Mehr Schutz vor Verkehrslärm: Die Stadt erwirkt für sechsspurigen Ausbau der A 7 zwischen Bordesholm und Hamburg Verbesserungen.

Quickborn. Die Anwohner der A 7 in Quickborn können sich beim geplanten sechsspurigen Ausbau der Bundes-Autobahn (BAB) auf erheblich mehr Schutz vor dem erhöhten Verkehrslärm freuen. So wird die vorhandene 160 Meter lange Lärmschutzwand an der Landesstraße 76 an der BAB-Anschlussstelle Quickborn von zwei auf sechs Meter erhöht. Entsprechend wird auch die Lärmschutzwand an der östlichen Seite der Autobahn in Quickborn-Heide entsprechend angepasst. Beide Maßnahmen sollen das Wohngebiet Schwartmoor vom Lärm entlasten. Auf der westlichen Seite wird von der Brücke über die Ulzburger Landstraße bis zur Raststätte Holmmoor ein zusätzlicher Wall errichtet, der den Schall in Richtung des Ortes vermindern soll.

"Damit haben wir jetzt ein optimales Ergebnis für den Lärmschutz erreicht", sagt Bürgermeister Thomas Köppl. Mit der Erneuerung der Lärmschutzwand bis nach Ellerau wird nun praktisch die Westseite der A 7 auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt, der zu Quickbon gehört, praktisch durchgehend vor dem Lärm passiv geschützt. Hinzu kommt der Einbau des sogenannten Flüsterasphalts von der Brücke über die Bahnstraße in Ellerau bis hinter der Brücke über die Ulzburger Landstraße auf etwa vier Kilometern Länge. Dieser offenporige Asphalt, der sich auf der A 23 in Halstenbek bewährt hat, schluckt etwa fünf Dezibel Schall.

Dieser Erfolg sei aber nur durch die Einschaltung externer Hilfe und langer Verhandlungen mit der Deges gelungen, die im Auftrag von Bund und Ländern den Ausbau der A 7 von Bordesholm bis Hamburg plant, erklärt Bürgermeister Köppl. Rund 300 Millionen Euro soll der Ausbau von zwei zusätzlichen Fahrstreifen kosten, der 2014 beginnt.

Als den Quickbornern im April 2010 die ersten Pläne zum Lärmschutz für die Eulenstadt vom Deges-Projektleiter Mario Schönherr präsentiert wurden, reichten ihnen die vorgeschlagenen Maßnahmen bei weitem nicht. Die Verwaltung schaltete daraufhin das Hamburger Ingenieurbüro Masuch und Olbrisch ein, das sich auf den Immissionsschutz spezialisiert hat. Dieses berechnete alle Zahlen und Daten der Deges neu und kam zum Beispiel für den Lärm an der L76/BAB-Anschlussstelle zum Ergebnis, dass die sich addierenden Lärmwerte von der Deges überhaupt nicht berücksichtigt wurden.

"In dem Augenblick, als die Stadt deutlich machte, dass sie notfalls den Planfeststellungsbeschluss mit einer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht aufhebt oder zumindest verzögert, hat die Arbeit richtig Spaß gemacht", sagt Ingenieur Folkard Hänisch. Stück für Stück konnte der externe Fachmann so ein Zugeständnis nach dem anderen der Deges entlocken. Am Ende holte er zusätzliche Zusagen für den Lärmschutz in Höhe von 1,3 Millionen Euro heraus. So koste ein Quadratmeter Lärmschutzwand etwa 1000 Euro, erklärt Hänisch. Allein der Aufbau an der L 76 schlage somit mit rund einer halbe Million Euro zusätzlich zu Buche.

"Im Grunde ist es ein Skandal, dass wir im Vorwege einer Klage 50.000 Euro für Gutachten ausgeben mussten, um das zu erreichen, was uns rechtlich zusteht", kritisiert Köppl das Verfahren. "Ein Privatmann hätte sich das gar nicht leisten können." Der Stadt kam dabei für den südlichen Bereich der A 7-Strecke zugute, dass ihr im Bereich des Harksheider Weges ein Gebäude gehört und sie so als direkt Betroffene Ansprüche für einen erhöhten Lärmschutz geltend machen konnte. Denn der Bereich von Friedhof und Holstenstadion war von der Deges nicht als schutzbedürftig anerkannt worden, weil die Zahl der betroffenen Bewohner dort zu gering sei. Nun erwirkte die Stadt den Bau eines durchgehenden Walls auf der Westseite, der die Bürger dort erheblich vor den rund 100.000 dort täglich über die A 7 fahrenden Fahrzeuge schützen wird.

Betroffen ist davon auch Bürgervorsteher Bernd Kleinhapel, der dort ein Grundstück besitzt. Sein Widerspruch sei von den Deges-Planern erst auf seine Intervention auf einer öffentlichen Anhörung hin beantwortet worden. "Als kleiner Mann hat man da gar keine Rechte", sagt Kleinhapel. "Für den ist das ein einziger Spießrutenlauf."

Deges-Planer Schönherr mag die Verbesserungen, die Quickborn nun erwirkt hat, nicht als Zugeständnisse sehen. "Das sind berechtigte Forderungen gewesen", zeigt sich der Chefplaner einsichtig. Gemeinsam mit der Stadt Quickborn und dem Ingenieurbüro habe man die Lärmwerte nachgerechnet und geprüft und sei zu diesem Ergebnis gekommen. "Die Lärmbetroffenheit an der L 76 war so hoch, dass wir verpflichtet waren, dort den Lärmschutz zu erhöhen", sagt Schönherr. Der einzelne Verkehrslärm von der Autobahn und der Landesstraße sei zu ertragen gewesen. "Beides zusammen wäre schlimm geworden." Ingenieur Hänisch sprach von einem Lärmpegel, der die Schwelle zur Gesundheitsgefährdung überschritten hätte.

Zudem erreichte die Stadt jetzt auf diese Weise, dass sie keine Pacht mehr für die alte Lärmschutzwand in Quickborn-Heide zahlen muss, die dort in den 1990er Jahren errichtet wurde. Jahrelang habe sich Quickborn bemüht, von dieser Verpflichtung zur Zahlung von 150 Euro jährlich entbunden zu werden. Vergeblich. Nun ist es gelungen. Auch für den Unterhalt der Lärmschutzwände muss der Bund künftig aufkommen. "Aber wir hatten das Geld sowieso nie bezahlt", sagt Köppl.