Das Erkundungsgebiet verläuft von Barmstedt bis Bornhöved. Politiker und Umweltschützer lehnen umstrittene Fracking-Methode aber ab.

Kreis Pinneberg . Verschmutztes Grundwasser, kleine Erdbeben und brennbares Wasser aus dem Wasserhahn, - das sind die Schreckgespenster, die derzeit durch die Kreise Pinneberg und Segeberg geistern. Was durch die Erdölförderung in Teilen der USA längst Realität ist, fürchten nun auch die Menschen rund um Barmstedt. Anlass zur Sorge gibt die Firma PRD Energy GmbH. Der kanadische Energiekonzern will im Erkundungsgebiet Bad Bramstedt nach Erdöl und Erdgas suchen und die Fördermöglichkeiten erforschen.

Einen Antrag hat das Berliner Büro des Konzerns bereits gestellt. Zuständig ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover.

Das Erkundungsgebiet Bad Bramstedt verläuft quer durch die Kreise Pinneberg und Segeberg. Von Barmstedt erstreckt es sich bis Neumünster (siehe Landkarte).

Der Grund für die Angst ist das sogenannte Fracking nach Schiefergas. Dabei handelt es sich um eine Methode, bei der aus tiefen Gesteinsschichten Erdgas gefördert wird. Dazu werden Tausende Liter einer Stützmittelflüssigkeit aus Sand, Wasser und giftigen Chemikalien in eine mehrere Hundert Meter tiefe Bohrung gepresst. Der hohe hydraulische Druck erzeugt künstliche Risse im Gestein, durch die das Gas nach oben entweichen kann.

Schäden werden vor allem für das Grundwasser befürchtet: So wird nur ein Teil der eingesetzten Flüssigkeit zurückgepumpt, die krebserregenden Chemikalien verbleiben an den Gesteinsrissen und könnten ins Grundwasser sickern. Die PRD Energy GmbH hat jedoch erst einmal eine Erkundung des Gebiets beantragt. Für Bohrungen, speziell auch das Fracking, müsste ein Betriebsplan erstellt und ein neuerliches Genehmigungsverfahren durchlaufen werden.

Während in Segeberg die Politiker über diese Sachlage bereits informiert wurden, ist das Thema im Kreis Pinneberg neu. "Uns liegen noch keine Informationen darüber vor", sagt Kreissprecher Marc Trampe. Er gehe aber davon aus, dass die Umweltbehörde des Kreises im Genehmigungsverfahren eine fachliche Beurteilung dazu werde abgeben müssen. Bis Mitte Dezember soll bereits der Kreis Segeberg gegenüber dem Land Schleswig-Holstein eine Stellungnahme abgeben. Das Kieler Umweltministerium hat dann die Möglichkeit festzustellen, dass "überwiegende öffentliche Interessen der Aufsuchung im gesamten Erlaubnisfeld" die Erkundung ausschlössen.

Unter den Kreispolitikern formiert sich Widerstand gegen die Pläne der Kanadier. Helmuth Kruse, Die Grünen, Vorsitzender des Umweltausschusses des Pinneberger Kreistages, lehnt sie ab. "Das kommt für uns in keiner Weise in Frage. Mit Chemie in den Boden zu bohren, um die letzten Reserven Öl und Gas aus der Mutter Erde herauszupressen, ist ökologisch nicht vertretbar." Horrorszenarien, wie sie aus den USA vermeldet werden und wohl bald aus Niedersachsen zu hören sein werden, wo dieses Fracking im großen Stil praktiziert werde, dürften hierzulande nicht vorkommen: Dass das Grundwasser so mit Chemie, Öl und Gas verunreinigt wird, dass es entzündbar ist, wenn es aus dem Wasserhahn kommt.

Auch Rolf Steckmest, BALL-Fraktion und Vorsitzender des Umweltausschusses in Barmstedt, lehnt diese Pläne strikt ab. "Ich werde anregen, dass wir uns mit den anderen betroffenen Kommunen absprechen und eine gemeinsame Stellungnahme abgeben."

Umweltminister Robert Habeck, Grüne, wird bei der Entscheidung ein gehöriges Wort mitzureden haben. Auch er sieht das Fracking skeptisch. Er setzte durch, dass eine entsprechende Passage in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde.

Resolution im Kreistag gegen die Risiko-Technologie geplant

Die Kreisverwaltung in Segeberg spricht sich gegen die Erkundungen aus: "Seitens der unteren Naturschutzbehörde bestehen gegen die geplanten Erkundungen und gegen die Realisierung zur Erdgasgewinnung aufgrund der schwer kalkulierbaren ökologischen Risiken für den Naturhaushalt erhebliche Bedenken", heißt es dort.

Helmuth Kruse kündigt an: "Sollten diese Pläne Bestand haben, werden wir uns mit einer Resolution des Kreistages dagegen wehren." Dies könnte bereits auf der nächsten Sitzung am 28. November geschehen. Das letzte Wort hätte jedoch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover.