Betreiber soll Kopf einer bundesweiten Bande sein, die mit Dopingmitteln handelte. 230 Polizisten durchsuchen insgesamt 41 Objekte.

Elmshorn. Die Polizei hat einen bundesweit agierenden Dopinghändlerring zerschlagen. Hauptverdächtiger ist ein 62 Jahre alter Elmshorner, dem 117 Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz zur Last gelegt werden. Gegen ihn erließ ein Richter Haftbefehl wegen Fluchtgefahr, der Mann kam in eine Untersuchungshaftanstalt. Außerdem ermittelt die Polizei gegen 35 weitere Personen, die teils als Gehilfen, Zwischenhändler oder Abnehmer der Mittel fungierten.

Die Großrazzia war penibel vorbereitet und lief unter strengster Geheimhaltung ab. 230 Beamte von Polizei und Zoll sowie sechs Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft Itzehoe verschafften sich am Donnerstag zeitgleich Zutritt zu 41 Objekten in sechs Bundesländern. Dabei soll es sich um Wohnungen von Beschuldigten, aber auch um Sporteinrichtungen gehandelt haben. Der Kopf der Gruppe ist laut Polizeiangaben ein 62 Jahre alter Mann, der in Elmshorn ein Sportstudio betreibt.

"Der Beschuldigte ist dringend verdächtig, sich seit Mai 2012 für Zwecke des Körperaufbaus und der Leistungssteigerung im Sport Dopingmittel in nicht geringen Mengen sowie verschreibungsmittelpflichtige Arzneimittel verschafft und diese auch an andere weiter veräußert zu haben", sagt Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe. Er spricht von einem "umfangreichen gewerbsmäßigen Handel mit Dopingmitteln und verschreibungspflichtigen Medikamenten". Durch diesen Handel in großem Stil soll sich der 62-Jährige eine fortlaufende und lukrative Einnahmequelle verschafft haben.

Die Ermittlungen werden von die Bezirkskriminalinspektion in Itzehoe geführt. Die Ermittler glauben, dem Elmshorner Studiobetreiber 117 konkrete Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz nachweisen zu können. Müller-Rakow: "Wir haben umfangreiche Beweismittel sicherstellen können." Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 62-Jährigen einen Haftbefehl beantragt, der am späten Donnerstagnachmittag vom Amtsgericht Itzehoe erlassen wurde. Das Gericht hatte auch die Durchsuchung der 41 Objekte genehmigt. Welche Bundesländer betroffen sind und welche Summen der Doping-Ring umsetzte, will Müller-Rakow aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben. Offenbar galten die Dopingpräparate aus Elmshorn aber in vielen Sportstätten als Geheimtipp.

Klar ist aber, dass dem Sportstudio-Betreiber eine empfindliche Strafe droht, wenn sich die Vorwürfe beweisen lassen. Schwere Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz werden mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet. Auch Mittäter und Abnehmer können mit Haft- oder Geldstrafen belangt werden.

Nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg handelt es sich bei dem betroffenen Sportstudio nicht um einen der großen, renommierten Sportanbieter in Elmshorn. Es soll sich vielmehr um eine kleinere Einrichtung im Norden der Stadt drehen, die sich insbesondere bei Bodybuildern großer Beliebtheit erfreut. Offenbar sind viele von ihnen jetzt in das Visier der Fahnder geraten.

Einige Athleten der Einrichtung schmiedeten in der Vergangenheit erfolgreiche Karrieren im Bodybuilding-Sektor und gewannen viele bundesweite Titel. Zeitungen berichteten über die sportlichen Erfolge der Athleten, die jetzt möglicherweise in einem anderen Licht erscheinen.

Auch der inhaftierte Hauptbeschuldigte soll im Laufe seiner Sportkarriere diverse Titel gewonnen haben, unter anderem den des Deutschen Seniorenmeisters. Das Sportstudio kann nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter betrieben werden.