochschule vor. In Kooperation mit dem Baumschulverband der von April bis Oktober auf der Internationalen Gartenausstellung in Hamburg das Pinneberger Baumschulland als eine der fünf Kulturlandschaften der Region repräsentieren wird, entstanden tausende verschiedene Aufnahmen. "Es ging darum, die Pflanzen, aber auch die Landschaft im Laufe der Jahreszeiten abzubilden. Fasziniert beim Fotografieren in Baumschulen hat mich besonders das Spiel von Licht und Schatten in den langen Baumreihen", sagt Dr. Hartwig Imholz, Vorsitzender des Fotokreises. Von seinen Mitbürgern fordert Imholz ein bisschen weniger Klagen. "Ich wünsche mir mehr Selbstbewusstsein der Pinneberger in Bezug auf ihre Stadt. Es muss nicht immer alles schlecht geredet werden", sagt Hartwig Imholz.

Das sieht die designierte Bürgermeisterin Urte Steinberg ähnlich. "Wir wollen nach vorn schauen und Schritt für Schritt die Aufgaben in Pinneberg angehen und dabei die Förderung des Ehrenamtes nicht vergessen."