Hauke Pein vom Erlebnisbauernhof Almthof bei Kongress in Brüssel ausgezeichnet. Er züchtet Holsteiner Schwarzbunte.

Appen/Brüssel . Bauer sucht Frau? Von wegen, Hof sucht Bauer muss es heißen. Die Landwirtschaft, auch in Schleswig-Holstein, plagen Nachwuchssorgen. "Bei uns kommen auf einen Landwirt unter 30 Jahren drei bis vier Landwirte über 50", sagt Hauke Pein. "In Spanien ist das Verhältnis 1:20." Der 27 Jahre alte Appener weiß dies, weil er jüngst als Mitglied der deutschen Delegation den ersten europäischen Junglandwirte-Kongress ("European Congress of Young Farmers") in Brüssel besucht hat. Den mehr als 500 Teilnehmern der Veranstaltung des Europäischen Parlaments wurden 65 Projekte aus 14 Nationen präsentiert. Ob in Schleswig-Holstein oder Spanien: Gesucht werden junge, motivierte Landwirte als Betriebsnachfolger - und Konzepte, die langfristig wirtschaftliches Überleben sichern.

Die Appener Familie Pein hat dieses Konzept mit ihrem "Erlebnisbauernhof Almthof" längst gefunden. Das hat Hauke Pein von den Fachleuten aus ganz Europa schwarz auf weiß bekommen. In der Kategorie Bester Landwirt heimste Pein, Repräsentant des Almthofes und einziger Schleswig-Holsteiner beim Brüsseler Junglandwirte-Kongress, den vierten Platz ein.

"Auch bei uns in Deutschland ist der Strukturwandel in vollem Gange", sagt der Appener. Die Zahl der Höfe sei vor Ort stetig rückläufig, einige andere Landwirte kooperierten inzwischen mit dem größeren Almthof. "Es ging in Brüssel vor allem darum, den jungen Landwirten aufzuzeigen, in welche anderen Richtungen sie denken können", so Pein.

Umgedacht haben etwa Junglandwirte aus Österreich, die sich auf eine Weinbergschnecken-Zucht spezialisiert haben und sich als Exklusiv-Lieferant für Feinschmeckerrestaurants etabliert haben. Dafür gab es in den Brüssel den ersten Preis. Überhaupt, so der Schleswig-Holsteiner, habe es viele kreative Beiträge während des Kongresses gegeben.

Keine Schnecken, aber Holsteiner Schwarzbunte züchten die Peins in Appen. Und das seit zehn Jahren quasi vor Publikum. "Mehr als 200 Tage im Jahr betreiben wir Öffentlichkeitsarbeit, sind wir ein gläserner Betrieb", sagt Jürgen Pein, 57. Der Almthof sei Vorzeige-, aber kein Showbetrieb, ergänzt sein Sohn Hauke. Bis zu 40.000 Besucher kommen jährlich auf die Anlage am Almtweg, um sich anzuschauen, wie moderne Milchviehhaltung und Kälberaufzucht in zwei sogenannten Außenklimaställen mit fast 200 Tieren funktioniert. "Kuhkomfort, über den inzwischen alle reden, gibt es bei uns schon seit zehn Jahren", so Pein senior. Von dem, was man auf dem Erlebnisbauernhof mache, profitiere der ganze Berufsstand. "Weil wir die Verbraucher informieren und aufklären", so Pein. Zum Angebot des Appener Betriebes, der über ein großes Melk-Karussell verfügt, gehört unter anderem auch das von Maren Pein organisierte Hofcafé. Es gibt außerdem eine Strohburg als Abenteuerspielplatz, einen Streichelzoo, Treckerrundfahrten, im Sommer ein Maislabyrinth und einen Platz, um Bauerngolf zu spielen. Das ist eine Art XXL-Minigolf.

Hauke Pein, der Landwirtschaft studiert und seinen Bachelor gemacht sowie die Meisterprüfung geschafft hat und sich im Bund der Deutschen Landjugend engagiert, braucht sich um seine Zukunft also wohl keine Sorgen zu machen. Auf anderen Höfen sieht die Lage bei weitem nicht so rosig aus, wie Mutter Maren Pein sagt: "Nur jeder dritte Betrieb hat Betriebsnachfolger."

Ihr Sohn sagt über die Entwicklung auf dem Sektor der Milchviehhaltung: "Der Milchpreis ist seit langem in etwa stabil. Die Produktionskosten aber sind ansteigend." Ergänzungen oder Alternativen müssen also her. Einfach kopieren jedoch lässt sich das in Appen so erfolgreiche Konzept Erlebnisbauernhof nicht, wie Hauke Pein weiter sagt: "Die jüngeren Betriebsleiter müssen dahinter stehen, was sie machen. Es muss vom Typ her passen."